Eine letzte Chance?

Es herrscht große Ernüchterung vor einem Spiel, das wichtiger nicht sein könnte. Kann man schon davon sprechen, dass es sich in Rostock um die letzte Chance im Kampf um den Abstieg handelt?

Der Blick auf den Gegner

Natürlich ist das äußerst populistisch gesprochen, denn vermutlich ist rechnerisch noch alles möglich. Aber die Luft wird leider immer dünner. Und meine Motivation ist gerade ehrlicherweise nicht nur im Keller, sie kommt aus diesem auch nicht mehr heraus. Wie also geht es unserer Mannschaft damit? Ziehen Spieler die dringend notwendigen Konsequenzen für sich selbst? Bäumen Sie sich nochmal auf? Werden eventuell auch Taten für manche Nachtaten folgen?
Eins ist jedenfalls sicher: Rostock ist nicht unschlagbar. Aus mir nicht bekannten Gründen bei vielen Jahnfans nicht sehr beliebt, aber bei den Rostockern gesetzt: Markus Kolke. Alle 30 Spiele hat die unumstrittene Nummer 1 der Jungs von der Ostsee diese Saison auf dem Buckel. Dabei ist er laut „kicker“ mit einer Note von 2,98 der beste Spieler seiner Mannschaft. Er hielt seinen Kasten 7-Mal zu null und ist somit seit langem einer der Torhüter, die in dieser Kategorie besser sind als Dejan Stojanovic (6x). Diese Punkte lassen die Schlussfolgerungen zu, dass die Schuld an den 46 Gegentoren der Rostocker (Jahn: 47) nicht unbedingt am Torhüter liegen muss.
In der Verteidigung sind Spieler wie der erfahrene Rick van Drongelen (whoscored Rating 6,64), Damian Roßbach (6,62), Ryan Malone (6,90) und Lukas Fröde (6,94) zu finden. Erstmal liest man diese Namen und denkt sich: „Okay, viel Erfahrung, was soll da anbrennen?“. Liest man jedoch die Charakteristiken der Mannschaft, so sieht man Schwächen gegen „starke“ Spieler und sogar starke Schwächen bei der Verteidigung gegen Konter und beim Vermeiden von Fouls in gefährlichen Zonen. Dies sollten Punkte sein, an denen man ansetzen kann. Zwar ist der Torhüter Kolke im Notfall ein Unterschiedsspieler, die Verteidigung scheint jedoch trotz Ihrer Erfahrung nicht immer sattelfest zu sein.
Im Mittelfeld treiben Kevin Schuhmacher (6,40) sowie Nico Neidhart (6,49). Ansonsten sind viele Verteidiger zu gleich defensive Mittelfeldspieler. Liest man sich die Passquoten durch, sind die nicht gerade sehr berauschend. Nur 2 Spieler haben eine Quote um die 75 %. Alle anderen Werte wie Schlüsselpässe, Assists oder durchschnittliche Pässe finden sich im Vergleich eher im unteren Teil der Tabelle wieder. Ob es dort Schwächen gibt, die genutzt werden können?
Kommen wir zur Offensive: Lukas Hinterseer (6,51), Kai Pröger (6,86). Svante Ingelsson (6,56), Dennis Dressel (6,79) und Nils Fröling (6,33) heißen die Akteure dort. Rostock ist eine der wenigen Offensiven, die noch schlechter dran sind als die vom SSV Jahn. Nur 26 Tore wurden erzählt. Topscorer ist Kai Pröger welcher auf unsere schwachen Außenverteidiger trifft. Ihn gilt es definitiv „auszuschalten“. Ebenso sollte man versuchen, Ingelsson nicht ins Spiel kommen zu lassen, bevor er wieder einen unserer Spieler verletzt. Dass er nicht langfristig vom DFB gesperrt wurde, empfinde ich nach wie vor als Farce. Alles in allem bleibt festzuhalten, dass unser Verteidiger die Rostocker Offensive in Schach halten können, wenn sie sich zusammenreißen und konzentriert bleiben.

Foto: Alexandra Beier/Getty Images (Onefootball-Lizenz)

Der Blick auf den Jahn

Was war das für eine niederschmetternde Partie gegen den SV Sandhausen? Alles war angerichtet für den Befreiungsschlag, aber am Ende folgte blanke Enttäuschung. Es ist bitter, diese Chance werden wir in dieser Saison nicht mehr bekommen. Der Klassenerhalt gleicht nach mehreren verpatzten direkten Duellen einem Wunder. Und in Rostock wird es bestimmt nicht einfacher. Gegen die Kogge musst du mal wieder gewinnen. Irgendwie.

Leon Guwara erwischte in Sandhausen einen Tag, an dem er besser im Bett geblieben wäre. Guwara zeigte eine mäßige Vorstellung, die von vielen Unsicherheiten geprägt war, dazu erhielt er nach einem „hohen Bein“ eine Rote Karte und fehlt somit für zwei Spiele. Es wird wohl Lasse Günther sein, der in Rostock anstelle von Guwara aufläuft. Idrizi, Wastl sowie Schönfelder sind weiterhin nicht einsatzbereit und für Minos Gouras ist die Saison wie bereits bekannt beendet. Also bleibt die Personalsituation angespannt und auf beiden Außenverteidiger-Positionen ist Improvisieren angesagt, da ja auch Bene Saller aufgrund einer Sperre fehlt. Bene wird wahrscheinlich durch Christian Viet oder Konni Faber vertreten. Durch die schwache Leistung von Faber gegen den SVS könnte Viet in die Startaufstellung rücken.

Wir haben so oft Chancen verpasst, direkte Konkurrenten mithineinzuziehen, zu überholen oder nicht dreifach punkten zu lassen. Am Ende tut es nochmal weh, da wir dort (in Sandhausen) eine erste Halbzeit abgeliefert haben, die Abstiegskampf nicht entspricht. So kannst du nicht im Abstiegskampf auftreten.

Mersad Selimbegovic über verpasste Chancen

Es wird am Samstag erneut ein Abnutzungskampf bis zur letzten Minute und auch Hansa ringt ums Überleben in dieser Liga. Es ist fünf vor zwölf – aber mit einem Sieg könnten wir die Uhr zurückdrehen. Wir haben nichts mehr zu verlieren, eigentlich sind wir für viele schon abgestiegen. Auch für mich. Aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Bitte.

Aber egal wie es ausgeht: Wir werden dir immer folgen, sei es auch in Liga 4!

Thomas Süß, Maxmilian Aichinger