Zwischen Hoffnung und Todesangst

Gut, Angst vor dem Tod braucht keine dieser Mannschaften mehr zu haben. Der HSV ging in den letzten Jahren mehrmals durch die Hölle und die Jahnelf gilt mehr oder weniger als klinisch tot. Dennoch wollen beide Teams mit einem Sieg die Hoffnung am Leben halten und einen Zielsprint für die Schlussphase der Saison hinlegen. (Foto: Gatzka)

Gibt es noch Romantik im harten Geschäft Profifußball? Eher weniger. Beim Jahn hingegen wollte man sich absondern vom Wahnsinn und schrieb sich Kontinuität auf die Stirn, zumindest im Fall des Erfolgs. Denn wenn es mal mehrere Monate nicht läuft, dann greifen plötzlich doch die Mechanismen des modernen Sports. So entschied man sich am Dienstag für eine Entlassung von Mersad Selimbegovic, obwohl nur noch wenige Spiele zu gehen sind.

Ein Nachfolger war schnell gefunden: Joe Enochs. Enochs wurde bereits von Flo näher beschrieben. Mit der Verpflichtung des US-Amerikaners wollte man laut Rothammer „die Reserven der Spieler lockern“ und somit noch „einen Impuls setzen“. Aber klar, am Ende ist es auch eine Verpflichtung mit Blick auf die nächste Saison, schließlich ist Enochs ein Trainer, welcher Stabilität schaffen soll. Und wer weiß, vielleicht kann er mit seinen unzähligen Einzelgesprächen wirklich eine mentale Blockade in den Köpfen der Spieler lösen und somit neuen Aufwind erzeugen.

Die Entscheidung Joe Enochs anzurufen haben Philipp Hausner, Tobias Werner und ich getroffen. (…) es ist wie ein warmes Messer durch die Butter gelaufen.

Hans Rothammer über die Verpflichtung von Enochs

Aber nicht nur der Jahn wird mit einem großen Siegeswillen ins Jahnstadion kommen. Gleichermaßen ist auch die Mannschaft von Tim Walter unter großen Zugzwang. Der HSV erlebt auch diese Saison einen miserablen Frühling und ist auf dem besten Weg sich den direkten Aufstieg wieder selbst zu versemmeln, da man zuletzt überraschende Punktverluste wie bspw. in Magdeburg hinnehmen musste. Aber wir sollten Hamburg nicht kleiner machen als sie sind, die letzten Wochen haben sie sich zwar nicht von ihrer besten Seite gezeigt, aber dennoch handelt es sich um eine sehr gute Mannschaft in dieser Liga. 2 Tore pro Spiel, 59 % Ballbesitz und eine Zweikampfquote von 51 % im Durchschnitt sprechen für sich und zeigen die Qualität dieser Elf.

Im Volkspark wirkt es allerdings auch so, als hätte man gewisse mentale Probleme. So ist man oft in spielentscheidenden Phasen neben der Spur, verliert überdurchschnittlich oft den Ball und hadert mit der Chancenverwertung. Kommt uns irgendwie bekannt vor. Auch beim SSV Jahn sind diese Themen sehr aktuell und bestimmte Spieler haben eine regelrechte Blockade im Kopf.

Sollte man das gegen den HSV durch den Trainerwechsel abstellen können, stehen die Chancen auf einen Kampf auf Augenhöhe gut. Beispiele wie Braunschweig und Magdeburg zeigen, dass man mit einer feinen Analyse auch solche Gegner schlagen kann. Im Endeffekt muss der Dino seine Hausaufgaben machen – und somit werden sie deutlich mehr Druck auf dem Kessel haben, schließlich gilt der Jahn für viele schon als abgestiegen.

Es geht darum, alles so ein wenig zu vereinfachen, dass wir die Köpfe freibekommen, damit wir nicht mehr soviel nachdenken und einfach Fußball spielen. Und es auch genießen, Fußball zu spielen.

Joe Enochs über taktische Änderungen

Im Endeffekt haben wir keine Chance mehr auf den Klassenerhalt. Langsam hat sich wahrscheinlich der Letzte mit einer Rückkehr in Liga 3 abgefunden. Na und?! Lasst uns gemeinsam am Sonntag dieses Spiel gegen den HSV genießen. Lasst uns das Jahnstadion zu einem Hexenkessel verwandeln. Ausreden zählen nicht, auch auf Platz 17 muss jeder für seinen Verein bis zum letzten Atemzug einstehen, komme was wolle. Und wir müssen die Jungs und den neuen Trainer tragen, wir müssen alle an einem Strang ziehen. Und wer weiß, vielleicht geht dann was.

Maximilian Aichinger