Licht und Schatten beim bayerischen Duell

Einerseits verlief das bayerische Duell zugunsten der Jahnelf, andererseits hätte am Ende auch die Spielvereinigung Unterhaching als Sieger vom Platz gehen können. Ein Nachbericht in etwas anderer Form (Mitarbeit: Julian Lindemann)

Die Jahnelf in der Taktikanalyse

Der Spielaufbau in der Analyse

Der Jahn setzte im Spiel gegen Haching auf hoch schiebende Außenverteidger, insbesondere Saller wählte tiefe Laufwege. Bene war es auch, der mit einer Halbfeldflanke den Treffer vorbereite, dieses Muster konnte man mehrmals im Spiel erkennen. Durch die überlaufende AV versuchte der Jahn die jeweilige Seite zu überladen und somit Raum im Zentrum schaffen, den man bei einer Hereingabe nutzen kann.

Enochs lässt dazu ein schnelles Umschaltspiel auf den Platz bringen, so sieht man nur wenig horizontales Passspiel, dafür aber einige vertikale Bälle. Diese Taktik hat allerdings auch Nachteile, wie häufige Ballverluste im Mittelfeld, welche dann in Konter resultieren können. Unterhaching konnte dies nicht immer ausspielen, auch dank des erfolgreichen Gegenpressings der Jahnelf. Auch im Kampf um die Abpraller zog der Jahn häufig den Kürzeren, auch wenn die Spielweise des Gegners in bestimmten Situationen durchaus als Foulspiel gewertet hätte können.

Im Laufe der Partie schob Unterberger seine Reihen höher, dadurch konnte der Jahn seine kurzen, vertikalen Pässe oftmals nicht ausspielen, wodurch man auf hohe Bälle setzen musste. Gerade in diesen Situationen hätte ein Wandspieler wie Joel Zwarts der Mannschaft geholen, da Elias Huth Schwächen im Kopfballspiel offenbarte.

Als der „key player“ im Spielaufbau der Elf von Joe Enochs kann man wohl Christian Viet nennen. Viet regelt fast alle Spielzüge, er ist schon fast der General im Spiel vom Jahn. Seine Stärken hat auch der Gegner erkannt, schon nach 9 Sekunden wurde er bereits zum ersten Mal unfair gestoppt, es sollte nicht das letzte Foul an ihm gewesen sein. Zwei Spielzüge fielen besonders auf:

1. Die Innenverteidigung versucht den Ball auf Chrille zu bringen, welcher dann Kother oder Konni mit einem Steilpass in Szene setzt

2. Die Innenverteidigung sucht einen hohen Ball auf Huth, welcher dann auf Viet ablegt und entweder den Schnittstellenpass oder einen Flügelspieler sucht

Die Pressingstruktur

Das Pressing ist das Herzstück jeder Taktik. Versucht man den Ball zu erobern, dann presst man, also ohne Pressing keine Offensivaktionen und ohne diese fallen keine Tore. Gleichzeitig muss man aber sein Pressing so aufsetzen, dass es die defensive Stabilität nicht gefährdet. Diese Philosophie kann man auch unter Joe Enochs erkennen, so sieht man keine ungeordneten Aktionen, sondern meist gezielte, einstudierte Läufe.

Enochs setzt im Pressing auf ein 4-1-4-1 und kann so mit Huth in der Spitze auf einen Spieler setzen, der die Innenverteidigung anlaufen soll und somit das Spiel auf die Flügel lenkt. Vollath wurde nur in einzelnen Fällen angelaufen, im Angriffspressing fokussiert sich der Jahn eher auf die Innenverteidigung. Während man im Spiel den Torwart nicht anläuft, versucht die Jahnelf einen kurzen Spielaufbau nach Abstößen zu unterbinden, indem man das Mittelfeld in das letzte Drittel schiebt und somit Anspielstationen minimiert. Bei langen Bällen nach dem Angriffspressing versuchte man Hobsch aus dem Spiel zu nehmen, dies setzte man mit einer dauerhaften Mannorientierung um.

Elias Huth ist also der Schlüssel im Angriffspressing des SSV Jahns gewesen, er sollte als erster die Innenverteidigung der Spielvereinigung Unterhaching anlaufen. Der Auslöser war meistens der Pass von Vollath auf einen der IVs, dann rannte auf den ballführenden Gegner zu und versuchte, das Spiel auf die Außenverteidiger zu lenken. Durch diesen Kniff wollte man das spielstarke Zentrum aus dem Spiel nehmen, welches beim Gegentor nicht zu 100 % funktionierte.

