Vorbericht: “Angstgegner” und doch mit breiter Brust

Immer wieder Samstag bittet der SSV Jahn Regensburg zum Tanz. Dieses mal auswärts um 14:00 Uhr im GP Stadion am Hardtwald in Sandhausen gegen die Mannschaft aus der Kurpfalz, den SV Sandhausen. Etwas Hintergrundinformation zum SV Sandhausen und dessen Mannschaft um erfahrene Spieler wie Dennis Diekmeier erhaltet ihr hier bei uns auf dem Blog. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen. (Foto: Thomas F. Starke/Getty Images)

Sandhausen und die Fusion

Hört man sich in der Welt des SSV Jahn um, so sind einige Anhänger unseres Sport- und Schwimmvereins nicht gerade die größten Freunde der Mannschaft aus der Kurpfalz. Wie lange das schon so geht, sieht man, wenn man sich diesen Beitrag im Jahnfans-Forum ansieht (jahnfans)
Doch worum ging es bei dieser “Fusion” eigentlich?
Im Artikel der Rhein-Neckar-Zeitung, über welchen im Jahnfans-Forum damals diskutiert wurde, geht es genauer gesagt darum, dass der Mäzen der TSG Hoffenheim, Dietmar Hopp, große Pläne für den Fußball in seiner Region hatte. Mit dabei: die verantwortlichen Präsidenten des SV Sandhausen, des FC Astoria Walldorf und der TSG Hoffenheim.
Das Ziel: Die Bildung einer Spielvereinigung, um den Menschen in der Region erstklassigen Fußball zu bieten. Was sich nobel anhört, hat aber ja bekanntlich einen bitteren Beigeschmack.
Und nicht nur einen Beigeschmack, nein, alles, was zu gut klingt, ist es oft am Ende auch nicht. Und so war es dann auch.
Clubpräsident Machmeier geht heute von einem freundschaftlichen Verhältnis zur TSG Hoffenheim aus. Und auch dass Dietmar Hopp einst angab, nicht bei Sandhausen zu wildern (Diettmar Hopp bezieht Stellung), gibt einem das Gefühl, dass es einfach nicht zu einer Einigung kam und alles rosig ablief.
Doch dem schien nicht so gewesen zu sein. Der SV Sandhausen sieht sich nicht als Konkurrent zur TSG Hoffenheim. Man wollte aber trotzdem am Ende nicht die Vereinigung eingehen, da man fürchtete, zum Farmteam herabgestuft zu werden und seine Eigenständigkeit zu verlieren (Sandhausen Aufstieg ohne Hopp). Genauer wurde hier noch der Artikel vom Tagesspiegel (Aus Hopps Schatten), welcher eben darauf eingeht, dass Zusagen schleichend immer mehr Richtung TSG Hoffenheim abgeändert wurden. Das geplante Aufstiegsverbot in die Regionalliga für den SVS gab wohl am Ende dem ganzen Vorhaben den finalen Stoß.

Damals sagte Machmeier, Zusagen von Hopp und der TSG Hoffenheim seien „Schritt für Schritt zugunsten der TSG Hoffenheim und zu Lasten des SV Sandhausen verändert“ worden.

von Oliver Trust im oben verlinkten Artikel vom Tagesspiegel


Und so kam es, dass Sandhausen doch nicht nur ein Teil der großen TSG Hoffenheim wurde. Man fragt sich nur: Hätte man sich das nicht vorher denken können? War das wirklich alles so “unvorhersehbar”?
Man weiß es natürlich nie ganz genau, was dort alles vor sich ging. Für den Ruf oder den Eindruck, den man vom SV Sandhausen heutzutage hat, war es aber außerhalb des Rhein-Neckar Gebiets auf jeden Fall nicht förderlich.

Ein Blick in die Statistiken und Daten

Der SV Sandhausen hat Geld. Viel zu viel Geld, lautet ein gängiger Vorwurf in Richtung Baden-Württembergs. Doch haben die Sandhäuser wirklich so viel Geld ausgegeben, wie es scheint? Oder handelt es sich hierbei um hohle Phrasen?

Sandhausen am Transfermarkt

Laut dem Portal transfermarkt.de (Transfers 3.Liga) ergibt sich für die Saison 2023/2024 eine Gesamtbilanz von +12,1 Mio. Euro. Das macht pro Verein 609.500 Euro bzw. pro Spieler 35.049 Euro an Wert. Speziell bei den Transferausgaben liegen die Posten bei 160.000 Euro pro Verein und 9.302 Euro pro Spieler. Insgesamt wurden 3,2 Mio Euro ausgegeben. An dieser Stelle seien noch die Erlöse i.H.v. 15,3 Mio Euro (pro Verein 769.500 und pro Spieler 44.352 Euro) erwähnt.
Wie sah das denn aber nun bei unseren beiden Protagonisten aus?

