Alles oder nichts

„SSV Jahn, du sollst heute Sieger sein!“, wird es durch Wiesbaden hallen. Nur noch ein Sieg bleibt, um nächstes Jahr in der 2. Bundesliga spielen zu dürfen. Lasst uns das nächste Kapitel unserer Geschichte schreiben. (Fotos: Köglmeier)

Kurzer Rückblick auf das Hinspiel

Sichtlich motiviert vom Busempfang merkte man der Jahnelf heute schon an, dass sie auf dem Platz alles lassen wollten. Dabei zeigte auch Joe Enochs, dass er sein Team perfekt auf den Gegner zum Anpfiff eingestellt hatte und nahm Wiesbaden viele ihrer Stärken. Dazu gehörte aber auch, dass das Team endlich wieder den Biss zeigte, den man von unserem Team sich doch die letzten Spieltage immer so gewünscht hatte!

Endlich lief man wieder hoch an, endlich ging man die letzten nötigen Meter, um noch ein Bein an den Ball zu bekommen und ebenso sah man auch wieder das gegenseitige Motivieren statt Meckern.

So opferte sich Ziegele auch vor dem 1:0 für das Team, indem er durchzog und somit den Ball überhaupt scharf machen konnte für den Konter, der dann auch den Treffer einleitete. Hierbei kann man auch nur mal den Schiedsrichter loben, der die Vorteilsregel konsequent nutzte und somit auch dem Spiel nicht seinen Stempel aufdrückte, sondern es den Teams überließ, für Schlagzeilen zu sorgen.

Mit viel Wucht und auch Überzeugung zog sich das dann weiter bis zur Halbzeit, wobei wir aber leider keinen zweiten Treffer mehr nachlegen konnten. Als Wiesbaden nach der Pause umstellte, merkte man aber bedauerlicherweise, dass das Team eben doch einen Zweitligakader hat und gut nachlegen konnte – daran hatte die Jahnelf erst mal zu knabbern.

Dennoch ließ man sich nicht unterkriegen und biss sich weiter fest in das Spiel, daran änderten auch nichts die beiden überaus unglücklichen und ärgerlichen Gegentreffer zum 1:1 und 1:2. Nicht viele hätten gedacht, dass das Team sich von diesen Rückschlägen nicht mehr erholen würde, aber auch dank der Zuschauer merkte man dem Team an – heute nicht! So fasste sich Kother nach einem guten Pass von Viet ein Herz und schloss fulminant in die obere rechte Ecke ab. Der Jahn warf noch mal alles rein für einen Lucky Punch, welcher aber enttäuschenderweise nicht mehr gelingen wollte. Dennoch sah man wieder ein Team auf dem Platz, was das das Vereinswappen auf der Brust trug und die Jahn-DNA auch endlich wieder ausstrahlte.

Florian Zeiller

Lasst den Auswärtsblock explodieren

Irgendwie war am Freitag wieder so ein komisches Spiel: Erst startest du jahnsinnig in die erste Halbzeit, lässt Wiesbaden keinen Stich machen, liegst zurück und gleichst wieder aus. Football, bloody hell. Das Hinspiel hatte dann so einen typischen Charakter eines KO-Spiels, jeder wollte, aber niemand wollte unnötig ins Risiko gehen. Aber das Rückspiel wird keineswegs so ein Spiel werden, es ist mit dem Gleichstand aus dem Hinspiel schlichtweg ein Finale um das Ticket in die 2. Bundesliga. Für diese Spiele liebe ich diesen Sport aber auch irgendwie, wenn es um alles geht, man schon Tage vorher mit Freunden gespannt hin- und herschreibt, zwischen Träumerei und Zweckpessimismus versinkt.

Bis heute erlebte ich selbst Ereignisse bei diesem Verein, die im Laufe der Zeit über wiederkehrende Erzählungen zu Legenden geworden sind. Jahre später sind sie Anekdoten zum in Erinnerung schwelgen, das treibt an. Ausnahmespieler wie Grüttner oder Thommy, oft wird mir von Petr Stoilov oder Enrico Kern erzählt. Ein mit Bier begossener Heiko Herrlich. Geipls Elfmeter in der Relegation gegen Wolfsburg. Die folgende Relegation gegen 1860 sowieso. Oder auch das Traumtor von Oli Hein beim „Wunder von Karlsruhe“. Die beste Zweitligasaison mit gedrehten Spielen wie gegen Düsseldorf oder Ingolstadt. Auch die Siege im DFB-Pokal gegen Köln oder der 5:0-Auswärtssieg beim HSV. Diese Momente prägen. Und die Lust, sowas wieder zu erleben, ist am Dienstag unendlich groß.

Man kennt die Geschichten aber auch, dass sich Fans an einem bestimmten Ort in ihrer Stadt treffen und dann gemeinsam zum Stadion pilgern, dass man im Stadion Freunde findet, nach einem Tor in den Armen von fremden Leidensbrüdern liegt. Man kennt sich, man grüßt sich, man lebt für die gleiche Sache. Wo Liebe ist, ist die Wut aber nie weit, weil es jedem halt so brutal wichtig ist, so flogen nicht wenige Male in dieser Saison die Fetzen nach Spielen, in Diskussionen, ja, teils sogar in Glaubensfragen. Aber ganz ehrlich, das ist am Dienstag egal, denn wir fahren als eine Einheit nach Wiesbaden. Zu dieser Einheit zählen auch die Spieler, das müssten sie wohl spätestens beim Busempfang gespürt haben. Die Fangesänge wurden im Laufe des Spiels auf den Tribünen immer lauter, scheiße, war das geil! Die Fans haben einen nicht zu unterschätzenden Anteil am späten Ausgleich.

Und so besteht bei mir keinerlei Zweifel, dass wir auch auswärts bei diesem Kunstprodukt das Stadion beherrschen. Verlieren ist schlichtweg keine Option. Die eigene Mannschaft wird nach vorne gepeitscht, bis der Schiedsrichter die Partie beendet. Und dann fahren wir mit dem Aufstieg in der Tasche zurück in die schönste Stadt der Welt und feiern, feiern und feiern. Und läuft es anfangs nicht so, der denkt an Düsseldorf, Hamburg oder auch Ingolstadt, denn dann weiß man, was der Mythos Jahnsinn alles entfachen kann. Denkt man an das, dann kämpft man weiter, für diese Momente. Es heißt nicht umsonst: „Kämpfen UND siegen“.

Man merkt, bei mir kribbelt es schon. Was soll ich jetzt noch sagen?

Es zählen nur noch diese 90+X Minuten für diesen Traum von Liga 2. Brennt für Rot-Weiß. Macht euch zu Helden.

RATISBONA, PER SEMPRE!