Last, but not least – Bericht Karlsruhe und Blick Richtung Sonntag

Das letzte Heimspiel der Zweitligasaison 2024/25 ist vorbei. Und der Jahn spielt noch mal auf - oder so ähnlich. Ein kurzer Blick aufs Spiel, die Stimmen danach und den "alten" neuen Trainer. Außerdem schauen wir Richtung Sonntag.

Herzlich willkommen zum Nachbericht vom letzten Zweitliga-Heimspiel des SSV Jahn Regensburg in der Saison 2024/25 (und vielleicht auch erst mal der letzte Zweitliga-Nachbericht auf absehbare Zeit). Unsere Jahnelf schlägt sich gegen den KSC wacker und erkämpft am Ende ein durchaus verdientes 2:2. Das Spiel glänzte aber nicht zwingend durch spielerische Höhepunkte. Etwas interessanter waren die Gespräche mit den Spielern nach dem Spiel. Rasim Bulic und Christian Kühlwetter sprachen etwas offener über ihre Zukunft und über den doch recht plötzlichen Abgang von Andi Patz. Interimstrainer Munier Raychouni erzählte, wie er die Mannschaft motivieren wollte, und sprach ebenfalls über Kollege Patz. Außerdem werfen wir einen kurzen Blick auf Sonntag. (Foto: Gatzka)

Der Spielfilm

Die Jahnelf startete – bis auf Bulic für Ziegele – baugleich mit dem Köln-Spiel. Trainer Raychouni begründete dies später damit, dass man mit der Köln-Leistung zufrieden war und die Mannschaft belohnen wollte. Der KSC wechselte auf zwei Positionen. Verletzungsbedingt mussten die Karlsruher ohne echten Stürmer auflaufen – derzeit sind fünf Offensivakteure verletzt.

Und es ging schon früh los: Bereits in der 3. Minute ein Pass in den Rückraum, Wanitzek steht komplett blank und schlenzt den Ball ins lange Eck. Eine große Fehleranalyse bringt jetzt auch nichts mehr – sollte so aber nicht passieren. Ich bekam derweil auf der Pressetribüne schon Flashbacks. Dem einen oder anderen von euch sollte noch die 0:6-Klatsche gegen den KSC aus dem August 2022 im Kopf sein.

Ich sollte mich aber täuschen. Eine gute Viertelstunde passiert nichts. Dann: Eckball, Handwerker bringt die Flanke, die fällt auf den zweiten Pfosten und Rasim „Grätschengott“ Bulic hält die Wange rein – der Ball ist drin, 1:1. Ein Tor nach einem Standard – wer hätte es gedacht. Leider ein paar Spiele zu spät.

Das Spiel plätscherte wieder einmal vor sich hin. In der 31. Minute fasst sich Burnic ein Herz und zieht aus ca. 20 Metern einfach mal ab – der Ball schlägt unhaltbar für Keeper Pollersbeck ein. Zwei Gegentore aus der Distanz – die sind immer schwer zu verteidigen und tun weh. Im Großen und Ganzen geht der KSC an der Stelle aber verdient in Führung.

Vor der Halbzeitpause gibt es noch ein, zwei Möglichkeiten. Vor allem Conté hat die 3:1-Führung auf dem Fuß, als er in der 36. Minute Poldi Wurm den Ball von hinten abluchst und ihn und Bulic ohne Gegenwehr ausspielt. Vor Keeper Pollersbeck versagen ihm dann aber die Nerven – der Abschluss ist dann doch weniger gut.

In der 58. Minute reagiert der Trainer und wechselt Ernst und Hein aus. Er bringt Adamyan und Suhonen.

Dann eine weitere Ecke in der 66. Minute: Der Ball kommt auf die kurze Ecke und Hottmann köpft den rein. Das Ding war einstudiert. Zwei Treffer durch Standardsituationen in einem Spiel – Bestwert diese Saison. Somit steht es 2:2.

