Ein Thüringer Original: Co-Trainer Andreas Patz im Gespräch

Der-Jahn-Blog möchte auch die Menschen hinter dem SSV Jahn Regensburg beleuchten. Hierfür haben wir uns mit Andreas Patz, einem Thüringer Original, zusammengesetzt und ihn über verschiedene Dinge, vom Aufgabenbereich über seine Laufbahn bis hin zu ihm persönlich befragt. Dabei durften wir einen authentischen, angenehmen Menschen kennenlernen, der in seiner doch jungen Karriere schon einiges erlebt hat. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen! (Foto: Cathrin Mueller/Getty Images for DFB; Mitarbeit: Leander Hübner, Flo1889fm)

(Anm d. Red.: Das Interview fand bereits am 17.11.2023 statt. Da wir das alle auch nur nebenbei machen, und aufgrund der tragischen Umstände, hat sich die Veröffentlichung leider sehr verzögert. Wir bitten um Verständnis.)

Servus Herr Patz, oder dürfen wir dich Andi nennen?
Klar, Andi ist hier, glaube ich, sehr geläufig (lacht).

Was genau ist in der Gegnervorbereitung eigentlich dein Aufgabenbereich?
Joe und ich teilen vorher ein, welche Spiele und welche taktischen Besonderheiten des Gegners beobachtet werden, anschließend schauen wir beide jeweils mehrere Spiele und ich bringe das in die entsprechende Form. Unsere Eindrücke tauschen wir dann erneut aus, dann werden die unterschiedlichen Videos und Präsentation von mir aufbereitet. Bevor wir es der Mannschaft präsentieren, nehmen wir im gesamten Trainerteam gegebenenfalls nochmal letzte Änderungen vor.

Welche Aufgaben übernimmst du im Mannschaftstraining?
Das ist unterschiedlich, meistens übernehme ich kleinere Spielformen oder Joe und ich teilen die Mannschaft in zwei Gruppen auf, von denen ich dann eine übernehme. Bei den taktischen Inhalten unterstütze ich Joe und versuche, meinen Beitrag zu liefern und ihm Impulse zu geben. In den letzten Wochen habe ich mich beispielsweise mit den Offensivspielern und deren Abläufen beschäftigt und diese analysiert.

Was wäre dein Ansatz, wenn ein Gegner zum Beispiel mit 3er-Kette beginnt?
Generell versuchen wir alles abzudecken, was den Gegner betrifft. Wir wollen so viel wie möglich wissen und versuchen, unter der Woche den Jungs mitzugeben, was sie erwarten könnte und auch im Spiel darauf zu reagieren, wenn sich das realtaktisch anders darstellt. Ich versuche, während des Spiels insbesondere auf die Stärken und Schwächen der Gegner zu achten und das gemeinsam mit dem Trainerteam den Jungs mitzugeben.

Hast du damals, als aktiver Spieler, schon dein Talent fürs Coaching entdeckt?
Ob es Talent war, weiß ich nicht, aber ich habe früh Gefallen daran gefunden. Ich habe aus Zufall dann angefangen, eine D2-Jugend zu coachen und gemerkt, dass mir die Arbeit daran Spaß macht.

Kannst du uns Einblicke in deine Tätigkeit am DFB-Stützpunkt geben?
Ich war an einem Stützpunkt in Thüringen tätig, wo ich zweimal wöchentlich von der U11 zur U14 die talentiertesten Spieler der Mannschaften trainiert und versucht habe, ihnen möglichst viel Input mitzugeben.

Du hast ja dann den Sprung gewagt, vom „beschaulichen“ Erfurt zur ungarischen Nationalmannschaft. Wie groß war da die Umstellung?
Ja, es war natürlich ein großer Sprung. Der Kontakt kam über den damaligen U19-Nationaltrainer zustande, den ich von einer früheren Station kannte. Ich bin dort über einen Bekannten hineingekommen, der U19-Trainer wurde. Er hat gesagt, dass eine Stelle frei ist und wollte mich als möglichen Kandidaten vorschlagen. Ich habe erst einmal nicht wirklich damit gerechnet (lacht). Dann kam der Anruf des damaligen Nationaltrainers Bernd Storck, plötzlich war der Flug gebucht und ich wenige Tage später in Ungarn.

