In Runde 2 gekämpft

Endlich mal wieder ein Heimspiel im DFB-Pokal. Endlich mal wieder Bochum. Endlich mal wieder 2. Runde. Unsere Nachlese. (Foto: Sebastian Widmann / Getty Images)

Der Spielfilm

12.581 Fans durften von der ersten Minute an leidenschaftlich verteidigende Regensburger erleben, die sich mit einer etwas überraschenden Umstellung auf eine Dreierkette den Bochumern entgegenstellten und den Erstligisten lange Zeit vom eigenen Tor fernhielten. Bochum übernahm dennoch schnell die Kontrolle über das Spiel, während der Jahn auf seine Chancen wartete. Beide Mannschaften taten sich jedoch schwer, zwingende Torchancen zu kreieren.

Bis zur 28. Minute sollte es dauern, bis sich eine erste echte Torchance auftat, die allerdings eher als Zufallsprodukt der Bochumer Abwehr beschrieben werden kann. Nach einem verunglückten Klärungsversuch von Loosli kam Kother aus rund 22 Metern zum Abschluss und verfehlte das Kreuzeck nur denkbar knapp. Dies schien jedoch auch die Bochumer endgültig wachzurütteln. Die Mannschaft aus dem Ruhrpott drückte gerade zum Ende der ersten Halbzeit noch einmal ordentlich auf den ersten Treffer und zwang in Person von Maxi Wittek per Fernschuss Felix Gebhardt zu einer Glanzparade. Keine zwei Minuten später konnte Broschinski gut sieben Meter vor dem Tor gerade noch so von einem Regensburger Abwehrbein geblockt werden.

So ging es mit einem 0:0 zum Pausentee, was trotz Bochumer Überlegenheit durchaus gerecht war. „Wir hatten das Gefühl, dass wir alles unter Kontrolle haben, doch das Tor hat gefehlt“, ließ sich Anthony Losilla, der Kapitän des VfL Bochum, nach dem Spiel zitieren.

Was sich mit Anpfiff der zweiten Halbzeit dann im Jahnstadion abspielte, hatten wohl nur wenige Jahnfans auf dem Zettel. Beide Mannschaften kamen wie die Feuerwehr aus der Pause und erhöhten das Tempo. Die Bochumer kamen innerhalb der ersten fünf Minuten gleich zu zwei guten Chancen, und einmal lag der Ball sogar im Regensburger Tor. Broschinski hatte einen Abpraller per Volley in die Maschen befördert, aber das Tor wurde durch eine korrekte Abseitsentscheidung zurückgenommen! Maxi Wittek prüfte kurz darauf abermals Felix Gebhardt, nachdem er auf der linken Seite durchgebrochen war. Erneut konnte sich der Keeper auszeichnen. „Wir mussten Phasen überstehen, in denen wir einen überragenden Torwart hatten“, lobte Cheftrainer Joe Enochs auf der Pressekonferenz nach dem Spiel Felix Gebhardt ausdrücklich.

Die Paraden unserer Nummer 1 schienen auch seine Vordermänner zu motivieren, hinten die Null stehenzulassen – komme, was wolle. Plötzlich kam auch die Jahnelf zu besseren Chancen, wobei Kühlwetter immer öfter auffällige Aktionen hatte. Nach zwei Abschlüssen, die nur knapp das Tor verfehlten, sollte die beste Torchance bis dahin aber Kai Pröger bekommen, der nach einer schönen Kombination in der 60. Minute auf rechts freigespielt wurde, um dann wuchtig abzuschließen. Drewes konnte aber gerade noch mit einer Fußparade den Ball an den linken Pfosten lenken und somit den Führungstreffer verhindern.

Bochum schien plötzlich ein wenig mit der Wucht der Jahnelf überfordert zu sein und ließ sich immer wieder in gefährliche Kontersituationen verleiten. Eine davon, in der 69. Minute, sah Dominik Kother nach einem Zuspiel von Pröger alleine auf das Tor zulaufen. Kother kam jedoch nicht mehr zu einem kräftigen Abschluss, und Drewes konnte zur Ecke parieren. Diese sollte es dann aber in sich haben! Unser Kapitän Andi Geipl schlug den Ball von rechts herein, der erst an Freund und Feind vorbeizufliegen schien, aber schließlich von Ernst angenommen wurde. Dieser beförderte den Ball mit Wucht noch einmal von links in den Strafraum. Nach einem Pingpong landete die Kugel über Kother bei Ballas, der mit einem wuchtigen Linksschuss den Ball aus acht Metern unter die Latte beförderte und Drewes keine Chance ließ – 1:0, und das Stadion kannte kein Halten mehr! „Am Ende des Tages ist es egal, wer das Tor macht. Wir hatten vorher schon gute Möglichkeiten“, gab sich Florian Ballas danach bescheiden.

Die Bochumer schienen ein wenig am Rückstand zu knabbern zu haben und fielen gerade in dieser Phase durch frustrierte Spieler auf, wobei sich gleich vier Spieler im Laufe der Partie eine gelbe Karte wegen Meckerns abholten. Der Jahn präsentierte sich giftig und vor allem auch griffig in den Zweikämpfen und ließ den Bochumern kaum Platz zum Atmen. So konnte Bochum sich bis zur Nachspielzeit keine wirklich nennenswerten Chancen mehr erarbeiten, wobei Bero nach einem Zuspiel von Bamba den Ball aus gut 10 Metern denkbar knapp über den Kasten von Felix Gebhardt setzte.

