Der SSV Jahn und die Frage: Gibt es bald ein Frauenteam?

Der Zweitligist der Männer beschäftigt sich mit der Frage, ob man ein Frauenteam aufstellen soll. Endlich. Diese Idee könnte zu einer Erfolgsgeschichte werden, aber dennoch ist weiter Vorsicht geboten. (Foto: CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Der Jahn und der Frauenfußball

Wir leben in modernen Zeiten und das ist auch gut so. Gerade deswegen ist es nichts Neues, dass es immer mehr und bessere professionelle Fußballerinnen gibt. Alleine als Oberpfälzer sollten wir doch alle Sara Däbritz kennen. Auch das Interesse sowie das Geschäft um den Frauenfußball boomt weltweit. Das letzte große Turnier der deutschen Frauennationalmannschaft ging an den Wenigsten vorbei und darüber gab es auch einige Diskussionen, selbst Public Viewings wurden organisiert. Kein Wunder also, dass sich der DFL bzw. auch die Gesellschaft auf die Fahne geschrieben hat, den Frauenfußball weiter zu fördern.

Wie ist es eigentlich bei unserem SSV Jahn Regensburg? Stöbert man auf der Website unserer Fußballabteilung, so findet man vor allem eins: Nichts zum Thema Frauenfußball. Auch auf der Website des Stammvereins meist gähnende Leere. Das ist sehr schade. Lediglich die Futsal-Abteilung des e. V. kooperiert ebenfalls mit dem SC und hatte schon einige Mädels im Kader.

Doch braucht es den Frauenfußball beim Jahn überhaupt? Grundsätzlich soll sich natürlich jeder seine eigene Meinung dazu bilden. Meiner Meinung nach wäre es jedoch nicht schlecht, wenn es in Regensburg neben dem SC Regensburg (aktuell Landesliga) einen weiteren Frauenfußballverein in der Stadt geben würde.

Der wohl höchstklassige Verein der Oberpfalz ist der TSV Theuern in der Bayernliga. Und dann wird es eben auch schon dünn. Natürlich gibt es in Bayern einige hochklassige Vereine – diese seien jedoch bewusst ausgeklammert. Wir müssen nicht über die Vertretungen von Bayern, Nürnberg und Co. sprechen. Am Ende mangelt es dem Frauenfußball aber wie vielen anderen Mannschafts- und Vereinssportarten auch an aktiven Sportlerinnen. Leider engagieren sich immer weniger Menschen im Verein. Und das ist sehr schade. Dennoch wirkt es so, als könnte man noch viel mehr Mädels und Frauen in der Oberpfalz zum Fußball bewegen, wenn Themen wie Entfernung zum Verein kleiner wären.

Doch zurück zur Frage: Braucht es den Frauenfußball beim Jahn überhaupt? Denn reicht der oben genannte Umstand alleine schon dafür aus, sich auf die Gründung einer Abteilung für Damen zu konzentrieren? Immerhin ist es mit Aufwand, Kosten und sehr viel Zeit verbunden. Wie so oft hat man jedoch auch ein gewisses Eigeninteresse daran. Und das hat beim Jahn konkret mit der Lizenz für die 2. Bundesliga zu tun.

Das Lizenzierungsverfahren

Die Lizenz für die 2. Bundesliga und das Verfahren hierzu: Von einigen verteidigt, von einigen stark kritisiert, hat es eine wichtige Aufgabe in unserem System:

Die Lizenz ist die höchstpersönliche Berechtigung des Lizenznehmers zur
Nutzung der Vereinseinrichtungen Bundesliga oder 2. Bundesliga und ist
nicht übertragbar.

Lizenzierungsordnung (LO) der DFL

In einfachen Worten: Die Lizenz stellt das Startrecht der Vereine in den jeweiligen Ligen dar. Um eine Lizenz zu erhalten, müssen die Clubs auf Antrag ein standardisiertes Verfahren durchlaufen, in welchem verschiedenste Sachen, u.a. die Finanzen, geprüft werden.

