Nach der 1:3-Heimniederlage gegen RW Essen geht es am Dienstag gleich weiter in Wiesbaden. Es ist englische Woche, die am Sonntagabend mit dem Auswärtsspiel in Ulm endet. Tom hat sich mit dem kommenden Spiel auseinandergesetzt und wird einen kleinen Ausblick geben. Ich habe noch den Nachbericht gegen Essen für euch. Umzugsbedingt fällt dieser dieses Mal kürzer aus, was im Rahmen des Spiels aber wohl nicht allzu schwer ins Gewicht fallen wird. (Foto: Köglmeier)
Der Nachbericht zum Essen Heimspiel
Der Spielfilm:
Die Jahnelf konnte diesmal mit den beiden Routiniers und Hoffnungsträgern Dietz und Fein von Beginn an starten. Im Gegensatz zum Auswärtsspiel gegen Viktoria Köln oder dem katastrophalen Auftritt im Toto-Pokal gegen Regionalligist Anspach ließ sich die Truppe um Cheftrainer Michael Wimmer zumindest nicht herspielen und hielt anfangs gut mit. Dennoch ging die erste halbe Stunde klar an Essen. Nach ein, zwei kleineren Abschlüssen passierte dann das Unvermeidliche. In der 36. Minute brechen die Essener um Moustier mit einem einfachen Doppelpass durch fünf (!) verteidigende Regensburger. Geipl sieht dabei eher schlecht aus. Moustier zieht dann aus kurzer Distanz unter die Latte. Mizuta trifft ein paar Minuten später nur den Pfosten und so ging es mit einem verdienten 1:0 für die Rot-Weißen aus Essen in die Kabine.
Halbzeit zwei vergeht in großen Teilen unspektakulär, die Regensburger versuchen mit Hängen und Würgen die Beine auf dem Platz und das Tor sauber zu halten, während Essen sich schwertut, zwingende Chancen zu erspielen. Gegen Mitte der zweiten Hälfte kommt dann Fahrt ins Spiel. Fein spielt einen schönen eröffnenden Pass auf Eichinger, der legt den Ball stark über den Essener Verteidiger. Der mittlerweile eingewechselte Dustin Forkel läuft ein und vergibt, aber Eichinger ist da und kann den Abpraller zum 1:1 verwerten. Die Regensburger bekommen dann Wind unter die Segel und entwickeln einen guten Zug zum Tor – für genau vier Minuten. Fein grätscht im Mittelfeld einen Ball ab, der tänzelt ein wenig umher. Geipl will kommt aber nicht rechtzeitig an den Ball. Arslan spielt auf Moustier, der einen langen Ball spielt. Ziegele verliert in der Rückwärtsbewegung völlig den Ball und den Gegenspieler aus den Augen, bekommt den Ball in den Rücken gespielt, wo der einlaufende Mizuta einfach nur draufhalten muss. Das ist in allen Belangen einfach nur schwach gelöst. Bis zum Spielende müssen die Regensburger dann natürlich aufmachen. Kurz vor dem Schlusspfiff dümpelt der Ball mal wieder mitten im Nirgendwo hin und her. Keiner will, keiner kann. Dann sticht Essen nochmal durch: Owusu geht ins 1-gegen-1 gegen Poldi Wurm. Der kann nicht viel entgegensetzen und Owusu netzt mit dem Abpfiff zum 1:3-Endstand.
Zusammenfassend ist das eigentlich langsam aussichtslos. Die Mannschaft hängt irgendwo zwischen Wollen und (noch) nicht Können. Der Trainer wirkt ratlos: Im Nachgespräch analysiert er zwar alle Gegentore und das Spiel, sieht dieselben Fehler und Anfälligkeiten wie wir, aber kann nicht sagen, woran es liegt. Auch in ebenjenem Gespräch betont er mehrfach, dass nur noch Nuancen fehlen. Auf die Frage, welche denn genau, hat er auch keine so richtige Antwort. Er gibt der Mannschaft bis Ende September, Anfang Oktober Zeit, um das nötige Niveau zu erreichen. Dies sei allerdings immer noch weit weg von dem, was er gerne für Fußball spielen würde.
Irgendwann stellt sich wirklich die Frage, ob es bei den Verantwortlichen überhaupt ankommt, wie zermürbend es derzeit ist, Fan des SSV Jahn Regensburg zu sein.
Weit über 400 Tage
Es dürften mittlerweile weit über 400 Tage her sein, als es das letzte Mal noch einigermaßen Spaß gemacht hat, Jahn-Fan zu sein. Seit dem Auswärtssieg gegen Wiesbaden und dem damit verbundenen Aufstieg liegen bis heute Welten dazwischen. Aus einer langen und geplagten Zeit kommt es nun zum Wiedersehen, wo wir einst mit Joe Enochs den Aufstieg feiern durften.
Sicherlich kann man es einigen Fans mittlerweile nicht verdenken, wenn sie ihre “Spieltage” anders verbringen wollen. Doch auch wenn man aktuell recht mutlos den Jahn verfolgt: Eine Stadt, ein Team, ein Traum! Wenigstens wir müssen alles geben.
Auch wenn es gemischte Reaktionen auf den Unmut der Fans gibt: Noel Eichinger konnte in unserem Interview durchaus nachvollziehen, dass die Fans unzufrieden sind. Aber er konnte für die Vorsaison recht wenig. Auch Michael Wimmer bittet, nicht so auf die Mannschaft draufzuhauen, und nimmt sie in Schutz – vollkommen richtig und nachvollziehbar. Dennoch muss man, gerade nach dem Spiel gegen Essen, nochmals anmerken: Man ist satt von diesen schwankenden Leistungen. Satt, dass man sieht, dass eine Mannschaft einbricht. Und satt davon, dass teilweise grundsätzliche Dinge nicht klappen. Die Mannschaft kann es – davon sind wir überzeugt. Nur muss sie es schneller können, als bisher gezeigt.
So richtig gezeigt, wohin die Reise hingehen soll, hat Wehen Wiesbaden noch nicht. Zu Beginn der Saison gab es zwei Siege und ein Unentschieden, zuletzt gegen formstarke Duisburger und eben gegen Rot-Weiß Essen eine Niederlage. Die Bilanz ist also 2-1-2 bei einem Torverhältnis von 10:10. Der Jahn hat übrigens ein Verhältnis von 5:9.
Beim Ausbildungsverein von Noel Eichinger, bei dem dessen ehemaliger Jugendtrainer Nils Döring an der Seitenlinie steht, ist mit vier Toren Nikolas Agrafiotis Toptorschütze. Der beste Spieler laut kicker (was sich, zugegeben, mit meinen eigenen Beobachtungen deckt) ist der Torhüter Florian Stritzel. Also genau zwei Positionen, die dem Jahn schwerfallen dürften: das Tor zu treffen und gleichzeitig Tore zu verhindern.
Wie auch bei Joshi muss ich mich an dieser Stelle entschuldigen: Die Zeit ist für einen aufwendigen Vorbericht dann doch zu knapp bemessen gewesen. Gegen Wiesbaden wird es, auf dem Stand, auf dem unser Team ist, definitiv eine schwere Aufgabe. Wir wollten euch dies genauso vermitteln.
Forza Jahnelf
Anmerkung zum Schluss: Herzlichen Glückwunsch für dein 20-jähriges Jubiläum an unseren Stadionsprecher Christian!