1:3 gegen Mannheim: Mit dem Rücken zur Wand

Das Wetter in Mannheim war an diesem Samstag vielversprechend für ein schönes Fußballspiel und einen guten Ausgang für unseren SSV Jahn Regensburg. Gegen die mit dem Rücken zur Wand stehenden Mannheimer, die wirklich nicht immer mit Leistung diese Saison glänzten, konnte man eigentlich nur 3 Punkte holen. Dachte man. Aber man dachte wohl falsch…

Der Blick aufs Spiel

Bevor wir in die genaueren Punkte die mir während des Spiels aufgefallen sind, einsteigen, blicken wir erstmal auf das Spiel im Ganzen. Man kann durchaus festhalten, dass es zwei komplett unterschiedliche Hälfte waren, die zwei unterschiedliche Gefühlslagen hervorriefen. Am Ende herrschte leider das Gefühl der Ratlosigkeit sowie des Ärgers vor. Wie in aller Welt konnte das passieren? Warum hat das solche Vibes wie letzte Saison in der zweiten Liga? Dass man eine 1:0 Führung nicht halten kann und danach noch 1:3 verliert, hatten wir ja letztes Jahr mehr als genug, doch seitdem ist fast das ganze Personal getauscht worden. Blicken wir erstmal auf die einzelnen Halbzeiten:

Unser Segen – Halbzeit 1

Vermutlich muss man so ehrlich sein: Das gesamte Spiel war kein Leckerbissen, aber in der ersten Halbzeit versuchten es beide Mannschaften.
Das, was im Vorfeld von uns intern analysiert wurde, trat relativ schnell zu Tage. Mannheim agiert gerne vertikal und verlagert nicht so oft die Seiten. Tatsächlich sah man dies auch kaum im eh schon schwachen Offensivspiel der Mannheimer. Die Bälle wurden vertikal schnell nach vorne getrieben und dann wurde versucht, u.a. auf Terrence Boyd abzulegen. Dieser konnte jedoch gut in Schach gehalten werden und kam deshalb kaum richtig in Szene.
Was die Jahnelf ausnutze, war die andere Schwäche der Mannheimer: Die Ballannahme, die Ballverwertung und den ersten Ballkontakt. Dieses Jahr habe ich nun schon doch einige Drittligaspiele gesehen, aber selten habe ich eine Mannschaft gesehen, die sich so schwer damit tat wie Mannheim. Viele Bälle kamen ungenau und wurden unsauber angenommen. Wenn sie nicht unsauber angenommen wurden, wurden die Bälle oft nach dem ersten Ballkontakt verloren oder es wurde eine schlechte Entscheidung getroffen beim Versuch, das Spiel schnell zu machen. Durch eben jene Probleme kam es auch zur ersten großen Chance der Regensburger: Durch unser hohes Pressing leistete sich ein Mannheimer Abwehrspieler einen schlechten Rückpass und Jonas Bauer konnte fast Kapital draus schlagen. Doch der Keeper der Blau-Schwarzen war zur Stelle und rettete in höchster Not. Leider war für Bauer kurz darauf Schluss. Irgendwas am Oberschenkel. Eben dieser war auch nach dem Spiel verbunden. Worum es sich genau handelt, konnten wir nicht herausfinden.
Die Ballverwertung und der Umgang mit dem ersten Ballkontakt wurden nicht besser. Elias Huth und Noah Ganaus konnten vorne viel Unruhe stiften und machten den Mannheimern das Spiel sehr ungemütlich.
Leider begann ehrlich gesagt hier schon langsam das Unglück. Mannheim nutzte die Taktik des Zermürbens und das färbte auf unsere Spieler ab. Auch wenn Kother nach einer Flanke in der 40. Minute das 1:0 erzielte, merkte man deutlich, dass unsere Mannschaft sich dem technischen Niveau der Mannheimer immer mehr anpasste. Ihre Fehler beim ersten Kontakt wurden unsere ersten Fehler. Das tat zwar dem Spiel augenscheinlich nicht so weh, denn es war ein munteres Hin-und-Her, aber gut war es keinesfalls. Doch die Rechnung gibt es bekanntlich erst am Schluss

