Habe mich gefreut die Chance zu bekommen – Noel Eichinger im Interview

Joshi und Tom haben sich mit Noel Eichinger zum Gespräch getroffen. Das Interview könnt ihr hier lesen (Foto: Köglmeier)

Am 12.09.2025 trafen sich Joshi und Tom mit Noel Eichinger zu einem Gespräch. Das Thema: Leihspieler – wie erging es ihm damit? Was hat er erlebt? Welche Insights hat er bekommen? Natürlich gab es auch noch etwas Zeit, um allgemein zu quatschen.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Noel und beim Jahn für das angenehme Gespräch und dafür, dass es uns möglich gemacht wurde. Wir wünschen euch nun aber viel Spaß mit dem Interview! (Foto: Köglmeier)

Das Interview

Frage: Servus, Noel! Du bist jetzt nach deiner Leihe ja wieder zurück in Regensburg, hast du dich schnell wieder eingelebt?

Eichinger: Absolut, ich kannte die Abläufe ja bereits. Natürlich sind es viele neue Spieler, die ich noch nicht kannte, aber das war kein Problem und ich habe mich mit allen auf Anhieb verstanden.

Frage: Du warst ja bereits in vielen Städten als Fußballer – Mainz, Greifswald, Regensburg, was ist die schönste?

Eichinger: Mainz bedeutet mir am meisten, nicht nur wegen der Stadt, sondern vor allem auch wegen der Familie und Freunde. Danach kommt aber Regensburg, weil die Stadt sehr schön ist und ich viele tolle Menschen kennenlernen durfte. Leipzig ist total
anders als Regensburg, aber auch dort habe ich mich sehr wohl gefühlt. Greifswald war am weitesten weg von meiner Heimat und ist natürlich kleiner, aber auch dort habe ich mich sehr wohl gefühlt.

Frage: Warst du grundsätzlich dafür gewappnet, ausgeliehen werden zu können?

Eichinger: Schwer zu sagen. Natürlich ist einem jungen Spieler die persönliche Entwicklung sehr wichtig. Man weiß um die Möglichkeit einer Leihe, aber man möchte sich natürlich bei seinem Verein zunächst durchsetzen.

Frage: Wie war es bei deiner ersten Leihe?

Eichinger: Ich wusste, dass es schwer werden kann in der damaligen Kaderkonstellation auf Spielzeit zu kommen. Dementsprechend haben wir gemeinschaftlich entschieden, dass eine Leihe die beste Option ist für meine Entwicklung.

Frage: Wie ist das privat, wenn man verliehen wird und dann auch seine Familie und Freunde für einen begrenzten Zeitraum “zurücklässt”?

Eichinger: Es ist natürlich schwer, aber meine Familie und Freunde haben mich sehr stark unterstützt.

Frage: Identifiziert man sich als Leihspieler noch mit seinem Stammverein?

Eichinger: Ja, natürlich. Fußballerisch fokussiert man sich auf den Leihverein, aber ich habe auch die letzte Saison des Jahn so gut es ging verfolgt.

Frage: Hat man als Spieler ein Mitspracherecht, wohin man leihweise wechselt?

Eichinger: In gewisser Art und Weise, am Ende muss es für alle Parteien passen.

Frage: Wärst du grundsätzlich, auch bei weniger Spielzeit, in Regensburg geblieben, oder bist du lieber den Schritt eine bzw. zwei Ligen tiefer gegangen, um dort zu spielen?

Eichinger: Sehr schwierige Frage. Man möchte natürlich spielen und da ich auch noch jünger war, war mir das damals wichtiger. Ich glaube, das ändert sich über die Karriere und ist auch von Spieler zu Spieler unterschiedlich.

Frage: Zu Greifswald – wie hast du die Stadt und den Verein wahrgenommen?

Eichinger: Es war eine schöne Zeit. Die Atmosphäre im Verein war toll, der Verein ist ambitioniert und das hat mir sehr geholfen, mich dort auch persönlich weiterzuentwickeln, auch wenn ich mich verletzt hatte und dementsprechend leider nicht viel spielen konnte.

Frage: Wie würdest du die Leihe rückblickend insgesamt bewerten?

Eichinger: Es hätte natürlich besser laufen können, aber ich habe aus der Zeit viel gelernt und diese positiven Sachen versuche ich mitzunehmen.

Frage: Bist du generell ein Mensch und Fußballer, der versucht, nach vorne und nicht zurück zu schauen?

Eichinger: Ja, absolut. Ich habe schon einige Dinge erlebt in meiner Karriere, die mental nicht leicht waren, aber ich versuche immer, das Positive zu sehen und stärker zu werden.

Frage: Wie hat es dir dann in Leipzig gefallen während deiner zweiten Leihe?

Eichinger: Man merkt, dass Lok Leipzig sehr traditionsreich ist, der Fußball fühlt sich sehr ursprünglich an. Man weiß, wie wichtig Lok für die Fans ist und das überträgt sich sehr auf die Mannschaft und hat mir auch viel Kraft gegeben.

Frage: Deine ersten Spiele beim Jahn liefen recht gut. Wie ist dein Gefühl, dass du wieder hier bist?

Eichinger: Es war sehr schön, wieder zurück zu sein. Ich bin dankbar für die erneute Chance. Und nun gilt es, den Schwung aus Leipzig mitzunehmen, auf den Platz zu bekommen und meinen Teil dazu beizutragen, dass wir Punkte sammeln.

Frage: Wie würdest du im Nachhinein die Leihe nach Leipzig bewerten?

