Der Jahn auf Abschiedstournee

Die Chancen für den Klassenerhalt sind verschwindend gering. Ist es nun Zeit am Samstag den 33. Spieltag gegen Eintracht Braunschweig in eine Abschiedstournee zu gehen? Oder wird doch noch ein Wunder möglich? (Foto: Sebastian Widmann/Getty Images via Onefootball)

Der Blick auf den Gegner


Hochmut kommt vor dem Fall. Auch wenn dies nicht 100 % zutrifft, so werde ich jetzt bestraft, dass ich Braunschweig als Absteiger Nummer 2 sah. Respekt an die Mannen aus Niedersachsen, ihr habt euch besser angestellt als wir. Die Mannschaft von Michael Schiele belegt aktuell den 14. Platz und läuft maximal Gefahr, auf den Relegationsplatz abzustürzen. Das ist zwar keine 100%ige Versicherung, fühlt sich jedoch besser an als Platz 17.
Die Spieler im Tor der Löwen – Jasmin Fejzic (whoscored Ranking 6,58) und Ron-Thorben Hoffmann (6,37) hatten auf jeden Fall eine aufregende Saison. Aktuell scheint der vom FC Bayern gekommene Hoffmann das Zepter im Tor übernommen zu haben. Grund hierfür dürften die schwankenden Leistungen und Patzer des erfahrenen, bosnischen Schlussmanns Fejzic sein. Dieser sicherte Hoffmann jedoch die volle Unterstützung zu und „lebte dies auch“ laut Trainer Schiele. Laut unserem aktuellen Kenntnisstand beendet Fejzic im Sommer vermutlich seine Karriere. Für den Ruhestand natürlich nur das Beste! Fejzic mit 4 Zu-Null-Spielen und Hoffmann mit 1nem Zu-Null-Spiel liegen in dieser Statistik etwas hinter den Jahn-Keepern Stojanovic und Urbig mit insgesamt 8. Dafür kassierten sie insgesamt nur 1 Gegentor mehr als der Jahn. Ausreichend dürfte es wohl für diese Saison am besten treffen. Potenzial nach oben ist vorhanden.
Schwach im Verteidigen gegen Standardsituationen, schwach in Kopfballduellen, schwach gegen direkte Attacken mit dem Ball und sehr schwach bei der Vermeidung von Fouls in gefährlichen Zonen. Die Defensivspieler Jannis Nikolaou (6,77), Anton-Leander Donkor (6,84), Saulo Decarli (6,59), Hasan Kurucay (6,54) sowie Filip Benkovic (6,82) weisen auf dem Papier doch einige Punkte auf, an denen man angreifen könnte. Die 55 Gegentore untermauern, dass die Verteidigung dieses Jahr nicht immer sattelfest war. Sollte unsere Offensive ihre alte Kopfballstärke in Form von Albers auf Tor bringen können, so scheint dort eine Chance zu liegen. Leider kann und muss man zum jetzigen Zeitpunkt so ehrlich sein: Unsere Offensive ist ein zahnloser Tiger. Von daher bleibt mir nur zu hoffen, dass die Jungs bitte ein paar Buden machen.
Im Mittelfeld ziehen neben Nikolaou und Donkor auch Maurice Multhaupt (6,47), Danilo Wiebe (6,78), Bryan Henning (6,26), Robin Krauße (6,51) und Immanuel Pherai (6,84) ihre Strippen. Pherai (5 dabei auch 7 Tore), Multhaup (4), Krauße (3), Wiebe; Marx und Nikolaou (jeweils 2) leisten deutlich mehr Assists als das Mittelfeld der Regensburger (z. B. Shipnoski mit 2 Assists). Bei den Spielern, die regelmäßig spielen, gibt es keine großen Unterschiede bei der Passquote oder den durchschnittlichen Pässen pro Spiel. Was man aus diesen Daten entnehmen kann ist, dass das Mittelfeld der Eintracht ebenfalls relativ solide ist, aber im Vergleich zum Jahn eine wirkliche Unterstützung nach vorne bietet. Assists aus dem Mittelfeld sind nun mal für eine Offensive wichtig.
In der Offensive fallen natürlich sofort Anthony Ujah (6,91) und Manuel Wintzheimer (6,56) ins Auge. Beides sehr erfahrene und gute Spieler. Ebenfalls dort zu finden ist Lion Lauberbach. Insgesamt haben die Löwen 40 Tore und damit ganze 10 mehr als der Jahn erzielt. Das mag zwar nicht einen „Wow!“ Schrei von den Lippen locken, jedoch kann man sagen, dass es auf jeden Fall deutlich besser läuft als beim Jahn. Alleine Ujah hat 10 Buden gemacht. Danach Pherai mit 7 und Lauberbach mit 4. Unsere drei besten Torschützen Albers, Caliskaner und Owusu haben jeweils „nur“ 6 Tore gemacht. Laut den Analysen von whoscored gehören Konter zu den Stärken der Eintracht. Außerdem sind sie sehr stark im Kreieren von Chancen. Unsere Innenverteidigung aber vor allem unsere Außenverteidigung ist gefordert, dafür gewappnet zu ein.

