Gleich und doch so Ungleich

Am Samstag, den 23.09.2023, um 14:00 Uhr kommt es zum Treffen von zwei Vereinen, die sich ähneln und doch sehr verschieden sind. (Mitarbeit: Flo1889fm; Foto: Gatzka)

Der Blick auf den Gegner

Gegründet am 01.08.1916, hat der SV Sandhausen eigentlich die perfekten Voraussetzungen, um als Traditionsverein zu gelten. Doch wird die Mannschaft aus Baden-Württemberg, welche mit Abstand die ewige Tabelle der Oberliga Baden-Württemberg anführt, oft nicht als solcher gesehen. Und das, obwohl der SV Sandhausen schon einiges erlebt hat.
In der Zeit vor 2005/2006 war es der SVS, welcher 1994/95 u. a. das längste Elfmeterschießen im DFB-Pokal (13:12 gegen den VfB Stuttgart) bestritt und 1985/86 erst im Viertelfinale an Borussia Dortmund scheiterte. Übrigens scheitern: Im Jahr 2000 verloren die Mannen in Schwarz und Weiß das Relegationsspiel um den Aufstieg in die Regionalliga. Gegner damals: Unser SSV Jahn Regensburg.

Woran liegt es also, dass die Mannschaft, die das Hartwaldstadion seine Heimat nennen darf, von vielen als Verein mit kleiner oder keiner Tradition gesehen wird?
Vermutlich daran, dass im Jahr 2005/2006 ein gewisser Dietmar Hopp versuchte, den Regionalligisten TSG Hoffenheim und den Verbandsligisten Astoria Walldorf mit dem Sportverein zu fusionieren. Sein Ziel: Ein starker Verein aus seiner Heimat und in die Bundesligaliga aufsteigen (sogar mit Zustimmung des DFB!). Diese Fusion scheitere jedoch eben aufgrund von Vorbehalten des SV Sandhausen. Das Image der Region bzw. des SVS war jedoch nachhaltig beschädigt.
Nichtsdestoweniger muss man auch erwähnen, dass der Verein mit gerade 950 Mitgliedern auch von einem Geldgeber profitiert und sowas allgemein in der heutigen Zeit nicht gerne gesehen wird.
Ein weiterer Grund, warum der Jahn und Sandhausen gleich und doch ungleich sind, ist die sportliche Situation. Beide Vereine stiegen dieses Jahr aus der 2. Bundesliga ab und gehen doch sehr unterschiedliche Wege. Während der SSV seinen bewährten Weg mit jungen Talenten und vielversprechenden Spielern oder Spielern, die sich erneut beweisen wollen, geht, plant der SVS anders. Der SVS setzte, so wirkte es in der Transferphase, mehr auf bekannte Namen und investierte teuer in neue Spieler. So finden sich neben den drei Ex-Regensburgern David Otto, Sebastian Stolze & Tim Knipping auch bekannte Namen wie Rouwen Hennings, Alexander Mühling, Luca Zander und (weiterhin) Dennis Diekmeier im Kader. Nicht nur aufgrund dessen sagten viele voraus, dass der SV Sandhausen wieder direkt aufsteigt.
So kommen wir zum nächsten Unterschied: Während der Jahn ungeschlagen auf Rang 4 steht, so findet man die Kurpfälzer auf Rang 13 mit 3 Niederlagen. Man hatte sich das sicherlich anders vorgestellt.

Aber warum sind sich die beiden Vereine nun doch irgendwie gleich? Nun, wie bereits erwähnt, handelt es sich um ein Absteigerduell, aber auch um zwei Vereine, die in Fußballdeutschland kaum bekannt waren und somit nicht viele Emotionen oder Erwartungen in anderen hervorgerufen haben. Für Personen, die sich nicht mit den Vereinen (bzw. natürlich dem Jahn) beschäftigen, sind die Clubs im Normalfall einfach zwei kleine, unbekannte Vereine ohne große Emotionen.