Unser Fluch – Halbzeit 2

Eigentlich ist es lustig. Der Kicker schrieb in seinem Liveticker, dass unsere Gegner offensiv gegen die beste Defensive der Liga zulegen müssten. Und das trat sofort ein.
Unser Jahn wurde auf der linken Außenseite komplett überrumpelt und kassierte nach einer Flanke den 1:1-Ausgleich. Nun gut, es ist noch nichts verloren. die zweite Halbzeit kann beginnen. Doch was folgen sollte war leider nicht das, was wir Fans uns gewünscht hätten. Statt auf die Leistung auf Halbzeit 1 aufzubauen, passierte das, was viele Fragezeichen bei uns Jahnfans hinterlassen sollte: Die Verteidigung hatte riesige Probleme mit Flanken und allgemein in der Viererkette. Teilweise gingen unsere Verteidiger nicht richtig ran. Und ein Alexander Weidinger ist nun mal kein Felix Gebhardt, der nicht ohne Grund einer der besten Torhüter der Liga ist. Das Spiel unserer Jahnelf war in der Folge von Nervosität geprägt. Man hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass unsere Elf die Führung zwingend zurückhaben möchte und dass ihnen etwas einfällt, was sie gegen die erstarkten Mannheimer machen könnten.
Stattdessen fiel in der 57. Minute ein Tor nach einer Ecke. Bei beiden Kopfballtoren der Gäste fragt man sich, wieso unsere Gegenspieler so zum Kopfball kamen, wie sie es gekommen sind. Natürlich darf man nicht alles schwarz sehen: Der Jahn war besser im Umschaltspiel und versuchte wirklich viel, um eben wieder das Heft wieder in die Hand zu nehmen.
Aber durch viele Unterbrechungen und teils filmreifen Verletzungspausen mochte das nicht so recht gelingen. Es nur auf die Mannheimer und ihr provozierendes Spiel (z.B. Bedrängen von Weidinger beim Aufstellen der Mauer) zu schieben, wäre aber zu kurz gedacht. Die Mannheimer waren einfach cooler, abgezockter und zwingender. So fiel auch in der 89. Minute der Treffer zum 1:3. Immerhin gab es noch eine schöne Nachricht zu vermelden: Max Meyer kam zu seinem ersten Profieinsatz. Herzlichen Glückwunsch!

Meinung: Jetzt können alle zeigen, was in ihnen steckt

Das heute war einfach nicht genug und es war nicht gut. Das ist wohl Fakt. Und wie bereits erwähnt, fühlt es sich an wie ein böses Déjà-Vu zur letzten Saison. Doch wie auf der Pressekonferenz nachgefragt, darf man jetzt nicht die falschen Schlüsse ziehen.
Was sind die falschen Schlüsse? Meiner Meinung nach z.B. Joe anzählen, bestimmte Spieler anzählen aber auch die Mannschaft aus der Verantwortung nehmen. Es muss nun klar und deutlich angesprochen werden, was schlecht lief und gegebenenfalls müssen Veränderungen passieren. Allerdings nicht in einer “Hau-drauf” Mentalität, sondern eines positiven Misserfolgs. Was soll das sein? Es ist nun geschehen, aber über vergossene Milch soll man nicht weinen. Man muss im Hier und Jetzt daraus lernen, daran arbeiten und sich verbessern.

Das ist nun eine Abwärtsspirale und da zeigt sich nun der Charakter. Hat die Mannschaft diesen Kampfcharakter? Das wird sich die nächsten Wochen zeigen.

Ein Jahnfan nach der Partie

Jetzt ist die Zeit wo die Mannschaft, auch die Spieler, die denken, sie sind zu Höherem berufen, zeigen können, was in ihnen steckt. Jetzt kann Joe alle Lügen strafen, die sagen “Enochs kann nur Drittligafußball”.

Man konnte nach dem Spiel beobachten, wie viele Köpfe hingen, aber auch schon während dem Spiel, dass die Köpfe nicht frei waren. Hoffentlich nutzt das Team die Zeit, um sich positiv da raus zu ziehen. So wie jetzt kann es nicht weitergehen, die Jungs müssen es besser machen. Aber es brennt nicht die ganze Welt, sondern nur der Holzstapel vor dem Haus, also ruhig Blut.