(Foto: Sebastian Widmann/Getty Images via Onefootball)

Der Blick auf den Jahn

Man ist es beim Jahn diese Saison gewöhnt: Die Liste der fehlenden Spieler ist gut gefüllt. Fehlen werden: Lasse Günther (Muskelfaserriss), Minos Gouras (Sprunggelenk), Steve Breitkreuz (Sperre). Für Oscar Schönfelder ist es immer noch knapp zu früh und Wastl Nachreiner trainiert mit Maske. Bei Wastl wird die Woche abgewartet, ob er einen Kaderplatz füllen kann.
Für Enochs war die Enttäuschung sehr groß. Es war ihm klar, dass es gegen den HSV in die Hose gehen kann, insbesondere wenn man nicht seine Topleistung abruft. Das Leistungslimit war aber eben nicht top und die Mannschaft laut dem Trainer sehr enttäuscht. „Auch mit einer sehr guten Leistung gegen den HSV wäre es keine Garantie gewesen, dass wir das Spiel gewinnen. Aber dann bist du eher in der Lage, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Dies ist unsere Aufgabe in den nächsten drei Trainingstagen.“ , gab Joe Enochs zu Protokoll.
Auch wenn man es ihm nicht direkt ansieht, so versprüht Enochs weiterhin Optimismus. „Es war in den vergangenen Monaten hier beim SSV Jahn keine Leistungskrise, sondern mehr eine Ergebniskrise.“ Er vertraut also der Mannschaft.
Dementsprechend hat er weiterhin viele Gespräche geführt und hat die Überzeugung, dass es seine Jungs schaffen können. Er stellt jedoch auch klar, dass er niemanden helfen kann, der sich nicht von einem Endspiel auswärts vor 20.000 Zuschauern motiviert ist. Seiner Meinung nach hat man den Spielern durch Ihre Enttäuschung angesehen, dass es Ihnen wichtig ist gut und erfolgreich zu spielen.
Die Arbeit von Michael Schiele lobt er in höchsten Tönen. Zitat aus der Pressekonferenz: „Mir persönlich ist aufgefallen, dass sie sehr wenig Ballbesitz haben. Aber, wenn sie aus der tief stehenden Abwehr nach vorne spielen, haben sie bisher sieben Kontertore erzielen können. Sie sind dort, in den Kontersituationen, sehr gefährlich.“ Die Spieler Ujah und Pherai wurden von Joe Enochs nochmals hervorgehoben. Die robuste Mannschaft und die Fünferkette wurden ebenfalls gewürdigt.

Mit Blick auf die Zukunft wurden heute Gerüchte bekannt, dass der FC Saarbrücken und der SV Elversberg an Nicklas Shipnoski interessiert sind. Außerdem sind Gerüchte aufgetaucht, dass der Jahn an dem Zwickauer Johan Gomez interessiert ist, welcher lange für Enochs gespielt hat. Auch auf der Pressekonferenz wurde der Coach nach Neuverpflichtungen gefragt: „Wir setzen uns jeden Tag zusammen, dass kann ich Ihnen versichern, wir mit Tobias wirklich fleißig an allen Szenarien arbeiten“. Tobias Werner wurden in letzter Zeit häufig für seinen quasi unsichtbaren Auftritt kritisiert. Enochs verweist aber darauf, dass die Ausrichtung, welche Art von Spieler man verpflichten möchte, grundsätzlich Vereinssache ist.

Thomas Süß


In eigener Sache: Max war im Rasenfunk zu Gast! Hört doch mal rein und verzeiht ihm die schlechte Mikro-Qualität! 😉