Nun, da schlägt mir natürlich die Geschäftswelt ein Schnippchen in meiner Analyse. Es gibt nur unzureichende Zahlen und schätzen möchte ich nicht. Man kann jedoch aus Beobachtungen und dem Bekannten versuchen etwas herzuleiten.
Unser SSV Jahn Regensburg verlor am Ende der Saison 2022/2023 einen Gesamtmarktwert von 14,58 Millionen im Kader (Durchschnittsalter 26,2) und gewann in der Saison 2023/2024 5,93 Millionen hinzu (22,7 Jahre). Wir verjüngten uns also nicht nur, sondern verloren auch einiges an Wert. Vieles davon leider ablösefrei, bis auf Joel Zwarts aufgrund von Heimweh.
Der SV Sandhausen verlor 12,25 Millionen (27,1 Jahre). Die Zugänge haben einen Marktwert von 6,45 Millionen (24,2 Jahre). Der SV Sandhausen verjüngte sich also auch deutlich, verlor jedoch auch deutlicher weniger an Marktwert als der SSV Jahn. Das liegt unter anderem daran, dass beim Jahn Jonas Urbig im Kader stand, der einen sehr hohen Marktwert besaß und daran, dass der SVS einige Neuzugänge mit einem Marktwert von mindestens 200.000 Euro hat. Zum Vergleich haben die Spieler des SSV Jahn Regensburg zumeist Marktwerte ab 175.000 Euro bis zum Maximum von 450.000 Euro (Felix Gebhardt). Mit Gebhardt sind es vier Spieler, die 300.000 Euro überschreiten. Beim SV Sandhausen dagegen sind es deren 12 (!) Spieler.

Es bleibt außerdem natürlich zu erwähnen, dass die Zahlen von transfermarkt.de nicht 100 Prozent wahr sind. Nichtsdestrotrotz gibt es aber auch Folgendes zu beachten: Beim SSV Jahn sind zum aktuellen Zeitpunkt augenscheinlich nur die Transfersummen von Felix Gebhardt und Leon Cuk nicht bekannt. Bis auf Oscar Schönfelder und Dominik Kother waren alle Spieler ablösefrei zu haben.
Beim SV Sandhausen sind auch fast alle Spieler ablösefrei, dennoch ist die Ablösesumme von fünf Spielern, darunter ehemalige Jahnspieler wie Sebastian Stolze und David Otto, nicht bekannt. Alleine Otto hat einen Marktwert von 500.000 Euro und dürfte nun wirklich nicht vom Hof gejagt worden sein beim FC St. Pauli.
Was ich damit sagen möchte: Schon ohne die Zahlen für fünf Spieler kann man nur mutmaßen, was wirklich für Summen geflossen sind. Außerdem sind viele der Namen bei den Sandhäusern sehr bekannte Namen, die nicht billig sind im Unterhalt: Tim Knipping, Patrick Greil, Rouwen Hennings und viele mehr.
Natürlich kann man ohne genaue Zahlen schlecht mit dem Finger auf jemanden zeigen und sagen: “Die da! Die haben viel zu viel Geld!”, aber durch meine vorherigen Ausführungen bleibt schon ein Beigeschmack auf der Zunge zurück. Ob sich diese Transferstrategie auszahlt, wird man am Ende der Saison sehen, wenn Bilanz gezogen werden muss. Über weite Teile der Saison bisher schien die Rechnung bisher noch nicht aufzugehen. So musste Trainer Danny Galm ja auch für Jens Keller weichen, der nebenbei bemekrt bestimmt nicht aus Leidenschaft für den SV Sandhausen an der Seitenlinie steht.

Die Mannschaft spielte sich unter Danny Galm ein, als erste Ergebnisse der zusammengewürfelten Truppe sichtbar wurden, kam allerdings die Entlassung. Im Nachhinein eine fahrlässige Entscheidung, so stieg die Formkurve so an, wie es Galm bereits induzierte. Es zeigt auf, welchen Weg der SV Sandhausen geht: Mit aller Macht an Erfolg zu gelangen. Finanziell, haben wir bereits zu Saisonbeginn erfahren, ist ein Aufstieg Pflicht, ansonsten müsste sich der Etat in der kommenden Spielzeit maximal reduzieren – sportlicher Erfolg würde somit auch aufgrund der vernachlässigten Infrastruktur in weite Ferne rücken. Nachhaltigkeit? Fehlanzeige. Es ist also nahezu ein komplett anderer Weg als der Jahn einschlägt, sozusagen ist das Spiel ein Kampf der Systeme. Geld regiert vielleicht die Welt, sie gewinnt dir aber keine Spiele – zumindest in der 3. Liga.

Was gibt es aus der Statistik?