Kurz vor Schluss noch mal eine kleine Szene: In der Nachspielzeit bricht Ganaus noch mal durch und von der Pressetribüne hatte man den Eindruck, er geht auch mit Zug aufs Tor zu. Beifus reißt ihn von hinten um und sieht erst einmal Rot. Doch dann das wunderbare Theater namens VAR. Zuerst wird eine vermeintliche Abseitsstellung geprüft, dann plötzlich, ob das Foul überhaupt eine Notbremse war. Nach eingehendem Videostudium nimmt Schiri Weisbach die rote Karte dann zurück. Dem Trainer begründete er dies damit, dass Ganaus zwar durch gewesen sei, aber nicht zwingend noch aufs Tor hätte zulaufen können – und die Notbremse somit nicht gegeben sei. Schwamm drüber – allerdings hat die 3. Liga einen riesigen Vorteil: Das Schmierentheater VAR ist endlich vorbei.

Somit endet das Aufeinandertreffen zwischen dem KSC und dem SSV Jahn mit 2:2. Blickt man auf die Leistung beider Teams, für die es ja eh um nichts mehr ging, ist das durchaus gerecht.

Das Fazit:

Der Jahn macht, was der Jahn macht. Mein Lieblingsfazit zu den letzten fünf Heimspielen passt auch hier wieder. Der SSV Jahn Regensburg hat den Gegner auf das eigene Niveau runtergezogen. Der KSC vertändelte zu oft den Ball, wirkte zeitweise lethargisch und ließ sich vom Jahn einlullen. Die Jahnelf spielt bisweilen gut mit, setzt vor allem durch Standards wichtige Nadelstiche, macht aber auch – wie in der 36. Minute – kapitale Fehler. Eigentlich ein Spiegelbild der gesamten Saison.

Dass wir nach diesem Spiel zum dritten Mal in Folge ungeschlagen sind, zuhause sogar zum siebten Mal, trägt sein Übriges zum Frust der Fans bei. Wie kann man im eigenen Stadion so gut mithalten (in der Heimtabelle belegt man den 12. Platz) und auswärts mit zwei mickrigen Pünktchen und sage und schreibe 49 Gegentoren Woche für Woche blamable Leistungen erbringen? Man kann nur hoffen, dass die richtigen Leute die richtigen Schlüsse ziehen und die richtigen Entscheidungen und Maßnahmen treffen.

Die Stimmung

Die Hans-Jakob-Tribüne hatte im Laufe der Woche ein Statement (hier nochmal zum Nachlesen) unter dem Motto „Zukunft ohne Identität? Realitätsverlust kennt keine Liga – Kurswechsel jetzt!“ veröffentlicht, in welchem noch einmal deutlich gemacht wurde, dass nicht der Abstieg an sich, sondern das Abdriften in eine sich auf die Schulter klopfende und Fehler abnickende Leitkultur das Problem ist. In Anspielung darauf wurde in der ersten Halbzeit die Zaunbeflaggung unter dem gleichen Motto mit einer großen Zaunfahne behangen. Zudem wurden mehrere kleine Banner gezeigt, die vor allem an die Adresse von Achim Beierlorzer gingen. Sonst war der Support der HJT gewohnt stabil.

Der KSC präsentierte eine Wechselchoreo, die sich von einem rot-gelben Blockbild mit dem Motto „Freies Baden“ in ein blau-weißes Blockbild unter dem Motto „Freie Ultras“ wandelte. Der Gästeblock in unserem Stadion bietet sich generell für Choreos an – diese war eine der schöneren. Die KSC-Fans kamen natürlich auch platzbedingt (die Pressetribüne ist direkt neben der Nordkurve) teilweise brachial rüber. Ist ’ne wirklich stabile Szene.

Die Stimmen nach dem Spiel

Nach dem Spiel hatten wir die Möglichkeit mit Tim Handwerker, Rasim Bulic, Christian Kühlwetter und natürlich Interimstrainer Munier Raychouni zu sprechen.

Tim Handwerker hielt sich recht kurz und bündig. Zu seiner Zukunft konnte oder wollte er nichts sagen.

Christian Kühlwetter gab an, die Mannschaft sei überrascht über den recht plötzlichen Abgang von Andi Patz gewesen. Gerade die jungen Spieler, für deren Förderung sich Patz ja immer stark gemacht hatte, “hat das, glaube ich, mitgenommen”. Zu seiner Zukunft konnte er nur sagen dass er noch einen laufenden Vertrag in Regensburg hat, der ligaunabhängig gilt. Für mich klang das so, als wäre er durchaus bereit, diesen auch zu erfüllen.

