Pro:Contra – Neumitglied Füracker: Symbol für Ostbayern oder reines Marketing?

Einen Mitgliederzuwachs genießt der Jahn seit Jahren, nicht wenige Menschen aus der Region lassen sich auch zur aktiven Beteiligung im Verein begeistern. Vorherige Woche gab der SSV Jahn auf der Homepage den Eintritt von Albert Füracker, Finanz- und Heimatminister der bayerischen Regierung, mit nicht kleinen Worten bekannt. In der Jahnfamilie entspann sich eine Diskussion – ist kein Mitglied größer als der Verein oder gerechtfertigtes Marketing? Die Antwort(en) geben Leander und Flo. (Foto: Gschlössl/SSV Jahn)

Pro: „Warum sollte das schlecht sein?“

Ob nun Ministerpräsident Markus Söder im Jahnstadion beim bayerischen Duell gegen den 1. FC Nürnberg, Landrat Thomas Ebeling und Stadtrat Dr. Georg Barfuß im Aufsichtsrat oder Landtagsabgeordneter Albert Füracker als Mitglied des Vereines – der Jahn darf sich über immer mehr prominenten Zuwachs im Stadion und Verein freuen. Und genau das sollten wir auch tun. Es geht hierbei nicht um persönliche Präferenzen, es geht nicht darum, ob man selbst mit der Politik der (zumeist) CSU-Abgeordneten zufrieden ist, nein es geht einzig und allein um den SSV Jahn Regensburg.

„Unverkennbar ostbayerisch“, der Spruch des SSV. Doch wie soll man das erreichen, wie soll man eine „ostbayerische Marke“ werden, ohne den Rückhalt auch aus der Politik? Der SSV Jahn Regensburg ist kein abgehalfterter, nahe am Ruin stehender 3.- oder 4.-Ligist mehr, nein, wir haben uns im Laufe der Jahre zu einem gestandenen, hochmodernen Profiverein gemausert. Und diese Entwicklung schlägt sich nun logischerweise auch im Interesse der politischen Führungskräfte nieder.

Warum sollte das schlecht sein? Ist nicht jede mehr oder minder berühmte Persönlichkeit, deren Name mit dem SSV Jahn in Verbindung gebracht wird, ein Ritterschlag für den Verein und seine Arbeit? Ist es nicht auch ein Zeichen, wie viel in den letzten Jahren insgesamt richtig gemacht wird?

Letzten Endes tut es bei diesem Thema wohl gut, nicht zu emotional an die Sache heranzutreten. Weder Ebeling, noch Barfuß oder Füracker wollen irgendwelche politischen Intrigen bei den Regensburgern spinnen – ganz im Gegenteil: Beim Tag der Partnervereine schaute Ebeling lange zu und unterhielt sich freundschaftlich mit Enochs und Beierlorzer, Füracker wird mit Sicherheit nicht Mitglied, weil er seine eigene politische Agenda in den Jahn implementieren möchte.

Vielleicht liegt es ein bisschen in unserer DNA, Probleme zu suchen, die eigentlich gar nicht da sind, aber in Anbetracht der nicht nur sportlich katastrophalen letzten Saison, können wir es wenigstens dieses eine Mal sein lassen.

Leander Hübner

Contra: „Mir geht es nicht um Persönlichkeiten, sondern um das wichtigste – den Verein!“

Dass die Politik und der Fußball getrennt gehören, ist ein altes Märchen, dass man ohne Hilfe der Politik im Fußballgeschäft sich nicht langfristig durchsetzen kann im Profigeschäft, ist ein Fakt, worauf sich viele im Geheimen schon geeinigt haben. Der Fußball braucht die Politik und ebenso braucht die Politik den Fußball, wirtschaftlich wie kulturell sind beide voneinander durchaus abhängig.

Dass Albert Füracker sich vielleicht sogar aus persönlichen Gründen zum Jahn als Mitglied bekennen möchte, ist sein gutes Recht, das darf nämlich jeder.

Und da liegt meiner Meinung nach die Krux, wenn man dieses neue Mitglied mit einem Artikel auf der Homepage oder sogar als Post auf Instagram feiert.

In der „Jahnfamilie“ sollte niemand einen höheren Stellenwert haben als der nächste, egal ob du ein einfacher Student bist oder eben der bayerische Staatsminister für Finanzen und Heimat.

Mir missfällt es sehr, dass der Jahn aus diesem Mitgliedsantrag eine größere Sache macht, als sie sein müsste. Jeder Mensch, der sich zum Jahn bekennt, ist eine tolle Sache, denn so etwas ist nicht selbstverständlich und macht man nicht mal einfach so. Hier wirkt es nur auf mich persönlich so, als würde man damit dem Politiker ein wenig schmeicheln wollen, da man ja nie weiß, was in Zukunft noch so alles passieren könnte. Man geht quasi in Vorleistung für etwas, da eine Mitgliedschaft beim bodenständigen Verein aus der Oberpfalz ja auch durchaus ein guter PR-Gag für den Minister ist.

Das wirkt alles nur sehr berechnend von unseren SSV und wird einfach keinem anderen Mitglied in diesem Verein gerecht. Was kommt denn als nächstes? Der Buddy von Agy Diawusie und Social-Media-Star Niklas-Wilson Sommer will Mitglied werden? SENSATION?

Solche Meldungen braucht kein Mensch und muss ich hoffentlich nie auf der Homepage unseres Jahn lesen, wie so etwas abgefeiert wird.

Auf der Tribüne ist uns doch auch egal, ob neben uns ein Bauarbeiter, Politiker oder sonst wer steht – es geht um den Jahn.

Also ich möchte in Zukunft solche Meldungen nicht mehr lesen, denn mir geht es nicht um Persönlichkeiten, sondern um das wichtigste – den Verein!

Florian Zeiller