Eichinger: Die hat mir unfassbar gutgetan. Ich konnte mich eine volle Saison zeigen und wieder den Spaß am Fußball finden. Deswegen war das im Nachhinein der richtige Schritt, auch wenn es am Anfang nicht leicht war. Ich bin die ersten vier, fünf Spiele auf der Bank gesessen, hatte die Vorbereitung und die ersten Spiele verpasst. Am Ende der Saison hatte ich einen Muskelfaserriss und war krank, weshalb ich in den Relegationsspielen geschätzt bei 70 Prozent meiner Kraft war. Das Ende (Lok Leipzig verlor in der Aufstiegsrelegation zur 3. Liga gegen den TSV Havelse, Anm. d. Red.) hätte ich mir anders ausgemalt. Aber auch das macht einen stärker. 

Frage: Leipzig ist ja schon das zweite Mal in der Relegation gescheitert. Hat man das gemerkt?

Eichinger: Nicht unbedingt. Du willst ja als Spieler selbst aufsteigen. Aber natürlich gehört hinzu, dass das ein Traditionsverein ist, der früher oder später in den Profifußball gehört. Doch mit dieser Gemengelage muss man als Fußballer klarkommen. 

Frage: Du hättest ja am 19. Oktober die Gelegenheit, gegen Havelse Revanche zu nehmen… 

Eichinger: Natürlich. Der verpasste Aufstieg war bitter, auch weil ich, wie gesagt, nicht bei 100 Prozent war. Das ist ein kleiner Ansporn.

Frage: Es wirkt unsinnig, dass Meister aus der Regionalliga nicht aufsteigen dürfen. Wie stehst du zum Thema Aufstiegsreform?  

Eichinger: Da gibt es nichts zu diskutieren, dass da was geändert werden muss. Jeder, der den Fußball liebt, sollte einer Meinung sein: nämlich, dass Meister aufsteigen müssen.

Frage: Hast du überlegt, in Leipzig zu bleiben? 

Eichinger: Das habe ich immer ausgeblendet, weil klar war, dass ich hier noch Vertrag habe. Ich habe mich auf meine Entwicklung fokussiert. Als ich die Info bekam, dass Regensburg mit mir plant, habe ich mich gefreut, die Chance zu bekommen, die ich mir in Leipzig erarbeitet habe.

Frage: Wie war das Derby gegen Chemie? 

Eichinger: Ausnahmezustand in der Stadt. Bei jedem Heimspiel merkst du ohnehin schon: Diese Größenordnung ist für die Regionalliga ungewöhnlich. Beim Derby ist das nochmal eine andere Welt. Pure Emotionen, pure Leidenschaft. Das habe ich auch zuvor selten gesehen. Das ist auf jeden Fall eines der Top-Derbys in Deutschland.

Frage: In der Regionalliga Nordost spielen viele traditionsreiche Vereine. Hat dir das nochmal mehr dafür die Augen geöffnet? 

Eichinger: Ja, zu 100 Prozent. Wenn du dort gespielt hast, merkst du die Wucht, die hinter diesen Traditionsvereinen steckt. Das sollte man aber nicht mit anderen Ligen vergleichen, sondern es einfach genießen, wenn man dort spielen darf. Das ist einmalig auf der Welt, dass eine vierte Liga solche Zuschauerzahlen hat. 

Frage: Wenn dich ein anderer Spieler fragen würde: Hey, ich könnte verliehen werden. Was würdest du sagen?

Eichinger: Das kommt auf die individuelle Situation des Spielers an. Ich persönlich hatte kein schlechtes Erlebnis. Greifswald war unglücklich und mit Leipzig hatte ich den Idealfall, wie eine Leihe aussehen soll. Ich würde also keinem per se abraten, sondern jeder muss für sich wissen, womit er sich am wohlsten fühlt. 

Frage: Identifizieren sich Leihspieler weniger mit einem Verein? 

Eichinger: Von außen ist das natürlich leicht zu sagen. Aber in Leipzig hätte ich nach der verlorenen Relegation sagen können: Ist mir doch egal, ich bin nächstes Jahr in Regensburg in der 3. Liga. Aber man muss sich nur die Bilder anschauen, das sind pure Emotionen, bei allen in der Mannschaft, und da fühlst du als Leihspieler genauso mit. 

Frage: Der Jahn durchlebt gerade keine leichte Zeit. Kannst du verstehen, dass der Frust aus der letzten Saison die Zündschnur diese Saison kürzer macht bei den Fans und dass deswegen Ansagen wie nach dem Pokalspiel gegen Ansbach kommen?

Eichinger: Klar, ich bin nicht nur Spieler, sondern versuche mich auch in die Fans hineinzuversetzen. Ich stand bei mir zu Hause früher selbst im Block und habe mitgefiebert. Es ist ein Neustart, und, so schwer es ist, man muss versuchen, das von letzter Saison zu trennen. Klar ist auch, es hat sich viel aufgestaut. Aber unsere Verantwortung ist, uns auf den Fußball zu konzentrieren – denn nur so können wir das Engagement der Fans zurückzahlen. 

Anmerkung der Redaktion: Das Interview war vor den Spielen gegen Rot-Weiss Essen, Wehen-Wiesbaden und Ulm

Frage: Hast du einen Gruß an die Fans? Warum sollten sie zum nächsten Heimspiel kommen? 

Eichinger: Ohne die Fans können wir unsere Leistung nicht hundertprozentig abrufen, weil es einfach ein Zusammenspiel ist. Wenn wir auf dem Platz alles geben, geben uns die Fans wieder etwas zurück. Und da hoffe ich einfach, dass die Fans weiter zu uns halten und uns unterstützen. 

Social Media Auto Publish Powered By : XYZScripts.com