Kommentar: Und wir geben nicht auf!

Der SSV Jahn ist aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Zwar hat sich dieser Gang in die 3. Liga über die Saison hinweg angedeutet und ist sportlich gerechtfertigt. Dennoch flossen auch bei mir einige Tränen und die Jahnwelt scheint einen gewaltigen emotionalen Knacks erhalten zu haben. Aufgeben sollte trotzdem keine Lösung sein! (Foto: Gatzka)

Die letzten Monate haben weh getan – sie nahmen einem schon fast den Spaß am Fußball. Es kam Chaos in den Verein und die sportliche Lage wurde zunehmend prekärer. In Verkennung der Realität dachten wir bis vor kurzem noch, dass wir die Klasse halten werden. Was hat es uns gebracht? Garnix! Und so wurde es doch nur noch enttäuschender, gerade weil wir eigentlich lange den Ligaverbleib verdient hatten.

Diese Liga hat keine Gnade

Lange Zeit waren wir Teil dieser Gnadenlosigkeit, nun wurden wir zum Opfer. Oft bestraften wir Gegner für kurze Schwächephase, überrannten sie förmlich – aber in dieser Saison wirkte es schon nach den ersten Spieltagen so, als hätte man keine Kraft mehr. Und das spürten die anderen Mannschaften, strotzten gerade so vor Galligkeit. Sie vernichteten uns buchstäblich, am ersichtlichsten wurde es wahrscheinlich beim 0:6 gegen den KSC. Dennoch spielten wir oft mit und man erkannte zumindest in Ansätzen das Niveau der Mannschaft, aber dann kam meistens die Ineffizienz oder der Fehlerteufel ins Spiel. Und dann verlierst du eben diese Partien. Gerade als SSV Jahn Regensburg musst du immer 110 % geben, ansonsten reicht es eben nicht.

Es fehlten Führungsspieler, Automatismen und Qualität

Viele Schwächephasen in der Saison müssen aufgearbeitet werden. Bei der Kaderzusammenstellung im Sommer konnte man keine Spieler verpflichten, die in einer schwierigen Lage vorangehen und eben nicht den Kopf in den Sand stecken. Natürlich hat man nicht immer die Mittel für solche Transfers, völlig verständlich, aber gerade dann muss ich diese Typen formen und solche Aspekte in der Kaderplanung berücksichtigen. Und dies gelang dem Trainerstab nicht, ein Fortschritt im mentalen Bereich war schlichtweg nicht zu erkennen.

Am Ende fehlte dann dieses Selbstvertrauen und diese unerschütterliche Überzeugung. Das Konstrukt wirkte einfach instabil und mögliche Führungsspieler gingen zumindest in den Spielen nicht voran, es war niemand dabei, der wenigstens ein Zeichen setzen wollte.

Die Trauer zwingt zu Nostalgie

Was für geile Momente haben wir in diesen 6 Jahren erlebt?! Ein Jonas Nietfeld, der uns zum 4:3 schießt. Ein Marvin Knoll, wie er einen seiner genialen Freistöße auspackt. Oder doch dieser legendäre 5:0-Sieg in Hamburg. Was für Kämpfer haben wir doch erlebt, was für Dreckssäcke, eben Leute, die den Verein gelebt haben. Oft gefeiert, oft gesungen, bis die Polizei kommt. Und genau in diesen Momenten wird ein Verein zum Mythos – wenn der Jahnsinn wieder über uns regiert.

Und einer war doch immer da, egal ob Liga 2 oder Liga 4: Wastl Nachreiner – Fußballgott. Du hast immer alles für uns, für diese Farben gegeben. Gegrätscht bis das Knie offen war und gekämpft bis der Pfiff ertönte – immer und überall. Kein Spieler steht so fest in Verbindung mit dem Jahn wie du. Egal welcher Gegner, Wastl war immer da. Und so hoffe ich, dass der Abschied einzigartig wird und das ganze Stadion gemeinsam „Wastl Nachreiner – Fußballgott“ schreit, damit es auch der Letzte weiß.

Aber auch wenn wir wieder absteigen, muss man einfach mal Danke sagen. Danke an all diejenigen, die uns diese Zeit gebracht haben und unseren Verein zu dem gemacht haben, was er heute ist. Und natürlich wird und muss es personelle Veränderungen geben. Aber diese Jahre, diese Geschichten kann uns keiner nehmen und das Buch ist noch lange nicht geschlossen!

Der Neuanfang wird kein Zuckerschlecken

Es laufen haufenweise Verträge in der kommenden Transferphase aus, dazu muss sich der Etat zwangsläufig aufgrund des Abstiegs verringern. Und natürlich ist es jetzt ein Reflex, einen Wiederaufstieg auszurufen, aber das gleicht einer Utopie. Der SSV Jahn sowie Tobias Werner stehen vor einer Mammutaufgabe. Einen konkurrenzfähigen bis Juli zu präsentieren wird schwierig, gerade weil der Markt in der 3. Liga so eng ist. Und da sind die Abgänge im Scouting nicht gerade förderlich, schließlich müssen wir Spieler finden, die sonst niemand findet.

Es wird ein harter Prozess, bis wir wieder oben angreifen können. Erst muss ein Neuaufbau erfolgen, dann muss Stabilität erscheinen und dann kann man langsam aber sicher über mehr sprechen. Aber aktuell wünsche ich mir bitte, bitte einfach nur eine ruhige Spielzeit.

Zwischen Unerschütterlichkeit und Trauer

Natürlich fließen nun die Tränen. Es tut einem im Herzen weh. Und dennoch hilft es irgendwie nicht, wir müssen wieder aufstehen. So oft hat sich unser Verein aus den schwierigsten Lagen befreit und so oft kamen wir wieder stärker hervor. So auch dieses Mal! Wir werden, wir dürfen nicht aufgeben!

Avanti Ratisbona!

Maximilian Aichinger