Verlor die Jahnelf den Ball im Mittelfeld, dann wurde ein kollektives Gegenpressing aufgefahren und man versuchte den Ball sofort zurückzugewinnen. Im Angriff begab man sich erst in das 4-1-4-1 zurück, aber im Mittelfeldpressing setzte man auf den Umschaltmoment und wollte dem Gegner keine Luft zum Atmen lassen. Auch die Intensität war deutlich höher als im Angriffspressing, dazu wurde die Aktion nicht durch einen einzelnen Spieler, sondern im Kollektiv durchgeführt. Technisch starke Teams verlagern das Spiel konsequent gegen pressende Mannschaften und versuchen das Gegenpressing immer mit dem Ball zu lösen, auch Haching versuchte dies, blieb aber über weite Strecken ohne Erfolg. Gegen Mannschaften mit einer höheren Qualität könnte diese Herangehensweise auch größere Risiken mit sich bringen.

Risiken minimieren soll auch Andreas Geipl, da er ohne den Ball im defensiven Mittelfeld die Absicherung übernahm und sich beim Herausrücken der Außenverteidiger zwischen die Innenverteidiger fallen ließ. Geipl sollte die Passwege im zentralen Mittelfeld zustellen, während sein Partner Rasim Bulic mit explosiven Läufen den Spielaufbau der Hachinger störte.

Interessanterweise verzichtete Regensburg in dieser Partie auf das aggressive Herausrücken der Verteidiger. Die Viererkette agierte tief, rückte nur teils im Gegenpressing nach. Dieses Verhalten ist höchstwahrscheinlich den langen Bällen der Hachinger sowie der Isolation von Hobsch geschuldet. Sie wollten dazu verhindern, dass Unterhaching Schnittstellenpässe in die Spitze bringen kann.

Die Meinung zum Spieltag

Nach der guten Vorbereitung und den vielversprechenden Neuverpflichtungen brach eine regelrechte Euphorie aus. Der Zuschauerandrang am Trainingsauftakt, der fantastische Fanmarsch sowie die Zahlen in Unterpleichfeld sowie gegen Unterhaching unterstrichen diesen „Hype“. Die Vorfreude auf das bayerische Duell war sehr groß, aber gleichzeitig war man sich der Stärke der Hachinger bewusst.

Diese These bestätigte sich, die Jahnelf spielerisch überlegen, aber letztendlich stiehl Unterhaching irgendwie 2 Punkte aus dem Jahnstadion. Der größte Erfolg für die Spielvereinigung war aber, dass sie am Ende mit 11 Spielern noch am Platz standen. Unterhaching muss in dieser Saison kämpfen bis zum bitteren Ende, das zeigten sie auch gegen den Jahn. Einen Kampf hat aber auch der Jahn hingelegt, das wurde durch die Fans auf der HJT honoriert.

Unterbergers Matchplan war wohl, dass man den SSV Jahn auf das eigene Niveau hinunterzieht, was auch über weite Strecken funktionierte. Der Jahn war überlegen und erarbeitete sich vielversprechende Chancen, aber am Ende lässt man die 3 Punkte im Abschluss liegen. Die Schwäche vor dem Tor kann man wohl mit fehlenden Automatismen begründen.

Am Ende ist es aber dann doch eher ein Punktgewinn. Letzte Saison wäre einer der letzten Ecken reingefallen, man erinnere sich an Bielefeld oder Hannover. Diese Mannschaft zeigte Moral und man konnte jedem Spieler ansehen, wie viel Lust sie auf den SSV Jahn Regensburg haben.

Dennoch ist noch Luft nach oben, aber die Saison hat schließlich erst begonnen. Das Gerüst steht, nun geht an den Schliff. Wir sind mit dieser Leistung in der 3. Liga angekommen und müssen uns vor keinem Gegner verstecken.

Die Stimmen zum Spieltag

Andi Geipl über die neue Mannschaft und das Unentschieden: „(…) die Abstimmungen stimmen nicht so, wie wir uns das vorstellen. Das hat man auch gesehen, dazu glaube ich, dass wir die Chancen für den Siegtreffer hatten, aber fairerweise muss man auch sagen, dass Unterhaching das 2:1 machen kann. Dann wäre es auch schwer geworden, noch den Ausgleich zu erzielen. (…) wir sind mit dem Punkt zufrieden, hätten aber auch gerne gewonnen.“

Rasim Bulic über sein Debüt: „Ich bin zufrieden mit meinem Einsatz, aber auch mit dem der Mannschaft. Wir haben Gas gegeben, hatten viele Torchancen. (…) es hätte ein Sieg sein können, aber 1:1 ist in Ordnung. (…) die Stimmung war geisteskrank, ich habe sie auch einmal gepusht, es war wirklich sehr gut.“

Christian Viet über die Leistung: „Mit der Leistung kann man nicht ganz zufrieden sein, aber drauf kann man aufbauen. Ich glaube, wenn man bedenkt, dass hier 16 neue Spieler sind und nur 6 hiergeblieben sind, dann bin ich mit der Leistung absolut einverstanden. (…) es war eine sehr gute Energie auf dem Platz, ich denke, man hat es uns angesehen, dass wir gewinnen wollten. (…) wir brauchen uns nicht zu verstecken.

Die Noten zum Spieltag