Zwei gekreuzte Hämmer

„Zwei gekreuzte Hämmer und ein großes W, das ist Wismut Aue …“. So geht einer der vielen Fangesänge des Vereins aus dem Erzgebirge, auf welchen der Jahn am Sonntag, dem 01.10.2023 zur unchristlichen Zeit um 19:30 trifft. Warum das W und die 3 Punkte in Regensburg bleiben sollen, möchten wir nun mit euch erörtern. (Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images for DFB, Mitarbeit: Flo1889fm)

Der Blick auf den Gegner


Diese Saison scheint wohl die Saison der Bergarbeiter zu sein. Vor ein paar Wochen noch gegen die Jungs aus dem Ruhrgebiet, so wechseln wir inzwischen die Seite Deutschlands und befinden uns im Osten der Republik. Die Wurzeln des FCE liegen weitaus tiefer als das offizielle Gründungsdatum, der 04.03.1946, vermuten lässt. Bereits 1908 wurde ein FC Aue in Aue-Bad Schlema gegründet, welcher in Folge in der Gauliga Erzgebirge antrat. Der Verein hatte viele Namen, hier eine kleine Auswahl: Alemannia Aue, SV Alemannia Aue und SV Aue. Der SV Aue entstand allerdings auf Druck der Nationalsozialisten, welche eine Fusion mit dem VfB Aue erzwangen.
Nach dem Krieg wurden von den Besatzungsmächten alle Vereine aufgelöst. 1949 entstand unter dem Dach der Fabrik Pneumatik Aue die neue Betriebssportgemeinschaft: BSG Wismut Aue.
Dieser Name ist nach wie vor einigen Fans bekannt und auch im Schlachtruf der „Schachter“ eingebaut.

Doch ganz so ruhig ging es dann doch nicht weiter. Bis 1954 bestand die BSG Wismut. Am 06.11.1954 wurde von der zentralen Sportvereinigung der SC Wismut-Karl-Marx-Stadt gegründet. Die BSG Wismut Aue sollte in diese eingegliedert werden. Es gab jedoch zahlreiche Proteste der Mitgliederversammlung und der Auer Bevölkerung. Die Sportvereinigung Wismut gestattete der Fußballmannschaft weiterhin im Erzgebirgstadion zu spielen. In dieser Zeit war der Club mit am erfolgreichsten, konnte man doch dreimal die DDR Meisterschaft (56, 57 & 59) gewinnen und im Jahr 1955 den DDR-Fußballpokal.
Am 01.07.1963 fusionierte der SC Wismut mit dem SC Motor-Karl-Marx-Stadt zu einem neuen Verein. Da dieser seine eigene Fußballsektion einbrachte, erhielten die Auer so ihre Selbstständigkeit zurück und gingen wieder zurück zur BSG Wismut Aue. Nach dieser Zeit gelangen immer wieder kleine Erfolge, jedoch blieb man die meiste Zeit eine Mannschaft im unteren Drittel der Oberliga. Zur Genugtuung der Auer Fans landete man jedoch öfter vor dem Rivalen SC/FC-Karl-Marx-Stadt.
Nach der Wiedervereinigung konnte das System der Betriebssportgemeinschaften nicht etabliert werden und somit wurde am 14.02.1990 der Fußballverein FC Wismut Aue gegründet. Es war jedoch eine turbulente Zeit, so gab es in der Saison 1990/91 einen Spielabbruch aufgrund der Ausschreitungen von Zwickauer Hooligans. Durch die Wertung des nordostdeutschen Verbandes verpasste Aue wegen eines Tores hinter Zwickau die Relegationsrunde für die 2. Bundesliga. Klaus Toppmöller verließ nach diesem Vorfall den Verein.
Die restliche Geschichte soll schnell erzählt sein. 1992 zog sich Wismut aus dem Fußball zurück und der Verein stand vor dem Bankrott. Hier traten schon zum ersten Mal die Leonhardt-Brüder auf, welche als Unternehmer nun auch als Geldgeber fungierten. Nach dem Rückzug wurde auch ein neuer Name gesucht, welcher für die Region stehen sollte. So entstand 1993 der Name FC Erzgebirge Aue.
Die Auer pendeln seitdem immer wieder zwischen 2. und 3. Liga hin und her. Seit 2018 war jedoch eine beunruhigende Dynamik zu beobachten. Viele nicht vorteilhafte Entscheidungen auf der Trainerposition brachten den Verein in Schieflage. Das Ganze gipfelte 2022/23 mit der Anstellung und Entlassung eines erfolglosen Timo Rost und dem Rücktritt des langjährigen Präsidenten Helge Leonhardt. Seit dieser Saison ist Aue auch in der 3. Liga vertreten. Letztes Jahr beschlossen die Auer die schwere Saison auf Platz 14. Diese Saison sind sie sehr stark gestartet und belegen aktuell Rang 3.
Einen großen Anteil daran hat Marcel Bär, welcher mit 5 Scorern aktuell der beste Torschütze der Mannschaft ist. Topspieler laut dem Fachmagazin kicker ist jedoch Torhüter und Vereinslegende Martin Männel.
Augenscheinlich scheint Pavel Dotchev, der Cheftrainer, eine 4-2-3-1-Formation und somit dieselbe Formation wie unser Jahn zu bevorzugen. Jedoch wechselt unsere Mannschaft das System während des Spiels öfter. Hier jedoch Joe zuliebe keine Spoiler.
Die 4-2-3-1-Formation zeichnet sich durch sehr variable Angriffsmöglichkeiten aus, da Wege über das Zentrum und über die Flügel gesucht werden können. Jedoch ist der Nachteil daran, dass die Außenbahnen defensiv anfällig sind. Das sollte grundsätzlich bei der Jahnelf kein Problem sein, jedoch schleichen sich immer wieder Fehler ein. Für unsere Flügel bedeutet dies aber auch umgekehrt, dass sie die Flügel intensiv bespielen und ihre Flexibilität ausspielen. Einer, der Aue ja noch kennt, ist Elias Huth, vielleicht kann er den ein oder anderen Tipp geben.

