“Konstant weiterpunkten” – Mit neuem Mut gegen Stuttgart II

Nach dem erlösenden Sieg gegen Havelse, der angesichts der Tabellensituation fast schon Pflicht war, will die Jahnelf gegen den VfB Stuttgart II nachlegen. Hier lest ihr, was ihr dazu alles wissen müsst. (Foto: Köglmeier)

Der hart erkämpfte 2:1-Erfolg in Havelse war der erste Auswärtserfolg der Jahnelf in einem Ligaspiel seit April 2024 – und gleichzeitig bitter nötig im Abstiegskampf. Trainer Michi Wimmer war am Donnerstag in der Medienrunde dementsprechend froh. “Da ist eine Riesenlast abgefallen, weil das Thema einfach nervig war. Immer wurden wir darauf angesprochen. Das setzt sich irgendwann im Kopf fest”, sagte er.

Doch wer glaubt, die Jahnelf hätte auf der Heimfahrt aus Havelse eine Party im Bus gefeiert, der täuscht sich. “Die Spieler durften nach dem Spiel in der Kabine ein Bier trinken, aber im Bus war striktes Alkoholverbot”, erklärte Wimmer. Immerhin habe man auch nur ein Spiel gewonnen, wenn auch ein wichtiges. Stattdessen habe das Trainerteam im Bus nach Hause mit der Videoanalyse des kommenden Gegners begonnen.

Robin Ziegele ist nach seiner fünften gelben Karte gegen Stuttgart II gesperrt. Für ihn spielten entweder Leo Mätzler oder Nick Seidel, so Wimmer.

Oscar Schönfelder hatte nach dem Testspiel gegen Dresden muskuläre Probleme, weswegen er auch in Havelse fehlte. Man werde schauen, ob es nach den aktuellen Trainings eine Reaktion gebe, sagte Wimmer am Donnerstag. Dass Oscar als frisch gebackener Vater nicht unbedingt zu viel Schlaf komme, fügte unser Cheftrainer schmunzelnd hinzu, sei natürlich nicht förderlich.

Christian Kühlwetter ist aktuell wieder zurück auf dem Platz, aber trainiert vorerst individuell mit Athletiktrainer Simon Hecht. “Das Ziel ist, nächste Woche in Teilen ins Mannschaftstraining einzusteigen”, etwa bei Technikübungen, dämpfte Wimmer aber noch die Erwartungen. Es wird also noch dauern, bis Kühle wieder eine Option für die Startelf ist.

“Für Becks tut es mir selbst so ein bisschen leid”, sagte Wimmer über Phil Beckhoff, der bereits mit zwei Toren und engagierten Auftritten auf sich aufmerksam gemacht hatte, aber gegen Havelse 90 Minuten auf der Bank saß. Er habe schlicht das Pech, dass mit Noel Eichinger der wohl diese Saison formstärkste Jahnspieler dieselbe Position im Wimmer-System besetze. Generell schwebe ihm schon vor, nur einen defensiven ‘Sechser’ und zwei offensivere ‘Achter’ im Mittelfeld spielen zu lassen, sagte Wimmer. Das wäre ihm selbst auch lieber. Aber “aktuell von der Stabilität” tue dem Team ein defensiverer Spieler besser, sagte Wimmer. Zum Beispiel gegen Havelse habe er Leo Mätzler für die Absicherung der hohen Bälle vorgezogen. “Aber Becks trainiert gut, bleibt dran und steckt sein Ego zurück. Wenn er reinkommt, bringt er etwas Kreatives mit.”

Fabian Ziegler spiele hingegen aktuell keine Rolle. Er sei leider angeschlagen gewesen, sonst hätte er im Testspiel gegen Dresden Minuten bekommen. Doch aktuell hätten auf seiner Position andere Spieler die Nase vorn, sagte Wimmer.

Unseren Cheftrainer verbindet eine gewisse Beziehung zum VfB Stuttgart. Zwischen 2019 und 2022 war er dort Co-Trainer der ersten Mannschaft unter Tim Walter und Pellegrino Matarazzo. Wenige Spiele stand er interimsweise sogar als Chefcoach an der Seitenlinie.

Da ist es kein Wunder, dass er noch den ein oder anderen Spieler kennt, zum Beispiel habe er Samuel di Benedetto – der heute beim VfB II im Kader steht – trainiert und auch mit Dan-Axel Zagadou bestehe noch Kontakt, sagte Wimmer. “Uns erwartet eine sehr spielstarke Mannschaft, die gespickt ist mit Spielern, die eigentlich alle das Potenzial haben, mindestens eine Liga höher zu spielen”, sagte er. Man müsse natürlich sehen, wer aus der Profimannschaft dabei sei. “Aber egal, wer mit dabei ist, es wird eine Mannschaft kommen, die mit Selbstvertrauen spielt, die letzten zwei Spiele gewonnen und 18 Punkte hat und mit Sicherheit ihr Heil in der Offensive und in fußballerischen Lösungen suchen wird.” Man werde also andere Lösungen brauchen als gegen Havelse.

Unter uns gesagt ist es natürlich ein Wahnsinn, dass beim VfB mit Diehl, Zagadou oder Darvich Spieler eingesetzt werden, die genauso gut in der Bundesliga auflaufen könnten. Aber da brauche ich euch nicht viel erzählen, zumal sich diese Jungs vielleicht in einer ekligen Liga 3 vielleicht nicht mit einhundert Prozent reinwerfen. Da ist was drin!

Gegen die Zweitvertretung der Stuttgarter werden 8.000 Zuschauer im Jahnstadion erwartet, so das Medienteam vom Jahn. Im Training habe er nach dem erlösenden Havelse-Spiel eine “gewisse Positivität, mehr Emotionen” gespürt, sagte Wimmer. “Ich weiß natürlich nicht, ob das daran liegt, dass der Auswärtssieg da war oder dass wir 22 fitte Spieler haben”, die um den Startelfeinsatz konkurrierten.

Insgesamt wünsche er sich “einfach Selbstbewusstsein und den Mut, Fußball zu spielen”. Gegen den Ball sei man schon auf einem guten Weg. Die Entwicklung passe auch ergebnistechnisch mit sieben Punkten aus den letzten vier Pflichtspielen. Mit Verl, Osnabrück und Saarbrücken habe man gegen die aktuellen Plätze 3-5 gespielt. Hier sechs Gegentore kassiert zu haben, sei ok. Nur: “Wir schießen halt keins.”

Angesprochen auf diese Offensivschwäche des Jahn, sage Wimmer, er wolle sehen, dass man sich mehr Chancen erarbeite bzw. mit “Selbstbewusstsein und Torgier” auch mal aus dem Nichts etwas kreiere. “Ich würde es mir manchmal wünschen, wenn wir egoistischer vor dem Tor wären”, appelliert Wimmer an die Konsequenz seiner Stürmer. Aber: “Selbstvertrauen kriegst du nur, wenn am Samstag das Ding klingelt”, sagte Wimmer.

Die Marschroute ist klar: “Es kann nicht sein, dass wir wieder zwei oder drei verlieren, sondern jetzt muss man halt konstant weiterpunkten.” In diesem Sinne: Forza Jahnelf!

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