Vorbericht: Es ist noch nichts verloren…

Wir schreiben mittlerweile den 31. Spieltag. Am Samstag, den 30.03.2024, empfängt unser SSV Jahn Regensburg nach der Länderspielpause den Halleschen FC im Jahnstadion Regensburg. Es wartet keine einfache Partie auf unsere Jungs. Doch wie kommen sie aus der Pause? Können sie den Kopf abschalten und sich auf das konzentrieren, was nötig ist, um einen Sieg zu erringen? Wir blicken vorab auf unseren Gegner und auf das, was bei unserem Jahn passiert ist. (Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Freundschaften und Statistiken

Von Fanfreundschaften

Rein von der Historie würde sich der Hallesche FC für eine „Rivalität“ mit dem SSV Jahn Regensburg anbieten. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gab es den 1900 gegründeten Verein FC Wacker Halle. Dieser Verein war kein direkter Vorgänger des Halleschen FC, sorgte aber dafür, dass Fußball in Halle bereits in frühen Zeiten einen Platz in der Stadt erhielt. Der Club war zeitweise einer der stärksten im Raum Mitteldeutschland. Und immerhin hießen sie Wacker, also passt das ja quasi. Spaß beiseite, natürlich bietet es sich nicht für eine Rivalität an. Schon alleine deswegen, dass Wacker wohl kein gutes Omen für den Fußball ist, denn den FC Wacker Halle gibt es nicht mehr.
Heute ist der Fußballverein der Stadt Halle an der Saale der Hallesche FC, welcher seine Spiele im 2011 eröffneten Leuna-Chemie-Stadion austrägt.

Doch wieso habe ich nun das Thema mit den Fans angeschnitten? Nur wegen Wacker? Nein, das würde dem Vorbericht nicht gerecht werden. Doch beim Recherchieren über den Halleschen FC kommt man nicht an der Geschichte von Hannes S. vorbei. Kurz zusammengefasst: Der Anhänger des 1. FC Magdeburg Hannes traf in einem Zug auf Fans des HFC. Es kam wohl zu Wortgefechten und aus Panik sprang er nach gezogener Notbremse aus dem Zug. Dabei verletzte er sich schwer und erlag seinen Verletzungen. Diese Ereignisse haben das Derby gegen Magdeburg verändert. Das Derby wird seitdem immer wieder boykottiert.

Und durch diese Thematik möchten wir einen Blick darauf werfen, mit wem der HFC denn überhaupt Verbindungen unterhält. Beginnen möchte ich bei den Rivalitäten und hierbei bleiben wir gleich nochmal beim 1. FC Magdeburg stehen. Dieses „Derby“ ist recht einfach erklärt: Die Städte trennen etwas weniger als 100km, sie kämpfen beide darum, die Nummer 1 in Sachsen-Anhalt zu sein und es bestand wohl schon eine frühere Konkurrenzsituation.
Doch diese Rivalität bleibt nicht die einzige und die anderen Rivalitäten begründen sich wohl in der sogenannten Mitschuld, denn weitere Rivalitäten bestehen zu Carl-Zeiss Jena und Chemie Leipzig. Zu erwähnen ist auch eine Rivalität zu Eintracht Braunschweig, welche mit Magdeburg befreundet sind.

Vielmehr liegt die Wahrheit in den Freundschaften, welche die Hallenser pflegen. Also alles getreu dem Motto „Der Feind meines Freundes ist auch mein Feind”. Beeindruckend zur Schau gestellt wurde unter anderem die Fanfreundschaft zu Rot-Weiß Erfurt, eben bei einem Spiel gegen Eintracht Braunschweig. Damals war quasi 15-jähriges Bestehen dieser Freundschaft und das wurde so von den Fangruppen auch gefeiert. Wie sehr, kann man in diesem Video sehen.
Noch älter und als eine der traditionsreichsten Freundschaften in ganz Fußballdeutschland gilt jedoch die Beziehung zu Lokomotive Leipzig. Diese besteht mittlerweile seit über 30 Jahren und wurde im April 2018 in einem Benefizspiel gefeiert. Dies zeigt, wie eng diese beiden Vereine zusammenstehen, nicht nur die Städte mit ihrem gemeinsamen Flughafen. Natürlich möchte ich euch an dieser Stelle auch ein YouTube-Video hierzu nicht vorenthalten.

Wie man sieht, gibt es natürlich außerhalb unserer Beziehungen in ganz Fußballdeutschland viele verworrene und interessante Beziehungen zwischen verschiedenen Fangruppen. Umso wichtiger erscheint es, diese auch regelmäßig zu pflegen.