Augenscheinlich tritt die Elf von Danny Galm meist in Formationen mit einer 3er-Kette und 3 Mittelfeldspielern auf, z. B. mit einem 3-4-2-1. Diese Formationen legen zumeist den Fokus auf das Zentrum, da es dort kaum ein Durchkommen gibt. Das wird für einen zentralen Nadelspieler wie Christian Viet sehr schwer dort. Auf der anderen Seite sind die Flügel somit weniger stark besetzt und somit ggf. geschwächt, vor allem da die offensiven Mittelfeldspieler ebenfalls im Zentrum agieren.
Wie der SVS sich also auf unser System einstellt, bleibt gespannt abzuwarten.

Der Blick auf die Jahnelf

„Oben bleiben oder erster Dämpfer?“, titelte der Jahn-Blog vergangene Woche vor dem Essen-Spiel. Nun, eine Woche später, kann man sagen: Wir sind weiter oben! Mit 10 Punkten auf Rang 4, um genau zu sein. Mega erfreulich – auch wenn sich Dresden und Aue auf 1 und 2 bereits etwas abgesetzt haben. Weniger erfreulich war der Spielverlauf in Essen selbst. Denn der Jahn kam schlecht ins Spiel und wirkte gegen agile Essener sehr passiv. Kaum eine Chance erspielte man sich, und so muss man froh sein, im Ruhrgebiet einen Punkt mitgenommen zu haben. „Es ist schwer gegen uns zu gewinnen“, meinte Chef-Trainer Joe Enochs. Das ist die positive Nachricht: Der Jahn ist nach 6 Spieltagen weiter ungeschlagen und musste in der Liga noch nie einem Rückstand hinterherlaufen. Die Kehrseite: Offensiv brennt man bislang wahrlich kein Feuerwerk ab.

Am Samstag gegen Mitabsteiger Sandhausen wird die Jahnelf sicher wieder etwas aktiver spielen wollen, um zu eigenen Toren zu kommen – freilich ohne den hochgerüsteten Kurpfälzern ins offene Messer zu laufen. Jahn-Kapitän Bene Saller mahnte unter der Woche im Trainingsvideo an: „Wir müssen uns mehr zutrauen und versuchen, auf Außen Eins-gegen-Eins-Duelle zu führen und über gutes Kombinationsspiel in die gefährliche Zone zu kommen.“ Enochs legte in der Trainingswoche den Fokus vor allem auf das Spiel gegen den Ball, „weil wir ein paar Sachen gegen Essen nicht ordentlich gemacht haben, die wir in der Vergangenheit wesentlich besser gemacht haben“, wie er auf der Pressekonferenz am Donnerstag sagte. Außerdem habe man Standardsituationen trainiert.

Vor dem Gegner warnt Enochs fast traditionell: „Wenn man die Namen liest, dann ist das eine gestandene Mannschaft. Auch wenn sie letzte Woche gegen Münster verloren haben, wenn wir diese Mannschaft unterschätzen, bekommen wir Riesenprobleme. Das ist eine Spitzenmannschaft, die sich noch nicht so richtig gefunden hat.“ Personell kann Enochs bis auf den weiter verletzten Niclas Anspach auf alle Spieler zurückgreifen. Auch die Innenverteidiger Robin Ziegele und Alex Bittroff sind nach längerer Pause wieder voll dabei. Hinten scheint es aufgrund der guten Defensivleistung gegen Essen aber wenig Grund zur Änderung zu geben. In der Offensive schloss Enochs Änderungen nicht aus. Zum Beispiel hob er auf der PK den „richtig guten Eindruck“ von Agy Diawusie im Training hervor. 

Bene Saller erwartet wie so oft in dieser 3. Liga eine ausgeglichene Partie: „Jedes Spiel ist ein Spiel auf Augenhöhe. Es geht um die Momente, die man nutzen muss.“ Zuhause vor den eigenen Fans will er aber nachlegen. „Wenn man den Sieg gegen Duisburg sieht, dann will jeder wieder daheim gewinnen. Das muss uns schon Auftrieb geben.“