Nach der Niederlage gegen Sandhausen, wo man sich für eine gute Leistung selbst ein Bein gestellt hat, heißt es nun: Mund abwischen und weitermachen! Die Jungs sollen sich im Training richtig reinschmeißen und dann am Sonntag in Aue zeigen, wer der Chef am Platz ist. Nicht nur die Auswärtsfans werden hinter Ihnen stehen und sie zum Sieg peitschen. Möglich ist alles, es bedarf aber einer geschlossenen Mannschaftsleistung.

Der Blick auf die Jahnelf

Gegen Sandhausen setzte es den ersten wirklichen Dämpfer in dieser Spielzeit. Mit 1:2 kassierte der Jahn gegen den Mitabsteiger die erste Saisonniederlage – und sie war unnötig wie ein Kropf. Trotz Chancenwucher belohnte sich die Jahnelf nicht und musste zusehen, wie nicht unbedingt bessere, aber effizientere Sandhausener die Punkte mitnahmen. „Es tut extrem weh, weil die Niederlage vermeidbar gewesen wäre. Spielerisch haben wir aber einen Schritt nach vorne gemacht und wir können darauf aufbauen“, sagte Konni Faber hinterher. Agy Diawusie blickte bereits nach vorne: „Rückschläge gehören dazu, aber die Mannschaft ist charakterlich so stark, nächstes Spiel zurückzuschlagen und da wollen wir es jedem zeigen, der jetzt Negatives gesagt hat.“

Nun geht es am Sonntag zur schweren Aufgabe gegen Erzgebirge Aue. „Wir wissen aus Zweitligazeiten, was uns dort im Stadion erwartet. Wir werden uns reinfighten und alles geben“, sagt Faber. Rasim Bulic fasst es im Trainingsvideo unter der Woche simpel, aber zutreffend zusammen: „Wir müssen gegen Aue die Dinger einfach reinmachen.“ Deswegen habe man laut Bulic auch nicht viel bei den Trainingsinhalten geändert. „Sonst wollen wir unser Spiel genauso machen wie gegen Sandhausen.“

Was gegen Sandhausen gut war, betonte Cheftrainer Joe Enochs noch einmal auf der Pressekonferenz am Freitag: „Wir haben viele Torchancen herausgearbeitet und hatten wesentlich mehr Ballbesitz als in der Vergangenheit. Trotzdem waren wir zielstrebig. Das ist genau die Leistung, die wir brauchen, um erfolgreich zu spielen.“ Enochs spricht dabei von einem „Prozess“, den es zu stabilisierten gilt.

Personell schöpft das Trainerteam derzeit aus dem Vollen. Enochs sieht aufgrund guter Leistungen wenig Anlass, viele Veränderungen vorzunehmen. Heißt auch: Einige etatmäßige Stützen wie Alex Bittroff könnten wieder nicht im Kader stehen. „Aber Biete und die anderen lassen sich nicht hängen und trainieren sehr ordentlich“, sagt Enochs. Über kurz oder lang werde jeder wieder seine Chance bekommen. „Meine Erfahrung aus der Liga ist, dass wir jeden brauchen werden.“

Wer es denn im Sturm besser machen soll als gegen Sandhausen, lässt Enochs noch offen: „Wir sind mit unserem Angriff sehr zufrieden. Wir haben kein Offensiv-, sondern ein Luxusproblem. Alle unsere Spieler sind in der Lage, torgefährlich zu werden.” Gegen Sandhausen habe man sich genug Torchancen herausgearbeitet, gegen Aue müsse man die Dinger einfach machen. „Wir werden in Aue so auftreten, dass wir das Spiel gewinnen können“.