Ein Blick in die Statistik

Trainiert wird der Hallesche FC von Trainer Sreto Ristic. Aktuell belegen die Hallenser den Tabellenplatz 16 mit 32 Punkten und somit einen Punkt von der Abstiegszone entfernt. Die Tordifferenz ist -13. Ein Grund, dass die Tordifferenz nicht negativer ist, mag wohl Dominic Baumann sein, welcher mit 15 Toren zu den besten Torschützen der Liga gehört. Der beste Torschütze des Jahn ist zum Vergleich Noah Ganaus mit 9 Treffern. Baumanns Tore sind insofern beeindruckend da er im Ligavergleich gerade mal auf Rang 24 ist, wenn es um Torschüsse pro 90 Minuten geht. Allgemein schießt er sehr wenig mit 2,2%. Abgesehen von Dominic Baumann hat nur einer der Hallenser Stürmer ein weiteres Tor. Die meisten Tore hat der Mittelfeldspieler Deniz Tunay mit 8 Buden. Es sollte also eine wichtige Aufgabe für unsere Defensive sein, den Goalgetter aus dem Spiel zu nehmen. Aber Achtung! Man darf nicht dem Trugschluss erliegen, dass die gesamte Mannschaft wenig Abschlüsse erzwingt. Denn in Summe schießt der HFC am zweitmeisten in der Liga aufs Tor. Einer der Akteure, der da ganz weit mit oben ist, ist übrigens Deniz Tunay (Rang 7 in der Liga).

Hilfreich dabei sind wohl die meisten herausgeholten Strafstöße der Liga (wobei man auch mit leichtem Abstand die meisten Fouls begeht) und meisten zielgenauen langen Bälle pro Spiel. Man sieht, es ergänzt sich beim HFC gut genug, als dass man sie nicht unterschätzen darf. Das Passspiel scheint allgemein gut zu funktionieren bei der Elf von Ristic. Man findet die Elf mit mindestens 5 genauen Querpässen pro Spiel in der Top 5 der Liga wieder und auch bei den erfolgreichen Pässen im Allgemeinen sind sie in den Top 10 vertreten. Das Zusammenspiel läuft also wie geschmiert, doch jede Schmierung kann ein durch in Sandkorn im Getriebe aus der Ruhe gebracht werden. In diesem Fall unser Defensivverhalten. Wobei man leider anmerken muss, dass unsere Statistiken aufgrund unserer ersten Saisonhälfte natürlich noch viel besser sind, als es wohl aktuell der Fall ist. Grundsätzlich ist unser Jahn aber auf Rang 2 bei den erfolgreichen Ballabnahmen, Rang 3 bei den Balleroberungen im letzten Spiefelddrittel und auf Rang 1 bei den abgefangenen Bällen. Gerade die letzte Kategorie teilen wir uns aber mit zwei weiteren Mannschaften die mittlerweile den selben Wert von 8,4 erreichen. In unserer aktuellen Verfassung wird das kein Selbstläufer und unsere Jungs müssen fokussiert und konzentriert bleiben, um die richtigen Nadelstiche zu setzen. Interessant ist hierbei, dass Oscar Schönfelder der zweitbeste Spieler ist, wenn es um Balleroberungen im letzten Drittel geht. Enochs testete ihn im Testspiel auf der Linksverteidiger-Position und lobte ihn danach. Vielleicht eine Möglichkeit, eben diese Nadelstiche zu setzen?

Wo wir gerade bei abgefangenen Bällen waren: Die Hallenser sind hier auf Rang 6 und wir bei den genauen Pässen mittlerweile auf dem letzten Platz der Liga. Also sollten wir uns nicht nur auf Fehler des Gegners konzentrieren, sondern versuchen, unsere eigenen Fehler abzustellen. Die Verteidigung im Allgemeinen scheint nicht „löchrig“ zu sein, sondern ausreichend für den Fußball in der 3. Liga. So sind sie in einigen defensiven Statistiken in den Top oder maximal auf Rang 10 zu finden. Aber dennoch verhindern sie wenig Tore, denn dort findet man die Mannschaft auf Rang 14.

Liegt es also an den Torhütern? Ohne Statistik schwer zu sagen. Man kann aber erkennen, dass es dieses Jahr einiges an Rotation auf der Torhüterposition in Halle gab. Und 58 Gegentore sind schon eine deutliche Sprache. Allerdings kann das natürlich auch wieder die Kombination vielen verschiedenen Dingen sein. Ich bin allgemein nicht der Fan davon, es nur auf den Schultern des Torhüters abzuladen.

