Pro:Contra – Pyrotechnik: Faszination oder falscher Umgang?

Auch wenn es wirkt, dass es bei uns im Blog immer harmonisch zugeht, so ist es bei Weitem nicht immer so. Auch unsere Meinungen gehen mal auseinander. Und wie, das lest ihr hier. (Foto: Hans-Jakob-Tribüne; Mitarbeit: Julian Lindemann)

Und an dieser Diskussion möchten wir euch natürlich teilhaben lassen. Wir versuchen, beide Seiten zu Wort kommen zu lassen und ihre Sicht der Dinge darstellen zu lassen. Dabei sind das in allererster Linie die Meinungen des jeweiligen Autors. Beide Autoren versuchen kein finales Urteil zu fällen und sind auch offen für Kritik. Nicht offen sind die beiden jedoch für Beleidigungen oder solche Hirngespinste. Wir wissen, dass es ein emotionales Thema ist. Aber nun lasst uns starten.

Pro: Integraler Bestandteil der Fankultur

Autor: Julian

Beim Fan-Sein geht es um Emotionen. Es geht um die Stimmung, das Gemeinschaftsgefühl, die unbändige Liebe zu seinem Verein. Der Ausdruck dieser Liebe, der grenzenlosen Unterstützung seines Vereins, sind Emotionen. Elementarer Teil der modernen Fußballkultur ist es eine Verbundenheit durch Kreativität auszudrücken. Was der geneigte Zuschauer Woche für Woche in Fußballstadien zu sehen bekommt, ist ein immerwährender Wettbewerb um die kreativsten Ideen seine Liebe auszudrücken. Ein Wettbewerb um die kreativsten Fangesänge, Fahnen, Banner und Choreografien. Ein integraler Bestandteil dieser Fankultur ist, neben den genannten Wegen seine Kreativität auszudrücken, aber auch Pyrotechnik.  Pyrotechnik ist ein zentrales Ausdrucksmittel von Ultra-Fankultur. Und es sieht gut aus.

Egal, ob Fanmagazine, Social-Media-Kanäle, ja selbst Fernsehsender verwenden Bilder von verrauchten und leuchtenden Fanblocks, um die unvergleichliche Stimmung eines Fußballstadions nach außen zu transportieren. Nicht zuletzt die Fußballverbände und ihre Sponsoren profitieren dadurch in nicht geringem Maße von gelebter Fankultur und dem damit geschaffenen Mythos Fußball.

Nicht zuletzt die Fußballverbände und ihre Sponsoren profitieren in nicht geringem Maße von gelebter Fankultur und dem damit geschaffenen Mythos Fußball.

Natürlich kann man immer die Frage stellen: Braucht es das für ein Fußballspiel wirklich? Die gleiche Frage könnte man aber auch über Fangesänge, das Singen der Vereinshymne vor dem Anpfiff oder gar den Zuschauer im Stadion an sich stellen. Braucht es das alles, um eine Sportveranstaltung durchzuführen? 

Gerade wir Fußballfans wissen doch zu gut, dass es beim Fußball eben nicht um den reinen sportlichen Wettbewerb geht. Das, was den Fußball zu dem macht, was er ist, ist Fankultur und die Atmosphäre, die dadurch geschaffen wird. 

Wieso also Pyrotechnik verbieten und kriminalisieren? Pyro (grundsätzlich klar von Böllern oder andersartigen Knallköpern abzugrenzen, die auch in meinen Augen nicht in ein Fußballstadion gehören) ist nicht per se gefährlich. Gefährlich wird es erst durch die Kriminalisierung ihres Gebrauchs. Wenn kein sicherer Raum für die Nutzung zur Verfügung gestellt wird, wenn dadurch im Verborgenen zwischen Menschen und hinter Transparenten gezündet werden muss. Jeder, der fordert „Pyrotechnik gehört nicht in Hände, von Leuten, die nicht damit umgehen können“ und damit ein Verbot rechtfertigt, widerspricht sich damit selbst. Erst durch die Kriminalisierung gerät Pyrotechnik in genau diese ungeeigneten Hände und wird zur Gefahr.

Würde sich der DFB und Teile der Zuschauer mit echten Argumenten auseinandersetzen und sich nicht hinter dem Totschlagargument „Es ist halt verboten“ verstecken, wären Geldstrafen für Vereine, Drängen der Pyrofreunde in die Kriminalität und damit das Schaffen von unzähligen Konfliktpunkten zwischen Fanszenen und Offiziellen nicht nötig und man würde ehrlichen Raum für Annäherung, Dialog und Fankultur schaffen.

Contra: Notwendiges Übel

Autor: Tom

Die gute alte Pyrotechnik. Von vielen geliebt, von einigen wenigen abgelehnt. Auch wenn ich hier das Contra schreibe, möchte ich anmerken: Auch ich finde manchmal Pyro sehr imposant! Und gerade bei den Fans unseres SSV bin ich immer wieder beeindruckt, wie koordiniert und sicher alles abläuft. Aber dass unsere Fangruppen sich anständig benehmen ist ja allgemein bekannt und ich bin auch sehr stolz auf sie.
Was nun stört mich nun also an Pyrotechnik? Immerhin könnte man den größten Punkt, die Geldstrafen, vermeiden, wenn der DFB endlich aufhören würde, Pyrotechnik unter Strafe zu stellen. So gefährlich kann sie ja schließlich nicht sein, es gibt ja immerhin auch Sportarten wie Basketball wo in der Halle Pyrotechnik gezündet wird.

Ich habe nur ein Problem, welches in meinen Augen bei all den Emotionen immer zu schnell klein gemacht wird oder nicht ernst genommen wird: der Umgang mit diesen Artikeln.
Immerhin geht von Pyrotechnik und auch Böllern einfach auch eine Gefahr aus, wenn sie einen Menschen treffen. Und bei all dem schönen Anblick kommt es oft genug vor, dass vor Wut, Frust oder Enttäuschung diese Gegenstände auf den Platz oder wo auch immer hinfliegen.
Ich erinnere mich an eine Diskussion mit Max beim Relegationsspiel von Bielefeld: „Ja, aber es ist doch nichts passiert, oder?“ sagte er zu mir.
Aber muss denn erst was passieren? Der Böller traf einen Spieler fast am Kopf. Muss das sein?

Aber muss denn erst was passieren? Der Böller traf einen Spieler fast am Kopf. Muss das sein?

Und das ist einfach die Kernfrage meiner Aussage. Und diese möchte ich nun noch einmal stellen: Muss das sein? Darf es sein?
Muss und darf es sein das jemand vor lauter Wut, Ego, Frust und so weiter etwas das brennt auf jemanden oder etwas wirft? Dass dadurch wie in Unterhaching Brände entstehen? Dass man in Kauf nimmt, Menschen zu verletzten?

Und gerade an dieser Stelle haben mich die Jahnfans eines Besseren belehrt. Zweitligapartie in Fürth, es wurde neben mir gezündet. Die Person mit der Pyro in der Hand versuchte Abstand zu halten, ließ sie brennen, legte sie danach in einen Eimer mit Sand und die Sache war gut.

Solange es aber immer wieder Dinge wie bei Bielefeld gibt, kann ich mich mit Pyrotechnik nicht anfreunden. Denn so etwas sollte nicht in die Hände von Menschen, die nicht damit umgehen können.