Sandhausen hat viele Spiele ohne Gegentore. Platz zwei geteilt mit uns mit neun Spielen ohne Gegentor steht zu Buche. Dabei reihen sich die Mannen um Dennis Diekmeier auf Platz acht bei der Anzahl der Gegentore ein. 30 Stück, um genau zu sein. Dabei sind sie in allen defensiven Bereichen im Mittelmaß. Doch woher kommen dann die vielen Spiele ohne Gegentore zum jetzigen Zeitpunkt der Saison?
Ein vermutlicher Grund: unser ehemaliger Verteidiger Tim Knipping.
Knipping steht mit 6,6 Torverhinderungen pro Spiel auf Rang eins und mit 1,5 blockierten Schüssen auf Rang drei in der Liga. Florian Ballas (auf Rang sieben) hat 5,4 Torverhinderungen pro Spiel und Robin Ziegele ist der Primus der blockierten Schüsse in dieser Liga mit 2,0. Also scheint eine wichtige Aufgabe für Noah Ganaus und Co. zu sein, dass man versucht, Knipping zu überwinden.
Der andere Grund dürfte Torhüter Nikolai Rehnen sein. Immerhin hat er eine Quote von 72 Prozent, wenn es um gehaltene Bälle geht. Damit ist er in den Top fünf zu finden. Nicht ganz dafür gereicht hat es in der Kategorie der gehaltenen Bälle pro Spiel (3,1). Man darf die defensive Abteilung der Sandhäuser definitiv nicht auf die leichte Schulter nehmen, doch sie sind nicht unüberwindbar.

Wie sieht es denn mit mehr Arbeit für Alex Weidinger und seine defensiven Vorderleute aus? Nun, es gibt immer wieder Statistike, in denen sich die Mannschaft aus dem Südwesten der Republik ganz nach oben mogelt. So spielt Alexander Mühling ligaweit nach Batista-Meier die meisten Chancen heraus (51 auf die Saison). Und Rouwen Hennigs schießt im Vergleich zur Liga sehr häufig. Ansonsten sieht es überall in allen Statistiken sehr durchschnittlich aus. In den meisten befindet sich der SVS im Mittelfeld der Liga. Nur vergeben sie kaum Großchancen. Also Achtung: Nach unserem Spiel gegen Essen ist Wachsamkeit angesagt!

Durchschnittlich. Das ist wohl das passende Wort für den SVS. Nicht falsch verstehen, der SV Sandhausen bleibt nach wie vor gefährlich, vor allem da wir meist nicht gut Kirschen zu essen hatten mit dieser Mannschaft. Aber dennoch kommt man nicht um den Eindruck herum, dass Sandhausen mit diesen Ausgaben zum Aufstieg zwar eigentlich verdammt ist, aber dennoch nur halb darum mitspielt.
Die letzten drei Spiele waren alle am Ende eine Punkteteilung. Davor gab es zwei Siege.
Sollten unsere Jungs wieder in die Spur zurückfinden, sich wachrütteln und gallig wie eh und je bleiben, ist es nach wie vor ein sehr offenes Spiel mit allen erdenklichen Ausgängen. Mit Angst braucht man und sollte man auch nie antreten. Die Herausforderung annehmen und den Gegner in ihrem Haus bezwingen heißt die Devise.

Nach der bitteren Heimniederlage gegen RW Essen blickte Joe Enochs auf eine gute Trainingswoche seines Teams zurück. Beim Personal konnte man erfreulicherweise verkünden, dass Christian Viet komplett mittrainieren konnte und deswegen für Sandhausen wohl wieder eine Option sein könnte.

Leider fallen nach wie vor Oscar Schönfelder und Felix Gebhardt aus, ebenso die beiden Langzeitverletzten Erik Tallig und Erik Hottmann. Gerade bei Oscar Schönfelder gehe der Trainerstab sehr vorsichtig mit ihm um, auf Teufel komm raus könnte man ihn zwar schon spielen lassen, aber das sei nicht die Art, wie man mit den Spielern verfahre. So soll der Flügelspieler lieber nächste Woche wieder komplett in das Mannschaftstraining einsteigen, um auch seine langfristige Gesundheit sicherzustellen.

Die durchaus bittere Niederlage hätte man nicht kürzer oder länger als den Sieg gegen Duisburg analysiert. Jedes Spiel würde die Mannschaft richtig viel gut machen, aber ebenso auch immer noch Sachen zeigen, bei denen man sich definitiv steigern müsste. Gerade die beiden Kontersituationen zu den Toren von Essen hätten dem Übungsleiter gar nicht gefallen, das hätte man verhindern können und auch müssen.

Auf Nachfrage, wie man das Ausrufezeichen von Dresden am letzten Spieltag vernommen hätte, konnte unser Cheftrainer nur auf sein eigenes Team verweisen – wir würden auf uns schauen, alles andere interessiere erst mal nicht.