Wie kam es dazu, dass man genau dich wollte?
Ich hatte das erste Gespräch mit Bernd Storck, wir kannten uns vorher nicht. Ich habe dann in drei Tagen das Umfeld und die Aufgaben kennengelernt und es hat sofort gepasst.

Wie wichtig war Bernd Storck für dich als Vorbild?
Seit der Zeit bei Ungarn und auch seit den beiden weiteren gemeinsamen Stationen in Belgien haben wir ein sehr gutes, familiäres Verhältnis, genauso wie mit Co-Trainer Andi Möller und Torwarttrainer Holger Gehrke.

Als Thüringer eine pikante Frage an der Stelle: Erfurt oder Jena?
Ich durfte beide Seiten kennenlernen. Erfurt hat eine schöne gemütliche Innenstadt und Altstadt, Jena ist eher eine Studentenstadt, cooles Nachtleben. Von daher, es ist beides schön. Beides okay (schmunzelt).

Du bist ja ein echtes Sprachgenie – kommen da noch Sprachen dazu oder bleibt es beim Status quo?
Ungarisch ist natürlich nicht mehr ganz so fließend. Neben Englisch habe ich zudem Französisch während meiner Zeit in Mouscron gelernt, weil viele Spieler nur Französisch konnten und ich ihnen gerecht werden wollte, denn nur so kann man eine Bindung aufbauen.

Wieso bist du von der Rolle des Cheftrainers wieder den Schritt zum Co-Trainer „zurück“ gegangen?
Gute Frage, mich hat die Aufgabe einfach gepackt. Die Gespräche mit Joe und Achim waren sehr angenehm. Meine Aufgabe erfüllt mich. Mir geht es um Fußball und die Aufgabe und nicht unbedingt darum, ob ich jetzt vorne dran stehe.

Wie kam der Kontakt zum Jahn zustande?
Über Joe. Wir kannten uns ja über unsere Testspiele gegeneinander und pflegten ein gutes Verhältnis.

Welche Rolle spielte die Möglichkeit, unter Joe zu arbeiten?
Wie gesagt, ich kannte ihn ja und weiß, was es bedeutet, bei Zwickau zu arbeiten, und habe seine Arbeit dort schon sehr geschätzt, den Verein fünf Jahre in der Liga zu halten. Auch von der Persönlichkeit ist er jemand, der schon viel erlebt hat. Menschlich ist es mit ihm einfach überragend.

Wie ist die Stimmung im Trainerteam?
Wenn man gewinnt, ist die Stimmung im Trainerteam immer gut. Siege sind durch nichts zu ersetzen (lacht), aber natürlich wollen wir immer besser werden und dann fällt eben auch einmal ein kritisches Wort. Wir müssen uns ja nicht jeden Tag drücken und lieb haben, aber wir haben eine gute Basis und einen intensiven Austausch.

Wurden deine Erwartungen an die Arbeit beim Jahn erfüllt?
Ja, absolut. Man hat hier alles, Top-Bedingungen, ein super Stadion und ein tolles Umfeld. Das weiß man wirklich zu schätzen, wenn man bei Vereinen gearbeitet hat, wo es anders war. Natürlich gibt es Kleinigkeiten, aber das sind Dinge, die man abstellen kann und Abläufe, die man noch einspielen, optimieren kann.

Hättest du dir vorstellen können, dass es beim Jahn zurzeit so gut läuft?
Ich bin grundsätzlich sehr optimistisch. Dass es so gut wird, kann man natürlich nicht wissen, aber wir sehen, wie hart die Jungs auch unter der Woche arbeiten und Gas geben, was sie bereit sind zu investieren und dementsprechend ist es umso schöner zu sehen, wie wir uns belohnen. Wir sehen natürlich auch, wie eng die 3. Liga ist und solche Spiele für sich entscheiden zu können, zeugt auch vom Charakter der Mannschaft.

Möchtest du den Jahnfans noch was sagen?
Ich freue mich immer riesig auf unsere Heimspiele und finde es mega, wie viele auch bei den Auswärtsfahrten mit dabei sind und wertschätzen, was die Mannschaft leistet. Auch meine Familie ist angetan. Zu sehen, wie die Fans bei der Choreo das erste Mal explodiert sind, war cool. Beispielsweise die erste Choreo zu Hause im Pokal gegen Magdeburg war unglaublich.

Vielen Dank für das Interview!