Es soll aber in diesem Artikel nicht um die Feinheiten dieses Verfahrens gehen. Daher verweise ich auf folgende Website der DFL auf welcher ein recht anschauliches Bild zu dem ganzen Thema gegeben wird.

Der Frauenfußball – (bald) ein A-Kriterium

Wir blicken nun speziell auf den Frauenfußball. Doch bevor wir einen Blick auf §3 der Lizenzierungsordnung (LO) werfen, sollten wir erst festhalten, was ein sogenanntes A-Kriterium ist. Hierfür liefert die LO in Ihrer Präambel eine kurze Erklärung.

“Erfüllt ein Lizenzbewerber eine Voraussetzung für die Lizenzerteilung nicht, kann ihm keine Lizenz erteilt werden, es sei denn, die Voraussetzung enthält ausdrücklich die Möglichkeit einer Ausnahmegenehmigung und diese wird erteilt, oder die Voraussetzung ist ausdrücklich als B- oder C-Kriterium gekennzeichnet.”

Lange Rede, kurzer Sinn: Ein Kriterium der Kategorie A ist also eine nicht verhandelbare Bedingung, welche erfüllt werden muss. Es sei denn, eine Ausnahme ist möglich oder es werden Auflagen erteilt. B-Kriterien können bei Nichterfüllung sanktioniert werden und C-Kriterien stellen eine reine Empfehlung da.

Wieso ist das wichtig? Nun, wenn wir zur Förderung des Frauenfußballs im Rahmen der Lizenz kommen, sprechen wir automatisch über §3. Dieser Paragraph gibt vor, welche sportlichen Kriterien der Wettbewerber erfüllen muss, um eine Lizenz zu erhalten. §3 Nr. 1 gibt somit logischerweise vor, dass man sich sportlich qualifiziert haben muss. Interessanter ist nun die Nr. 3:

Wie man dem Bild entnehmen kann, ist es ein sportliches Kriterium, dass die Bewerber auf eine Lizenz den Frauenfußball fördern. Dies kann durch eine eigene Mannschaft in einem offiziellen Wettbewerb oder durch eine Kooperationsvereinbarung mit einem anderen Fußballclub geschehen. In der uns vorliegenden Fassung der LO aus dem Jahr 2023 war dieses Kriterium noch eines der Klasse B. Meinen Kenntnissen nach wird dieses Kriterium bald höher gruppiert und ist bald eines der Kategorie A und somit verpflichtend für alle Clubs der DFL.

Wie könnte eine Förderung aussehen? Nachfrage beim SSV Jahn

Das ist nun natürlich die große Frage. Was kann der Jahn tun? Oder was tut der Jahn? Schließlich wurdem Jahn eine Lizenz ohne Auflagen erteilt. Hier für haben wir beim SSV Jahn Regensburg selbst nachgefragt und folgende Antworten bekommen:

Allgemeine/Hintergrundinformationen des SSV Jahn Regensburg:

Bei der DFL Mitgliederversammlung am 17.11.2022 wurde die Pflicht zur Förderung des Frauenfußballs mit Wirkung zur Saison 2023/24 beschlossen. Der SSV Jahn hat damals für diese Verpflichtung gestimmt. In der Lizenzierungsordnung steht seither unter § 3 Punkt 3. im Wortlaut: „Als sportliches Kriterium wird zudem verlangt, dass der Bewerber den Frauenfußball fördert sowie einen Beitrag zu seiner Professionalisierung und zur Steigerung seiner Beliebtheit leistet, indem er eine Frauen- und/oder Mädchenmannschaft zu offiziellen Wettbewerben anmeldet oder eine Kooperationsvereinbarung mit einem Fußballclub abschließt, der eine Frauen- und/oder Mädchenfußballabteilung unterhält (B-Kriterium).“

  1. Dem SSV Jahn Regensburg wurde eine Lizenz ohne Bedingungen und Auflagen erteilt. Inwiefern erfüllt der Jahn §3 Nr. 3 (Förderung des Frauenfußballs)?

