Das Duell von der Donau

Am Sonntag, den 12.11.2023, kommt es zu einem weiteren „Nachbarschaftsduell“ für unseren SSV Jahn Regensburg. Um 19:30 Uhr gastieren die „Spatzen“ aus Ulm im Jahnstadion Regensburg. Somit heißt es 2ter gegen 4ter. Der-Jahn-Blog wirft mit euch einen Blick auf die Partie. (Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Über den Gegner

Wieso eigentlich Nachbarschaftsduell? Nun, nicht nur beim Tabellenplatz liegen Ulm und Regensburg nicht so weit auseinander. Man kann die Strecke zwischen beiden Städten mit dem Zug sogar teils direkt durchfahren. Außerdem liegen beide Städte an einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt: der Donau. Manch einer benutzt sogar das verpönte D-Wort dafür und nennt das Spiel das Donauderby.
Ulm ist die Heimat mehrerer bekannter bzw. ehemaliger erfolgreicher Sportmannschaften. Die Volleyballdamen waren bereits Deutscher Meister, der Basketball-Bundesligist Ratopharm Ulm dürfte einigen bekannt sein und der Ulmer Ruderclub hat mit Urs Käufer einen Weltmeister in seinen Reihen.

Der bekannteste Sportverein ist jedoch der SSV Ulm 1846, genauer gesagt die Fußballabteilung. Die Ulmer spielten im Jahr 1999/2000 bereits in der Bundesliga. Jedoch gab es einige Turbulenzen und einen tiefen Fall. Der Aufprall war dann im Jahr 2014 die dritte Insolvenz. Der Verein beendete die Saison in der Regionalliga außer Konkurrenz und begann dann neu in der Oberliga. Von dort aus begann der lange Weg nach oben. Dieser führte die Spatzen, wie sie im Volksmund genannt werden, wieder in die dritte Liga.
Und wer dachte, der SSV Ulm sei Kanonenfutter, der wurde eines Bessern belehrt.

Nach 14 Spieltagen steht die Elf aus der Stadt an der Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg auf Platz 4 der Tabelle. Man konnte bisher 7 Spiele gewinnen, dabei 23 Punkte sammeln und eine positive Tordifferenz von 2 aufbauen. Die Mannschaft und die Fans haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander, so war ein Spieler während seiner Sperre im Block und gab zusammen mit den Fans alles. Wie sehr die Mannschaft von Trainer Thomas Wörle alles hineinwirft, sieht man daran, dass in der Topspieler-Liste vom Kicker in den Top 15 alleine 5 Spieler des SSV Ulm sind. Das ist schon ordentlich, wenn man so gut benotet wird.

Wenn man sich den Kader insgesamt ansieht, so sieht man, dass kaum ein Spieler schlechter als 3,5 beurteilt ist. In jeder Postionsgruppe ist ein starker Spieler zu finden. Das beginnt bei Torhüter Christian Ortag, geht weiter über Verteidiger Thomas Geyer, Mittelfeldspieler (und Topscorer) Dennis Chessa und endet bei Angreifer Leonardo Scienza. Dabei sind die Tore relativ gleich aufgeteilt, nur Dennis Chessa hat mit 5 Toren ein paar mehr.

Trotz dieser beeindruckenden Zahlen muss man aber auch festhalten, dass der SSV Ulm aktuell eine Delle abbekommen hat. 3 der letzten 5 Spiele gingen verloren, aktuell 2 am Stück. Ob man von einer großen Nervosität sprechen kann, wage ich zu bezweifeln, jedoch kann man diese leichten Unsicherheiten definitiv nutzen.
Eine Beobachtung bezüglich der Grundordnung: Die letzten drei Spiele wurde grundsätzlich wohl von einer 3-4-3 Formation ausgegangen. In diesem System teilt sich das Duo im Mittelfeld die Aufgaben auf. Ein Spieler unterstützt die Abwehr, während der Nebenmann offensiv agiert. Die äußeren Mittelfeldspieler versuchen die Offensive zu unterstützen und tauschen gegebenenfalls mit ihnen die Plätze. Der Spielaufbau wird durch einen der defensiven Mittelfeldspieler, der an der Spitze einer Raumformation steht, durchgeführt. Die Teamkollegen vor ihm bilden das Bindeglied zur Offensive, vor allem der Zehner rückt immer wieder in die erste Reihe vor und rochiert mit dem Angreifer. Dabei sollen Räume geschaffen werden, indem die Flügelspieler die Abwehr des Gegners auseinander ziehen.

Der Vorteil dieser Formation liegt auf der Hand: Man hat offensiv sehr viel Power und presst bereits in der Hälfte des Gegners. Der Ballgewinn soll eben dort forciert werden. Es wird also viel Arbeit auf die Abwehr des Jahn zukommen.
Apropos Abwehr: Diese ist bei einem 3-4-3 anfällig, da sehr offensiv gedacht wird. Gerade auf den Außenbahnen bieten sich somit Möglichkeiten.