Weidinger, Verteidigung und Flanken

“Die beste Defensive der Liga” durften wir uns lange Zeit nennen lassen. Doch schon seit ein paar Spielen und vor allem heute fragt man sich: Wo ist diese Defensive und was macht sie eigentlich? Und was macht Weidinger da eigentlich?
Ein großes Problem, das unsere Mannschaft hatte, war das Verteidigen von Flanken und Ecken. Die Mannheimer Spieler dürfen niemals so frei zum Kopfball kommen oder dürfen sich nicht so im Luftzweikampf durchsetzen.
Außerdem stehen unsere Verteidiger meines Erachtens teilweise viel zu weit vom Gegner weg und werden dann noch zusätzlich wie beim 1:3 überlaufen. Es fiel heute allgemein auf, dass die Defensive in der 2. Hälfte teilweise schon ziemlich kurz vor einem Flächenbrand steckte. Woher das kam, konnte Joe auch noch nicht einwandfrei erklären.
Was der Verteidigung, die verunsichert wirkt, auch nicht geholfen hat, war die Causa Weidinger. Ich für meine Verhältnisse sehe nicht wie manch ein anderer Weidinger als den schlechten Faktor, zu dem er gemacht wird, Das ist er bei Weitem nicht und ich finde es auch nicht richtig, mit dem Finger nur auf ihn zu zeigen. Zu allen Toren gehören immer mehrere Parteien, heute sah unsere Defensive eben wiederholt nicht gut aus. Und ein Stein bewegt sich deutlich langsamer als ein Weidinger.
Was sich Alex aber gefallen lassen muss, ist dass seine Leistung nicht die ist, auf die wir als Jahn und seine Fans einen Anspruch haben. Er strahlt nicht die Sicherheit aus, die man sich erhofft und die Kommunikation am Feld scheint auch nicht die zu sein, die es benötigt. Wenn die letzten Spiele eins gezeigt haben, dann dass Weidinger zwar eine verlässliche Bank für wenige Spiele ist, er aber keine langfristige Lösung sein wird. Ob es der größte Fehler war, keinen neuen Torhüter zu holen, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Zwischen Erwartung und Entwicklung plus den MVPs

Was ich hier noch kurz ansprechen möchte, ist das Thema Erwartung und Entwicklung und ich möchte es sehr kurz halten.
Ich durfte heute u.a. wieder lesen, wie schlecht doch Ganaus ist oder auch Huth. Und was soll ich sagen, der Frust, die Wut und auch die Erwartungen sind irgendwo gerechtfertigt.
Man sollte meinen, dass sich Noahs Ballannahme endlich verbessert und er dadurch mehr Dinger verwandelt. Oder dass Elias nicht nur bemüht ist, sondern zeigt, dass er mehr kann als manch einer in ihm sieht. Das ist verständlich und ich kann es durchaus nachvollziehen.
Doch gerade bei Noah muss man auch sehen, wo er vorher war und was er für eine Entwicklung genommen hat. In seinem Alter, in seiner ersten Profisaison, hat er bereits 9 Tore gesammelt. Auch ein Elias macht vorne ordentlich Betrieb, bindet mehrere Gegenspieler und bringt Unruhe in die gegnerische Defensive.
Was ich damit sagen möchte bzw. was vor einiger Zeit jemand in Discord geschrieben hat: Trotz dieser Entwicklungsfelder steht unsere Offensive da, wo sie eben steht. Das mag jetzt nicht super gut sein, aber es ist definitiv ausreichend mit der Chance auf mehr.
Ja man hat hohe Erwartungen, aber es ist in vielen Teilen einfach auch noch eine Entwicklung. Und als Verein, der nicht auf den großen Topf voll Gold sitzt, sind wir auf solche Entwicklungen angewiesen. Egal ob von jungen Spielern, die durchstarten oder Älteren, die sich neu erfinden.

Daher sind meine MVP*s des Spiels unsere Jungs aus der Doppelspitze. In der ersten Halbzeit haben sie ordentlich Radau gemacht und den Gegner gut unter Druck gesetzt. Das war meiner Meinung nach stark und verdient Anerkennung. Eine “Enttäuschung des Spiels” scheint mir heute nicht angebracht.

Fazit: Hausaufgaben machen!

Heute war kein guter Tag, Jeder, der wütend ist, möchte daran denken: Ich bin es auch! Aber ich werde nicht aufgeben und werde nächste Woche wieder unserer Mannschaft mit Herz und Seele zur Seite stehen. Ich hoffe ihr auch?
Nur verlange ich von der Mannschaft, dass sie sich diese Woche hinsetzen und ihre Hausaufgaben machen. Denn die sind bitter notwendig.


Foto: Gatzka