    Der SSV Jahn unterhält eine Kooperation mit dem SC Regensburg zur Förderung des Mädchen- und Frauenfußballs und erfüllt darüber die Anforderungen von § 3 Punkt 3. der Lizenzierungsordnung.
  2. Wie genau sieht eine Unterstützung des Frauenfußballs in der Region aus? Gibt es z.B. eine Zusammenarbeit mit dem SC Regensburg?

    Die Kooperation mit dem SC Regensburg hat vielschichtige Inhalte. Dazu zählen die Schulung und Ausbildung von interessierten Trainer:innen, das Angebot zu einem Wissens- und Erfahrungsaustausch auf allen Ebenen, die Möglichkeit für Hospitationen und die Einräumung von verschiedentlichen Ticketing- und Kommunikationsleistungen. Darüber hinaus unterhält der SSV Jahn mit der Jahn Fußballschule ein offenes Bewegungsangebot für alle ostbayerischen Mädchen und Jungen im Alter von 6 bis 13 Jahren, die großen Spaß am Fußball haben und ihre Freizeit aktiv damit gestalten wollen.
  3. Plant der SSV Jahn Regensburg die Gründung einer eigenen Frauenfußballmannschaft?

    Der SSV Jahn beschäftigt sich gerade mit seiner strategischen Positionierung im Bereich des Mädchen- und Frauenfußballs. Die Gründung eigener Teams im Bereich des Mädchen- und Frauenfußballs stellt hierbei eine reale Option dar. Grundvoraussetzung hierfür ist jedoch eine geeignete Infrastruktur für die Durchführung des dazugehörigen Spiel- und Trainingsbetriebs. Über eine solche Infrastruktur verfügt der SSV Jahn im Status Quo noch nicht.

Fazit

Man kann erkennen, dass dem Jahn das Thema definitiv nicht egal ist und er es eben nicht nur aus Gründen der Lizenz unterstützt, sondern den Weg mit der Zeit geht. In Bochum, Mainz, Berlin und einigen Fußballstädten, erlebte der Frauenfußball einen Boom durch die Gründung neuer Strukturen. Eines einte diese Standorte aber alle: Vorsicht. Der Anspruch darf anfangs im sportlichen Bereich wie aktuell bei den Planungen nicht zu hoch sein, ansonsten könnte ein solches Projekt sehr schnell in die Hose gehen. Das wäre schade.

Die Gründung eigener Teams im Bereich des Mädchen- und Frauenfußballs stellt hierbei eine reale Option dar.

Lange Stille rund um Frauenfußball beim Jahn, die Planungen laufen aber

Natürlich lässt sich hier auch wieder debattieren, wieso aktuell nicht ggf. weitere, intensivere und öffentliche Anstrengungen unternommen werden. Meines Erachtens darf man jedoch nie vergessen, dass es für wirtschaftlich nachhaltige Lösungen Zeit braucht. Außerdem hat der Jahn noch andere Baustellen, die Vorrang haben. Man muss hier auch auf den Neubau unseres NLZ verweisen. Durch das NLZ könnten aber Räumlichkeiten und Plätze frei werden, die man perspektivisch für Frauenfußball verwenden könnte.

In Summe bleibt für mich festzuhalten, dass die Anstrenungen für mich zum aktuellen Zeitpunkt ausreichend sind. Da man lange nicht wusste, ob man es wirklich in die 2. Liga schafft und eben andere Projekte anstehen, bremst leider aktuell die Entwicklung. Nichtsdestotrotz darf man das langfristige Ziel nicht aus den Augen verlieren, denn als nachhaltiger und vielfältiger Verein wie es der Jahn sein mag, darf man diese immens wichtige sportliche und gesellschaftliche Entwicklung nicht verpassen.

Ein guter Grundstein ist mit der Zusammenarbeit mit dem SC Regensburg gesetzt. Ansonsten bleibt aktuell vor allem auf eins weiterhin stark wertzulegen: Gleichberechtigung, Förderung und gerade unseren fußballinterssierten Frauen eine fußballerische Heimat zu bieten, in der sie sich wohlfühlen. Egal ob als Spielerin, Mitarbeiterin oder Fan.