Auch wenn Ulm aktuell ins Stocken geraten ist, wartet ein schwerer Gegner auf die Jahnelf. Außerdem wird dieses Spiel eine gute Richtung vorgeben für die Zukunft. Die Frage lautet: Kann der Jahn sich dauerhaft oben festsetzen? Wir brauchen am Sonntag jeden einzelnen von euch im Stadion, um unserer Mannschaft noch eine Extraportion Motivation zu verleihen. Zudem: Was gibt es denn Schöneres an einem Sonntagabend als Fluchtlicht, Jahnstadion und die Jahnelf? Wir sehen uns Sonntag!

Die Fanszene aus Ulm, hier beim MSV Duisburg zu Gast. Auf der Auswärtsfahrer-Tabelle liegen sie mit Rang 12 einen Platz hinter dem Jahn – im Schnitt waren es 538 Gästefans. Befreundet sind die Spatzen mit den Fans von Rot-Weiß Oberhausen. (Foto: Christof Koepsel/Getty Images via Onefootball)
Über den Jahn

„Wir erwarten 8.000 Zuschauer“, eröffnete Pressesprecher Johannes Liedl die Pressekonferenz. Da geht doch noch was, oder? Holt euch eure Tickets und zeigt der Jahnelf euren Support!

Wie gewohnt gab es einen Einblick in die Personallage. Cheftrainer Joe Enochs betone mal wieder, wie gut die Jahnelf Ausfälle kompensieren kann, mit der Bemerkung, “dass gerade zu dieser Jahreszeit immer wieder eine Grippe oder Erkältung hinzukommen kann”.

Wir listen euch im Folgenden die Informationen zum Personal auf:

  • Niclas Anspach steht wieder auf dem Platz, trainiert jedoch ohne Zweikämpfe
  • Noah Ganaus hat teilweise wieder mitgewirkt, was ein gutes Zeichen ist
  • Bene Saller ist wieder dabei
  • Florian Ballas hat nicht mit der Mannschaft trainiert. Der Einsatz am Sonntag wird wohl zu früh kommen. Auf Nachfrage der MZ kam die Erklärung, dass es wohl ein Prozess sei, da Ballas die Jahre vorher nicht so oft gespielt hat und jetzt ja Stammspieler sei.
  • Agy ist gestern (Donnerstag) wieder gelaufen und Fahrrad gefahren. Man hofft, dass er beim Training mitwirken kann, sodass er für Sonntag eine Option ist.

Der SSV Ulm sei eine sehr homogene Mannschaft, die funktioniert. Enochs wollte mitteilen, dass man die letzten zwei Spiele nicht vergessen, aber auch nicht überbewerten darf. Er erwarte neben einer kopfballstarken Mannschaft ein Team, welches extrem hoch anläuft.
Der Coach weiß, dass es sich langweilig anhört, aber man muss die Spatzen ernst nehmen. „Wir dürfen nicht nachlassen.“

So wie Enochs es erklärt hatte, macht es der Mannschaft nichts aus, dass das Spiel um 19:30 sei. Es wirkt sich eher auf das Training und auf den Ablauf am Spieltag aus.

„Du betonst immer, dass ihr keinen Gegner unterschätzen dürft und nicht lassen dürft, weil ihr sonst gegen jeden Gegner Probleme bekommen könnt. Wie hältst du die Motivation hoch?“ war eine Frage des Funkhauses Regensburg.
Laut dem Trainer gibt es dafür verschiedene Gründe. Auf der einen Seite sind die Jungs sehr bodenständig von sich aus, sondern auf der anderen Seite zeigt das Trainerteam nicht nur die positiven Aspekte, sondern auch die Dinge, die besser laufen könnten. Und die Jungs nehmen das an. „Solche Momente wie das 2:1 in Münster, wo das Spiel kippen, führen wir den Jungs vor Augen“.
Angesprochen auf die Siegesserie und einen möglichen Rekord, gab es folgende Antwort: „Wir freuen uns auch. Es ist nicht so, dass wir uns nicht freuen. Wir wissen, dass es sehr viel harte Arbeit war. Für uns gilt nur das nächste Spiel. Das, was in der Vergangenheit war, können wir nicht ändern. Meine Gedanken sind, wenn wir ein klein bisschen nachlassen, dann werden wir halt gegen Ulm keine Chance haben, weil die eine richtig gute Mannschaft haben“.

So ähnlich sieht es der Blog und nimmt deshalb das böse auf Wort mit A nicht in den Mund. Wichtiger ist das nächste Spiel. Ich hoffe also, man sieht euch Sonntag im Stadion?
Forza Jahnelf!