11 Mann brechen nicht so leicht – das Magdeburg Kollektiv

Die Truppe von Christian Titz wurde von vielen am Anfang unterschätzt, indessen überrascht sie jetzt die Liga. Und diese Mannschaft kommt am Sonntag, dem 09.04.2023 um 13:30 Uhr, zu einem vermutlichen 6-Punkte-Spiel nach Regensburg in das schöne Jahnstadion.

Der Blick auf den Gegner

Wie oft die eigene Wahrnehmung und die Realität auseinanderliegen, erkennen vermutlich viele wieder, wenn sie die aktuelle Tabelle ansehen. Vor der Saison haben einige Fans, nicht nur vom SSV Jahn, den 1. FC Magdeburg als einen DER Abstiegskandidaten gesehen, der in kaum einer Prognose nicht auf Platz 18 stand. Nun, Überraschung, die Truppe aus Sachsen-Anhalt steht zum aktuellen Stichtag mit 5 Punkten 5 Plätze vor der Jahnelf. Um nicht den Anschluss zu verlieren und um ein dickeres Polster aufzubauen, ist dieses Spiel für die Mannschaften und die Trainer Titz und Selimbegovic von großer Bedeutung. Und so wie man beim Jahn immer auf den Teamgeist schwört, so kann man auch feststellen, dass die Magdeburger sich auch auf Ihren Teamgeist verlassen. Es gibt wenige große Namen, aber dafür viele solide Spieler, welchen wir uns jetzt widmen.

Einer von ihnen ist der Torhüter Dominik Reimann, der im Quartett Reimann, Boss, Kruth und Schlitter die Nummer 1 bildet. Mit gerade 4-Mal ohne Gegentor finden sich die Torhüter im Ligavergleich jedoch mit 3 anderen Mannschaften auf dem vorletzten Platz wieder. Da Boss der einzige andere Goalie mit einem Einsatz ist, sind alle zu null Spiele von Reimann bestritten worden. Der Torhüter soll seine Stärken im Spielaufbau haben, mit seinen langen Pässen. Seine Schwächen liegen anscheinend jedoch im Klären von Flanken bzw. hohen Bällen. Sollte es also wider Erwarten ein Tag werden, an dem der SSV Sahneflanken schlägt, wer weiß was möglich ist? Liest man sich die Charakteristiken des FC Magdeburg durch, so klingt es sehr hart, was dort steht. Sehr starke Schwächen sieht die Statistikplattform „whoscored“ beim Verteidigen von Distanzschüssen, dem Luftkampf, dem Stellungsspiel und beim Vereiteln von Chancen für den Gegner. Nur „Schwach“ sollen Sie beim Spiel gegen den Ball und gegen Spieler mit starken Einzelfertigkeiten sein. Dabei vermutet man das nicht auf den ersten Blick. Drei der Verteidiger der letzten Startaufstellung – Bell Bell (6,49), Heber (7,19) & Bockhorn (6,93) – haben eigentlich kein schlechtes Ranking. Sollte die Defensive wirklich so Probleme haben, sollte das eine Chance für unsere Offensive bilden, wenn diese nur nicht so harmlos wäre …
Im Mittelfeld sind Spieler wie Amara Conde (6,69), Jason Ceka (6,59), und Connor Krempicki (6,38) zu finden. Während in unserem Mittelfeld nicht mehr als 2 Assists pro Spieler zu finden sind, hat alleine Ceka 6 Stück. Auch hohe Passquoten mit um die 80 % bis 85 % sprechen für ein funktionierendes Mittelfeld. Wobei Philip vom Turmfunk es in der Nachbesprechung gut erklärte, dass hohe Passquoten nicht gerade zu den Stärken des SSV zählen. Wer es nicht gehört, hat gerne beim Millernton reinhören. Das Mittelfeld scheint keine größere Problemzone und grundsolide zu sein. Es kann also sein, dass sich hier aufgerieben wird.