Rasim Bulic freute sich über sein Tor und sprach etwas ausführlicher über seine Zukunft. Er gab an, sich in Regensburg wohl zu fühlen und sich auch durchaus als einen wichtiger Bestandteil des Teams zu sehen. Er meinte, ihm sei jetzt erstmal wichtig einen neuen Trainer und dessen Vorstellungen zu sehen, bevor er eine Entscheidung trifft. Zum Saisonverlauf wurde er durchaus auch ein wenig kritisch gegenüber den taktischen Abläufen. Er sagte, viele Spieler haben auf ihnen fremden Positionen spielen müssen und das taktische Konzept sei zu selten angepasst worden. Natürlich sind das keine neuen Erkenntnisse. Auch für ihn sei das Ausscheiden von Patz überraschend gewesen, allerdings kenne er das Fußballgeschäft daher habe er sich mit der Situation recht schnell abgefunden.

Munier Raychouni. Der Interimstrainer sprach auf der PK von abkippenden Spielern, die den Flügel öffnen und “ihr Herz auf dem Platz lassen”, und das wirkte tatsächlich glaubhaft. Der junge Trainer machte auf mich einen selbstbewussten und ehrlichen Eindruck. Auch im Nachgespräch ging er sehr viel auf die Motivation der Spieler ein, meinte man habe viele Gespräche geführt und den Spielern trotz der Situation vermittelt, was ihre Aufgabe auf dem Platz ist ist. Auf Patz angesprochen, meinte auch er, dass private Gründe eben private Gründe seien und alle dies auch akzeptiert hätten.

Der Blick in die Zukunft

Es ist nun endlich so weit: Wir haben den letzten Reisetag der Tour 2. Bundesliga 2024/25 erreicht. Am 34. Spieltag treffen wir auf den SV Darmstadt. Viele Entscheidungen sind bereits am vorletzten Spieltag gefallen. So wird uns Ulm zurück in die 3. Liga begleiten und der HSV steigt endlich auf.

Im Duell gegen den SV Darmstadt geht es um nichts mehr. Nicht mal mehr um die goldene Himbeere oder Ähnliches. Trotzdem erwarten wir ein letztes Mal Leistung. Das sind die Spieler uns Fans schuldig.

Darmstadt hat mit Florian Kohfeldt etwas, was wir nicht haben: einen Trainer. Und vermutlich auch mehr Spieler für kommende Saison unter Vertrag. Das letzte Spiel nehmen wir nochmal zum Genießen mit. Wir sind alle Fußballfans. Doch unser Fokus ist bereits weiter. Der der Verantwortlichen sicherlich auch – zumindest gab Achim Beierlorzer dies in der Pressekonferenz zu Protokoll.

Wir als Fans erwarten zeitnah nach dem Spiel gegen Darmstadt den neuen Trainer. Wer es wird, steht in den Sternen, und einfach Namen fallen zu lassen, ist nicht unser Stil. Die Beschreibung unseres Geschäftsführers Sport ist jedoch eindeutig und klingt passend. Der neue Trainer muss es aber schaffen, dass die Mannschaft, die er zur Verfügung gestellt bekommt, wieder 1889 % gibt. Anders wird die Kluft zu den Fans nicht zu überwinden sein.

Des Weiteren wünschen wir uns auch bald Klarheit bei einigen Spielern. Sicherlich möchten einige Fans viele der Spieler nicht wiedersehen. Aber dennoch haben sich einige entwickelt und gezeigt, dass sie in der 3. Liga durchaus den Unterschied ausmachen können. Bei anderen ist es die Vertragssituation, welche einen im Ungewissen lässt.

Ich freue mich auf Sonntag. Noch einmal Fußball genießen. Dennoch weiß ich, dass es direkt danach weitergehen muss und wir uns keinen Moment der Ruhe gönnen können. Hierfür war unsere Saison einfach zu schlecht. Damit wir bestmöglich vorbereitet sind, müssen wir jetzt handeln – und nicht in drei Wochen.

Forza SSV!

Tom

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