Alles in allem ist Halle recht unberechenbar meiner Meinung nach. Auf eine schlechte folgt wieder eine einigermaßen stabile Form. Man tut gut daran, sich am Ende auf seine eigenen Fähigkeiten, seine eigenen Problemfelder und sein eigenes Spiel zu konzentrieren. Ja ich weiß, diese Aussagen nerven schon alleine, weil man sich nicht einfach aufregen kann. Die Wahrheit bleibt aber nun mal, dass wir es in der eigenen Hand haben, in welche Postion wir uns navigieren. Von daher erwarte ich nichts anderes als einen aufopferungsvollen Kampf, aber das sollte sowieso die Devise sein.

Testspiel und News vom Kaulbachweg

Duell gegen Tirol

In der „spielfreien“ Zeit war doch einiges los am Kaulbachweg. Und das ist auch gut so, denn Spielpraxis ist wichtig, um weiterzuwachsen. So traf die erste Mannschaft des SSV Jahn auf einen Bundesligisten aus dem nahen Österreich: die WSG Tirol.
Ich selbst war nicht vor Ort, doch man konnte ein paar Stimmen auffangen, die sich allesamt verhalten positiv äußerten. Es wurde viel rotiert und auch von Chefcoach Joe Enochs ein bisschen etwas ausprobiert. So wurde zum Beispiel Benedikt Saller wieder auf seiner eigentlichen Position eingesetzt und Konrad Faber auf die Position vor ihm. Dadurch sollte Faber prompt ein Tor gelingen. Links hinten durfte sich, wie schon zu Zeiten von Mersad Selimbegovic angedacht, Oscar Schönfelder beweisen. Er soll seine Sache gut gemacht haben. So gut, dass Enochs ein Sonderlob aussprach. Vielleicht ist das für das nächste Spiel eine Möglichkeit, die in Betracht gezogen wird?
Einen kleinen Schmunzler gab es im Testspiel auch: Poldi Wurm, dem wir hiermit auch nochmal alles Gute nachträglich zur Volljährigkeit wünschen, hat das Jahn-Gen in sich. Er kam, sah und verursachte ausgerechnet an seinem 18. Geburtstag nach wenigen Augenblick einen Strafstoß, der zum 1:1 führte. Das ist in einem Testspiel natürlich kein Beinbruch!
Insgesamt schien Joe Enochs mit dem Test zufrieden zu sein, vor allem mit der ersten Halbzeit, in der man in seinen Augen sehr dominiert, gute Läufe gemacht hat und gute Aktionen nach vorne hatte. Auf die Nachfrage, wie wichtig es sei den jungen Spielern die Spielzeit zu geben, antwortete Enochs: “Sie haben es sich verdient zu spielen”. Auch hier bekam ein Spieler ein Sonderlob: Jonas Bauer. Dieser zauberte Enochs ein Lächeln auf die Lippen.
Ansonsten betonte Enochs, dass es wichtig war, den Resetknopf zu drücken. Gleichzeitig mahnte er, dass man Ergebnisse brauche. Darauf komme es nun an.

Neuigkeiten vom Kaulbachweg

Auf der Pressekonferenz gab Joe wie gewohnt einen Einblick auf die Personalsituation. Fehlen werden weiterhin Eric Hottmann und Erik Tallig. Florian Ballas hat gestern zum ersten Mal wieder trainiert. Er hatte Probleme am Knie. Ob er zum Einsatz kommt, ist somit fraglich. Es wird kurzfristig entschieden. Wer ihn ersetzten wird, ist noch nicht final entschieden.
Mehr Belastung hatten derweil Felix Gebhardt und Louis Breunig. Gebhardt kam aber bei der U21-Nationalmannschaft nicht zum Einsatz, Louis spielte zweimal von Beginn in der U20.

“Die Tanks sind voll”, gab Enochs zu Protokoll, als er gefragt wurde, wie wichtig die Länderspielpause war.
Gefragt nach Halle, erklärte Joe, dass Halle von Torjäger Dominic Baumann profitiert, den er noch aus Zwickau kennt. Er sieht ein Spiel auf Augenhöhe, da Halle die Situation, in der sie stecken, genau kennt.

Das nächste Spiel ist das wichtigste Spiel. Ansonsten möchten sie den Kopf frei bekommen, um befreit aufzuspielen. Man habe die vorherigen Spiele analysiert und genug drüber gesprochen. Nun sollte man den berühmten Reset-Knopf drücken und die Spiele hinter sich lassen.