Im Sturm fällt neben Spielern wie Tatsuya Ito (6,47, 3 Tore) natürlich der Name Baris Atik (7,06, 5 Tore) auf. Atik war in der vergangenen Drittligasaison der Spieler mit den zweitmeisten Toren auf seinem Konto. Seine Torgefahr sucht er dieses Jahr eher noch, dafür stellt er sich in den Dienst der Mannschaft, leistete bisher drei Assists. Auch wenn Atik vielleicht nicht mehr so „gefährlich“ wie in der Dritten Liga ist, so darf man ihn und vor allem Magdeburg insgesamt nicht unterschätzen. Mit 8 Toren hat jedoch die interne Torjägerkanone aktuell der Spieler Moritz-Broni Kwarteng (7,04) bei sich Zuhause stehen. Dieser fehlte jedoch beim Spiel gegen Hansa Rostock aus unbekannten Gründen. Egal ob nun mit oder ohne Kwarteng. Die Offensive der Magdeburger mag vielleicht auf dem Papier nicht brandgefährlich wirken, unterschätzen darf und sollte man sie keinesfalls.
An dieser Stelle möchte ich den Titel zitieren: „11 brechen nicht so leicht“. Wenn man versucht, einen Stock zu zerbrechen, gelingt das meist mühelos. Aber hat schon mal jemand versucht, 11 Stöcke gleichzeitig zu zerbrechen? Ziemlich schwer, nicht wahr? Und die Magdeburger sind eine Mannschaft, die mit einer guten Teamleistung kommt. Nur das tun unsere Jungs auch. Auf ein schönes Fußballspiel!

Foto: Gatzka

Der Blick auf den Jahn

Die Partie gegen den FC St. Pauli war spielerisch erneut solide und bei fast jeder Mannschaft hätte der Jahn einen Punktgewinn erzielen können, aber nun einmal nicht bei der Mannschaft der Stunde. Unabhängig davon gab es jedoch einige Kritikpunkte, wie die beklagenswerte Qualität der Abschlüsse und eben das ausschlaggebende Slapstick-Gegentor in Halbzeit 1. Und dann verlierst du gerade in dieser engen Liga, auch wenn du eigentlich gut gespielt hast. Die zarte Hoffnung für eine längere Serie wurde somit vom Serienmeister höchstpersönlich im Keim erstickt, aber die Hoffnung für den Klassenerhalt lebt.

Das letzte Aufeinandertreffen mit Magdeburg ist vielen in Erinnerung geblieben. Es war der Startschuss für einen harten Abstiegskampf und den sportlichen Niedergang von Dejan Stojanovic, der nach seinem Patzer in der MDCC-Arena deutlich in der Kritik stand. Später wurde er auch durch den spielentscheidenden Fehler gegen den 1. FCM als Stammtorhüter durch Jonas Urbig ersetzt. Er steht auf alle Fälle auch nach seiner Mitverantwortung am Gegentor in Hamburg im Tor, dennoch muss Mersad Selimbegovic auf einige Spieler am Sonntag verzichten. So muss Prince-Osei Owusu aufgrund einer Gelbsperre aussetzen, dazu hat sich der eh schon verletzte Oscar Schönfeldner genau wie Joshua Mees erkältet.

Du musst bereit sein zu leiden, auch hinterherzulaufen, viel Geduld haben. Unter Druck lösen sie es auch sehr gut. Von daher ist es wirklich keine leichte Aufgabe. Du brauchst die richtige Balance im eigenen Spiel. Die Leistungen der Magdeburger verdienen jeglichen Respekt.

Mersad Selimbegovic im Vorfeld der Partie

Am Dienstag und Mittwoch war eigentlich schon das Pokalviertelfinale, aber für den SSV Jahn und dem FC Magdeburg entwickelt sich das Spiel am Ostersonntag zu einem KO-Spiel. Denn eigentlich ist klar: Wer verliert, der wird auch die nächsten Spiele nicht mehr in Ruhe spielen können und wird exorbitant viel Drück verspüren.



Thomas Süß, Maximilian Aichinger