Der Blick auf den Aufstiegskampf

Der Aufstiegskampf in der 3. Liga ist wie jedes Jahr Spannung pur. Wer hat die besten Karten? Wir wagen den Rundumblick.

Faktisch betrachtet steht der SSV Jahn Regensburg auch nach dem 0:1 gegen den SSV Ulm auf dem zweiten Platz der 3. Liga und hat, mit drei Punkten Vorsprung auf Preußen Münster nach wie vor alle Trümpfe in der eigenen Hand. Ein Blick auf die Daten, Hoffnungen und Ängste. (Foto: Jasmin Walter/Getty Images; Mitarbeit: Max)

Das Restprogramm des Jahn
  1. Spieltag: SG Dynamo Dresden – Dresden steckt bereits seit Wochen tief in einer Ergebniskrise (ein Sieg aus den letzten neun Spielen) und muss nun auf Ausrutscher der Konkurrenz hoffen. Normalerweise ginge der Jahn also als Favorit in den 35. Spieltag, nach der Entlassung von Markus Anfang ist es aber völlig unklar, in welcher Verfassung sich die Sachsen präsentieren.
  2. Spieltag: SC Freiburg II – Unabhängig vom Ausgang des Dresden-Spiels, das Duell gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten und bereits abgestiegenen Freiburger Nachwuchs muss ein Pflichtsieg sein.
  3. Spieltag: Viktoria Köln – Die Viktoria hat eine sehr ruhige Saison hinter sich. Zwölfter Tabellenplatz, 48 Punkte und damit im gesicherten Mittelfeld. Dementsprechendes Potenzial hat das Duell auch, zum Stolperstein zu werden. Der Jahn muss aller Voraussicht nach gewinnen, die Kölner hingegen können befreit aufspielen. Unterm Strich dennoch eine machbare Aufgabe.
  4. Spieltag: FC Saarbrücken – Der letzte Spieltag kann zum „Do-or-Die“-Moment werden – für beide Mannschaften. Mit 54 Zählern liegt Saarbrücken absolut in Lauerstellung und könnte am letzten Spieltag, je nach Verlauf der vorherigen drei Spieltage, mindestens Rang drei erobern. Umso wichtiger wäre es für die Regensburger, zumindest jenen schon vor dem Spiel gesichert zu haben, sodass man gegen Saarbrücken vielleicht viel, aber zumindest nicht alles verspielen kann.
    Prognose: 67 Punkte
Das Restprogramm der Verfolger

Preußen Münster (58 Punkte) – Mit Viktoria Köln, Saarbrücken, Verl und Unterhaching haben die Münsteraner ein vergleichsweise einfaches Restprogramm erwischt. Einzig das Spiel gegen Saarbrücken kann zum Stolperstein werden, bei der ansonsten nach wie vor guten Form sollte der Jahn nicht darauf hoffen, dass Münster viele Punkte verschenkt. Prognose: 66 Punkte
Dynamo Dresden (55 Punkte) – Für Dresden ist das Spiel gegen Regensburg bereits ein „Must-Win”. Verliert man am kommenden Samstag sind es (wahrscheinlich) sechs Punkte Rückstand auf Platz drei, bei dann noch zu drei zu spielenden Begegnungen kaum aufzuholen. Sollte man aber gewinnen und damit wieder in die Spur zurückfinden, ist das Restprogramm mit Verl, Unterhaching und Duisburg machbar. Prognose: 61 Punkte
Rot-Weiß Essen (55 Punkte) – Wahrscheinlich letzter Verfolger im Bunde dürfte Essen sein. Hier hat man aber mit Ingolstadt, Sandhausen und 1860 München ein schweres Restprogramm erwischt, einzig der letzte Spieltag gegen Lübeck fällt unter die Kategorie Pflichtsieg. Prognose: 62 Punkte

Der Blick auf die “expected goals”

Einige werden sich nun fragen, was ist das eigentlich? Die xG-Werte sind in der heutigen Datenwelt kaum mehr wegzudenken, denn das Modell zeigt, wie hoch die Chance auf das Tor wirklich war und wird anhand mehrerer Anhaltspunkte berechnet. Entscheidend ist dabei die Position, der Winkel zum Tor und die Anzahl der Gegenspieler zwischen Tor und dem Schuss. Dieser Wert ist somit deutlich aussagekräftiger als die bloße Schussanzahl.

Ein Blick auf die xG-Tabelle zeigt, dass die SGD mit rund zwei zu erwartenden Toren auf Platz eins liegt, dabei hat man auch am meisten Großchancen der Liga vergeben (40). Darauf folgt der FC Saarbrücken mit 1,85 xG, die auch lange unter ihren Möglichkeiten spielten, ähnlich wie der FC Ingolstadt 04 (1,69 xG), die auf Platz drei der vergebenen Torchancen liegen. Gerade Stürmer Jannik Mause erarbeitet sich 1,7 Schüsse pro Spiel, was ein Topwert ist. Dahinter folgen Preußen Münster (1,64 xG), die ähnlich wie in der Tabelle dastehen, und der Krisenclub aus Bielefeld (1,62 xG), die aufgrund ihrer Chancenverwertung im Abstiegskampf stecken.

Erst dann kommt der Jahn auf Platz sechs mit durchschnittlich 1,61 xG, dabei ist auffällig, dass der Jahn nicht so viele Chancen hat, aber sehr hochwertige. Danach kommt Essen mit 1,55 xG, die wohl einfach ins obere Mittelfeld der Liga gehören.

Der SSV Ulm steht auf Platz 18 (!) mit im Durchschnitt 1,07 xG pro Spiel, davor die Löwen mit 1,29, also 0,22 Vorsprung. Die Spatzen stehen bei Großchancen, Schüssen und auch im Ballbesitzanteil immer im unteren Drittel der Liga – wie können die da oben stehen? Sie reiten auf einer Welle, ähnlich wie der Jahn in der Hinrunde, aber durch den Aufstieg und den zusammengehaltenen Kader wirken sie dauerhaft mental überlegen. Dazu brauchen Unterschiedsspieler wie Scienza nur wenig Chancen, um Großes zu kreieren.

Das macht Angst

Die Regensburger spielen wahrlich keine gute Rückrunde. Nach Platz eins der Hinrundentabelle (zwischenzeitlich elf Punkte Vorsprung auf Platz drei) spricht es Bände, dass der Jahn mittlerweile ängstlich über die Schulter blicken muss. Auch der elfte Tabellenplatz der Rückrunde mit gerade einmal fünf Siegen aus 15 Spielen untermauert den negativen Ergebnistrend. Hinzu kommt die Ergebniskrise zwischen dem 25. und 31. Spieltag, in der die Domstädter sechs Spiele in Folge sieglos blieben. Ein erneutes Abrutschen in eine solche Sieglos-Serie würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Ende der Aufstiegsambitionen bedeuten.

Das macht Hoffnung

Dennoch gibt es auch Licht am Ende des Tunnels. Die vergangenen vier Spiele waren mit einer Punkteausbeute von sieben Zählern ordentlich, insbesondere die Leistung gegen Münster macht Mut. Hält man diesen Punkteschnitt in den letzten vier Partien sollte der Direktaufstieg wahrscheinlich sein, die Relegation wäre sicher. Auch das Restprogramm macht, speziell mit Freiburg II und Viktoria Köln durchaus Mut.