Neuer Verein, altbewährte Strategie: Keller muss sanieren

Köln – Nachdem man die UEFA Conference League erreichen, und Christian Keller verpflichten konnte, ereignete sich ein gewohntes Bild in Köln: Man verfiel in eine Euphorie und singt Lieder vom Europapokal. Dennoch spricht der ehemalige Regensburger von einer notwendigen Sanierung und einer finanziellen Krise. Eine Analyse

Seine Worte hören sich oft philosophisch an und seine Transferstrategie wirkt wie gemacht für einen Verein wie den 1. FC Köln, dennoch wird in der Berichterstattung oft vergessen, dass dieses Umfeld ein anderes darstellt als das in Regensburg. Denn am Rhein findet sich ein deutlich kritischeres und ungeduldigeres Beobachterfeld als in der Oberpfalz wieder, dazu kommen die jüngsten Erfolge unter Steffen Baumgart, welche die Erwartungen für die kommenden Spielzeiten erhöhen. Aufgrund dieser Tatsachen wird sich Keller keinen Fehlstart erlauben dürfen, wie er ihn zu seiner Anfangszeit am Kaulbachweg erleben musste, sonst könnte sein Stuhl sehr schnell wackeln. Die ersten Neuzugänge konnte Christian Keller schon vermelden. Mit Dennis Huseinbasic kommt ein Spieler aus der 4. Liga nach Köln, der Geschäftsführer Sport traut dem Talent den Sprung in die Bundesliga zu.

»Christian Keller, der die Regionalliga noch aus seiner Zeit als Macher des SSV Jahn Regensburg sehr genau kennt, sieht in Denis Huseinbasic ein Talent, das für deutlich anspruchsvollere Aufgaben berufen ist. „Denis Huseinbasic ist ein hoch veranlagter junger Spieler mit großem Entwicklungspotenzial. Wir trauen ihm deshalb den enormen Sprung von der vierten in die erste Liga zu“.«

Dies schreibt die „Kölnische Rundschau“ über den Neuzugang aus Offenbach

Doch kann diese Transferstrategie überhaupt in der Bundesliga funktionieren? Es wird sich erst mittelfristig herausstellen, ob diese Strategie mit günstigen Spielern aus den unteren Profiligen auch bei Köln Erfolg haben wird. Dennoch muss man in der 1. Liga insbesondere auf individuelle Qualität setzen und auch mal in den Geldbeutel greifen, damit man seinen Kader verstärken kann. Keller wird aufgrund seiner «finanziellen Sanierung» erst einmal (hohe) Ablösen vermeiden und auf ablösefreie und günstige Spieler setzen müssen. Für Huseinbasic zahlt Köln circa 500.000 Euro an den OFC, dies stellt eine beachtliche Summe für einen Spieler aus der Regionalliga dar und erhöht die Erwartungen an den Mittelfeldspieler. Linton Maina kommt hingegen ohne Ablöse in die Domstadt und soll nächstes Jahr unter Baumgart zu einem Bundesligaspieler reifen. Aktuell wird ein Stürmer, sowie ein Ersatz für den nach Dortmund wechselnden Salih Özcan (im zentralen Mittelfeld) gesucht.

Meine Meinung: Keller steht inmitten einer großen Herausforderung, da er den Mittelweg zwischen Euphorie, Bodenständigkeit und Ehrgeiz finden muss. Dazu kommen die scheinbar schwierigen Bedingungen in Köln, aber er hat schon einmal einen Verein kernsaniert, also warum nicht ein zweites Mal? Sollte er Köln langfristig zu Erfolgen führen, dann sollten ihm alle Türen im Profifußball offen stehen. Allerdings muss man bekanntlich erst einmal auf den Boden der Tatsachen, bevor man abheben kann, demnach könnte es ein steiniger Weg werden, welcher aber vielversprechend aussieht.