„Je länger es 0:0 stand, desto mehr ist unser Glaube gewachsen, dass noch etwas gehen könnte. Die eine Situation haben wir eiskalt genutzt“, stellte Felix Gebhardt stolz nach dem Spiel fest und avancierte so auch zum Man of the Match. „Wir haben nach dem Gegentor vielleicht ein wenig zu kopflos agiert”, ließ sich Maxi Wittek nach dem Spiel zitieren, und sein Cheftrainer Peter Zeidler schien auf der Pressekonferenz nach dem Spiel nicht weniger enttäuscht: ‚Wir waren heute nicht in der Lage, unsere allerbeste Leistung auf dem Platz zu bringen.‘ Für den Jahn geht es nächste Woche nun nach Berlin zur Hertha, während Bochum zum Saisonauftakt in Leipzig gastiert.

Mitarbeit: Zeiller

Die Spieler-Stimmen zum Spiel

Kai Pröger

Frage: Hat euch dein Pfostenschuss noch einmal einen richtigen „Motivationsschub“ gegeben?
Antwort: Ich glaube, wir sind gut aus der Halbzeit gekommen, waren besser im Spiel und haben mutiger unsere Konter ausgespielt.

Frage: Wann war die Überzeugung da, dass ihr heute wirklich gewinnen könnt?
Antwort: Eigentlich das ganze Spiel über. Natürlich kann man nicht alles gegen einen Bundesligisten verteidigen, aber ich glaube, Bochum hatte nur wenige große Chancen.

Frage: Du bist als Rechtsverteidiger immer in die Fünferkette gerückt. Wie hat dir das gelegen?
Antwort: Es ist nicht meine Wunschposition, aber der Trainer stellt die Mannschaft auf, und ich versuche, meine Aufgaben so gut wie möglich zu lösen.

Andreas Geipl

Frage: Ihr seid das Pokalspiel heute so angegangen, wie man es muss, oder?
Antwort: Ja, man hat gesehen, dass es ein KO-Spiel ist, das wir von der ersten Minute an angenommen haben. Natürlich kam Bochum zu Chancen, aber Felix Gebhardt hat wiederholt sehr gut gehalten. Auf dem Feld hatten wir das Gefühl, gut in die Zweikämpfe zu kommen und griffig zu sein. In der zweiten Halbzeit hatte Bochum zu Beginn eine Druckphase, aber der Pfostenschuss von Kai Pröger war für uns ein „Hallo-wach“-Moment. Wir sind froh, zu Hause gewonnen zu haben.

Frage: Was wäre euer Wunschgegner in der 2. Runde?
Antwort: Mir ist es tatsächlich ganz egal. Ein sehr großer Gegner wäre natürlich cool, aber wir nehmen es so, wie es kommt.

Florian Ballas

Frage: Für dich ein schönes Gefühl, das Siegtor zu erzielen, oder?
Antwort: Ja, absolut, aber am Ende ist es egal, wer trifft.

Frage: Was war heute der ausschlaggebende Punkt?
Antwort: Zum einen die vielen Paraden von Felix Gebhardt in der ersten Halbzeit. Wären wir dort in Rückstand geraten, wäre es sehr schwer für uns geworden. Offensiv sind wir gerade in der Mitte der zweiten Halbzeit besser ins Spiel gekommen, wo wir auch das Gefühl hatten, dass Bochum nicht mehr so im Spiel war.

Felix Gebhardt

Frage: Wie hat das Spiel von deiner Position ausgesehen?
Antwort: Wir waren effizient und haben uns in alle Situationen hineingeworfen.

Frage: Ist die Zuversicht mit zunehmender Spieldauer gewachsen?
Antwort: Umso länger es 0:0 stand, desto mehr wurde uns bewusst, dass wir etwas holen können. Bis zum 1:0 ist unser Vertrauen von Minute zu Minute gewachsen.

Mitarbeit: Hübner

Die Taktikanalyse

Der Inhalt in wenigen Punkten
  • Formationen: Der SSV Jahn Regensburg trat gegen den VfL Bochum in der ersten Pokalrunde an, wobei Regensburg eine 5-1-2-2 / 5-3-2 Formation wählte, um dem Angriffspressing und Positionsspiel von Bochums Trainer Peter Zeidler entgegenzuwirken. Bochum spielte in einer 4-1-2-1-2-Raute, mit nur einer Änderung zur erfolgreichen Partie gegen Le Havre.
  • Regensburgs Pressing: Der Jahn setzte ein bogenförmiges Pressing ein, um die Bochumer Innenverteidiger zu stören und die Verlagerung des Spiels zu verhindern. Die Innenverteidiger von Bochum wurden stark gedrängt, was zu einer Unterbesetzung im Sechserraum führte.
  • Probleme und Anpassungen: Regensburg hatte Probleme, die Flügelverteidiger richtig zu positionieren, was Bochum Räume im Rücken der Außenverteidiger ermöglichte. Bochum versuchte, diese Räume auszunutzen, indem sie Innenverteidiger weit aufrücken ließen.
  • Bochums lange Bälle: Bochum griff auf lange Bälle zurück, um die Regensburger Abwehr zu überlisten. Die Jahn-Defensive konnte häufig befreien, indem sie den Raum gut schloss und das Gegenpressing effektiv einsetzte.
  • Bochums Pressing-Taktik Bochum verteidigte in einem 4-2-2-2-System, wodurch Regensburgs zentrale Mittelfeldspieler tiefer standen. Bochum hatte Schwierigkeiten, die breitere Aufstellung und die tiefe Überzahl im Aufbauspiel des Jahn zu neutralisieren, was den Jahn zu direkten Bällen und Umschaltspielen zwang.
Der Inhalt detailliert

Erscheint in den kommenden Tagen in Zusammenarbeit mit einsachtvieracht bzw. spielverlagerung.de….

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